29. Mai 2015
Mit der Mira ist mir im letzten Jahr eine kleine Wunderwaffe gelungen. Diese wunderschöne ornamenthafte Kette aus schmalen Rinderknochenscheiben (aus Giessharz, selbstredend) hat sich in meinem Portfolio an selbstgemachten Ketten deutlich durchgesetzt.
Beruflicher Termin mit Hemd und Kragen - da setzt die Mira einen unaufdringlichen Schnörkel. Lässige Tunika mit Bundfaltenhose - die Mira zeigt auf, dass Langeweile nichts mit Schlichtheit gemein hat. T-Shirt und Turnschuhe beim Spaziergang am Meer - ein Hauch Eleganz zaubert die Mira. Gerade wegen der dezenten Farbe, aber sehr starken Form passt die Mira schlicht zu allem, glaubt es mir, ich habe es ausprobiert. Egal wie sehr ich alle meine handgemachten Perlen liebe und permanent begrabbeln und an mir baumeln haben möchte - im internationalen Vergleich fällt die Entscheidung sehr oft zu Miras Gunsten.
Sie ist federleicht und unkompliziert zu tragen. Passt auf hell, dunkel und Mustern jeder Art. Steht Männlein und Weiblein. Sie drückt oder stört nicht und sie zaubert einen super dekorativen, lässigen Look.
Ich wunder mich im Geiste immer wieder, dass die zutiefst gewalttätige Entstehungsgeschichte von der ursprünglichen Kuh bis zum Schmuckstück aus einem Stück Knochenabfall so ein bezauberndes Ergebnis hervorgebracht hat. Die Mira verströmt Leichtigkeit und Schönheit. Alles, was in der Vergangenheit liegt (Aufzucht, Massentierhaltung, Bolzentod, Hackebeil, Säge, automatisierte Verpackungsmaschinen, Transportwege quer durch die Republik, unterbezahlte Hilfskräfte im Supermarkt, preisbewußte Käuferinnen - und in meinem Fall - hungriger Hund, Auskochen, Spülmaschine, Transport quer durchs Rheinland, Ankunft im Künstlerhaushalt, Silikonform, und dann endlich, endlich Ruhe in einer hübschen Kiste in meinem Atelier) scheint irgendwie auf magische Weise abgefallen zu sein. Zum Glück.
Wenn man genau hinschaut, kann man auf den einzelnen Vorderseiten der gegossenen Mira die Furchen der Knochensäge sehen, und ich habe sofort das Bild vor Augen, wie ein in weißer Schutzkleidung vermummter Mensch (in Bergen von Knochen stehend) ebenjene durch eine riesige Bandsäge zieht und höre auch direkt das Geräusch. Ächz!
"Ja mei, dann mach halt bitteschön Schmuck aus Baumrinde, wenn dir das Schicksal von Kühen so an die Nieren geht" könnten jetzt etwaige Kritiker rufen. Ja, könnte ich und mache ich bestimmt auch. Die Kuh ist nur leider trotzdem tot, und ihrem Stück Oberschenkelknochen einen halben Gedanken zu widmen, finde ich einfach nur angemessen.
Danke für dieses Geschenk an mich!!!
PS: Ich habe festgestellt, dass ich mit dem Replik vom Geweihstück keine derartige Schreckensgeschichte verbinde. Wohl, weil das Rotwild in der freien Natur gelebt und von einem Jäger erlegt wurde. Es hatte eine schöne Zeit. (Vielleicht nicht so lange, wenn ich mir die winzigen Geweihzipfelchen so ankucke.) Die Kuh hatte, glaube ich, überhaupt keinen Spaß.