13. April 2015
Ab und zu kommt es ja über mich: textiler Wahnsinn. Erst neulich musste ich zwei Tage lang Stoff bedrucken - und habe wieder jede Menge darüber gelernt. Daher gibt es hier den ersten Teil eines zweiteiligen Tutorials über den Stoffdruck.
Heute stelle ich vor, wie man eine Schablone erstellt, die man zum Beispiel für das Bedrucken von Stoffen, aber auch für Graffitis, Leinwände oder Papier-Collagen immer wieder verwenden kann. Für absolute Schablonen-Nerds gibt es die ganze Magie der Schablonenherstellung auch schon als Maschine, den Schablonenplotter, und ich werde mir bestimmt irgendwann auch einen anschaffen müssen. Schablonen sind einfach der Brüller und machen völlig süchtig, wenn sie denn erst mal fertig sind.
Los geht's: Als Vorlage habe ich mein Edna.com-Logo gewählt. Da dort sehr gerade Linien an den Buchstaben geschnitten werden müssen, ist ein Teppichmesser mit kleiner Klinge und ein Schneidelineal nötig. Wer organische Formen wählt, kann ganz einfach mit der Nagelschere losschnibbeln.
You need:
Eine Vorlage auf Papier
Einen dünnen Karton
Wasserabweisendes Paketklebeband
Klebestift oder ablösbaren Sprühkleber
Teppichmesser, gebogene Nagelschere
Lineal mit Stahlkante
Bevor mit dem Schneiden losgelegt wird, sollte die Vorlage einmal genau betrachtet werden. Kleine Flächen, die in der Mitte einer auzuschneidenden Fläche liegen und "stehen" bleiben sollen, werden mit einem dünnen Karton-Steg fixiert. Ob der Steg nachher sichtbar bleiben soll oder durch Nachmalen wieder unsichtbar wird, kann man selber entscheiden.
In meinem Fall sind das die kleinen weißen Flächen im D, im A und im O. Mit Bleistift markiere ich die Stelle, an der der Steg beim Schneiden ausgespart sein soll.
Das Schnibbeln ist immer das Zeitaufwändigste bei der Schablonenherstellung. Daher soll die Schablone möglichst lange haltbar und wiederverwendbar sein. Damit der Schablonenkarton trotz wässrigem Farbauftrag nicht aufquillt, wird er einmal rundum mit Paketklebeband wasserfest gemacht. Die Klebebandstreifen werden möglichst faltenfrei und überlappend auf den Karton aufgeklebt.
Auf den abgeklebten Trägerkarton wird nun die Vorlage möglichst mittig angeheftet. Das hilft später, die Schablone möglichst genau zu positionieren. Mithilfe eines Klebstifts oder ablösbaren Sprühkleber (ich hatte natürlich just keinen, musste Flüssigkleber nehmen, lasst das bitte) wird das Vorlagenpapier angebracht.
Hinweis: mit Klebestift lässt sich das Papier am Ende viel einfacher abziehen als mit Flüssigkleber.
Nun wird losgeschnibbelt:
- Gerade Kanten mit Lineal und Cutter ziehen. Beim Cutter bitte immer vorsichtig und ohne Gewalt arbeiten. VERLETZUNGSGEFAHR, die Klingen sind sauscharf!! Statt einmal mit Kraft die Klinge durch den Karton zu ziehen, lieber nur leicht auflegen, aber dafür mehrfach nacheinander ziehen. Das reduziert die Verletzungsgefahr enorm. Und spart Kraft!
- Die Ecken jeweils noch einmal ganz pingelig nacharbeiten
- Rundungen mit der Nagelschere schneiden
- auf der Rückseite kontrollieren, ob die Kanten sauber sind, ggfs von hinten nacharbeiten.
- Stege stehen lassen nicht vergessen!!!!!!!!
Ein bißchen Zeit muss man einplanen. Für die gezeigte Schablone habe ich rund 30 Minuten benötigt.
Ist die Schneidearbeit getan, sollte das Vorlagenpapier möglichst komplett abgezogen werden. Reste werden sich bei der Nutzung mit wässriger Farbe vollsaugen und aufquellen. Trocknen dauert länger und die Gefahr von Verschmieren ist größer.
Damit ihr sehen könnt, wie die Sache mit den Stegen sich dann im echten Druck in der Handhabung gestaltet, habe ich Testdrucke auf einem Stoffrest gemacht.
Nach dem Farbauftrag und nachdem die Schablone abgenommen wurde:
Links das schablonierte Logo. Der Effekt ist so häßlich nicht. Rechts habe ich die Stege mit einem dünnen Pinsel nachgemalt, so dass das Logo wieder Original zu sehen ist.
Wie das so ist: hat man mit dem Drucken einmal angefangen, kann man so schnell nicht wieder aufhören. Ich habe dann einfach solange weitergedruckt, bis kein Stoffrest mehr übrig war. Dabei habe ich den Farbauftrag immer etwas variiert.
Da der Stoff total dick ist und zu nix anderem zu gebrauchen, habe ich aus den Teststücken dann kurzerhand Taschen genäht. Die Einfassungen und Henkel sind aus Leder. Meine Nahmaschine hat ganz schön gekeucht, als ich ihr dieses Monsterpaket an Stoff zig-fach umgeschlagen plus Leder doppelt unter die Nadel gelegt habe. Aber irgendwie hat sie es doch genäht bekommen.
Die große Tasche unten hat zusätzlich noch ein Siebdruckmotiv. Da kann man sehr schön sehen, was die Schablone kann und was nicht. Filigrane Linien sind im Siebdruck besser darstellbar. Auch der Farbauftrag ist deutlich dünner, so dass bei gleicher Druckfarbe der Schablonendruck viel dunkler (mehr Farbe) wird.
Teil II des Tutorials folgt in Bälde! Kuckt also mal wieder vorbei!