8. Juni 2020
Hallihallo zusammen!
im heutigen Tutorial möchte ich die Gießtechnik für einen gelungenen, mehrfarbigen Marmoriereffekt bei Kunstharz-Gießlingen erläutern. Denn auch wenn das Muster im Grunde sehr einfach herzustellen ist, liegt die Tücke im Detail, und der Effekt kann ganz unterschiedlich ausfallen.
Weniger gut gefällt mir der Effekt der verlaufenden Farben, wenn sich alles mehr oder weniger vermischt, und ein Farbbrei entsteht. Wie stattdessen markante Flecken erzeugt werden können, erkläre ich im heutigen Beitrag.
Drei Erkenntnisse
1) Quick and Dirty
Anders als beispielsweise beim Streifenmuster, passiert alles bei einem Gießdurchgang. Das Harz sollte daher auf die Höhe der zu gießenden Form ausgerichtet sein. Bereite deinen Arbeitsplatz gut vor, damit Du Dich in den 15 Minuten des eigentlichen Gießens nur darauf konzentrieren kannst
2) Flat or Fat?
Abhängig von der zu gießenden Form ist die Herangehensweise eine andere.
Bei flachen Gußformen kann man mit nur farbigem Harz arbeiten, bei hohen Gußformen ist transparentes Harz der Hauptbestandteil. Die Seifenschale, die hier gegossen wird, hat 2,5 Zentimeter Höhe, daher kommt zu 70 % transparentes Harz zum Einsatz, plus je 10 % gefärbtes Harz.
3) Gelier or not to gelier?
Marmoriereffekte funktionieren besonders toll bei Harz mit kurzer Verarbeitungszeit und wenn das Harz vorgeliert ist.
Das Heißt: Harz mischen, Harz färben, zurücklehnen, Tee trinken und die Uhr im Auge behalten.
Bei frisch gemischtem Harz mit langer Verarbeitungszeit werden die Farbübergänge sehr soft und malerisch, sprich: Farbbrei droht.
(Hier: Epodex Epoxidharzsystem Pro. Es ist eigentlich nur für Schichthöhen bis 2 cm ausgelegt. Da in meinem Arbeitsraum die Temperatur mit 19 bis 20 ° C knapp unter der geeigneten Verarbeitungstemperatur liegt, funktioniert es auch bei der gewählten Gießhöhe wunderbar).
Für den Marmoriereffekt gehört Weiß als Acrylfarbe und zusätzliches Pigment für mich standardmäßig dazu. Das Bindemittel in der wasserhaltigen Acrylfarbe flockt im Harz aus und ergibt einen faserige Farbstruktur, die den Marmoriereffekt toll unterstützt. Mit Pigment kommen zusätzliche pünktchenförmige Sprenkel dazu, was die Optik noch unruhiger macht.
Wie, Du hast keine Silikonform für eine Schale?
Dann mach Dir doch einfach selber eine!
Hier findest Du die Anleitung für eine einteilige Form für Vorlagen mit Hinterschneidung.
Als Vorlage habe ich eine Vintage-Porzellan-Schale gewählt, die eine hochglänzend glasierte Oberfläche hat.
Der Gießkasten wurde aus Karton zusammengebaut. Es wurde das Silikon Addition Pink 10 von siliconesandmore verwendet.
Natürlich darf man auch eine gekaufte oder eine ganz andere Silikonform nehmen!!!!
Für die Schale benötigt man rund 200 Gramm Harz.
Harz wird gemischt und aufgeteilt: der größere Batzen mit rund 140 g bleibt transparent. Das transparente Harz wird in die Silikonform gegossen, bis die Form zu zwei Dritteln gefüllt ist. Etwas transparentes Harz solltest Du noch zurückbehalten. Lasse mit dem Mischen die Stoppuhr mitlaufen, so dass Du genau weißt, wieviel Zeit verstrichen ist.
Drei Portionen Harz à 20 Gramm werden eingefärbt: blickdicht braun mit Pgment Umbra, transparent bernsteingelb mit flüssiger Harzfarbe und blickdicht weiß mit Acrylfarbe und Pigment.
Das Harz ruht jetzt, bis es zähfließend ist. Beim Epoxidharzsystem Pro mit 65 Minuten Verarbeitungszeit kann man also genüsslich 30 bis 40 Minuten Pause machen.
Ich starte mit gelb gefärbtem Harz. Es wird an der Öffnung entlang eingegossen - jedoch nicht gleichmäßig, sondern mit Unterbrechungen.
Mit jeder nachfolgenden Harzschicht wird das vorher aufgetragene Harz in den Rand der Schale geschwemmt.
Dann kommt das braun gefärbte Harz. Es sollen nur einige dunkle Akzente zu sehen sein. Daher werden nur ein paar Sprenkel an verschiedeen Stellen der Öffnung gegossen.
Nun kommt das weiß gefärbte Harz hinzu. Es wird sich mit dem Gelb und Braun mischen. Trage es in zwei, drei etwas dickeren Flatschen rund um die Öffnung auf.
Noch ist die Silikonform nicht voll, daher wird jetzt - auch unregelmäßig - transparentes Harz an zwei, drei Stellen rund um die Öffnung aufgetragen. Das lockert die Farbpartien auf.
In der Regel wird dann eine zweite Runde gefäbtes Harz aufgetragen, da die Schale meist immer noch nicht voll ist. Achte darauf, das farbige Harz nicht gleichmäßig rund um die Öffnung zu gießen, sondern versetzte Stellen für jeden Farbauftrag zu wählen.
Solange gießen, bis die Silikonform gefüllt ist und das Harz leicht übersteht. Härten lassen. In meinem Fall lasse ich die Silikonform 20 Stunden ganz und gar in Ruhe.
Nach dem Ausformen das Ergebnis:
Um den scharfkantigen Harz-Rand an der Eingießöffnung zu glätten, nutze ich entweder eine Metallfeile oder grobes Schleifpapier. Wichtig ist, dass der Rand keine Verletzungsgefahr mehr darstellt und die Schale wackelfrei steht.
Wer möchte, kann noch Filzgleiter aufbringen, so dass die Schale auf glatten Oberflächen nicht wegrutscht.
Und jetzt: Schale der Benutzung zuführen, und hemmungslos Schlüssel, Brillen, Schmuck - oder auch Seife - ablegen.
Der einzige Nachteil bei diesen Schalenprojekten ist, dass man vergleichsweise schnell Ergebnisse produziert, und die Nachberabeitung kaum ins Gewicht fällt. Der Suchtfaktor, direkt noch eine und noch eine Schale zu gießen, ist also ziemlich hoch.
Also losgelegt: Schalen zum Ablegen von Gedöns kann man nie genug haben, und zum Verschenken sind sie wie gemacht!
Frisch marmorierte Grüße sendet Dir
Edna Mo