27. Januar 2016
Wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt, mag ich Muster. In jeder nur erdenklichen Form. Textilien mit Mustern finde ich unwiderstehlich. Und bei der Überlegung, womit ich einerseits meiner persönlichen Vorliebe frönen, gleichzeitig eine leicht umsetzbare Upcycling-Story für den Blog realisieren und außerdem einen grandiosen Anlaß für ein Fotostrecke schaffen könnte, bin ich bei dieser Idee gelandet.
Flecktarn?
Yep! Eben weil es eigentlich häßlich, langweilig und außerdem ideologisch negativ belegt ist, wird das Flecktarn jetzt mein bester Freund. Ich werde ihm eine Gehirnwäsche verpassen, die schlechten Träume austreiben und es zu einem ästhetischen Objekt in meiner Modesammlung verwandeln.
Und das geht einfach. Man übermalt das vorhandene Muster nämlich mit leuchtenden Stoffmalfarben. So wie Malen nach Zahlen. Und wer wie ich eine Farbpalette aus der Barbie- und Barbapapa-Welt wählt, führt das Muster in seiner ursprünglichen Funktion (Tarnen, Täuschen, Verstecken) schlicht ad absurdum (Flower Power, Pucci, Pazifismus).
Was wird benötigt?
Ich habe hierfür eine Hose benutzt (Natürlich geht das auch mit jedem anderen gefleckten Stoffuntergrund), die habe ich gebraucht im Internet besorgt. Sehr erstaunt war ich über die ungeheure Masse an verschiedenen Mustern und den Farbzusammenstellungen. Jedes Land hat ein spezifisches Flecktarn-Muster, wußtet ihr das? Ich wollte nun ein etwas großflächigeres Muster mit vielen hellen Stellen und bin am Ende beim amerikanischen Schneetarnmuster und einer Herrenhose in Größe L gelandet. Diese Hose zeichnet sich an meinem geschmeidigen Leib durch überhaupt keine Passform aus, hat einen extra hohen Bund und hängt am Po. Das Material ist standfest, jedoch wunderbar weich gewaschen und hat hier und da ein paar Gebrauchsspuren. Hier mal die Hose in einer Rundum-Betrachtung
(und ja, ich hab Flauschpantoffeln an. Tragt ihr die zu Hause etwa nicht?):
Für die Hose wird eine Pappschablone gebaut, die man in das Hosenbein einsteckt.
Dadurch wird der Stoff glatt gezogen. Außerdem drückt sich eventuell überschüssige Farbe nicht auf die andere Beinseite durch.
Dafür wird ein Pappstreifen unter ein flach gestrichenes Hosenbein gelegt und außenrum abgepaust, dann ausgeschnitten. Bei Bedarf wird die Pappe nach unten verlängert.
Wichtig ist, dass das Hosenbein straff um die Pappe sitzt.
Jetzt werden die Farben zusammengestellt. Die Farben sollen auch auf dunklen Stoffen deckend sein. Dafür gibt es eigentlich nur eine Farbsorte: nämlich Textilfarbe für den Siebdruck für dunkle Stoffe, hier vom Hersteller Deka Print. Da ich mir einmal einen Satz Grundfarben gekauft habe, muss ich bestimmte Wunschtöne selber anmischen, aber dafür deckt und hält die Farbe wirklich gut.
Außerdem benötigt man einen oder zwei feine Pinsel, sowie eine Palette zum Ausstreichen der Farben. Mit dem Malerkrepp kan man das Hosenbein noch zusätzlich auf der Arbeitsplatte fixieren.
Mit einem Bleistift habe ich die ersten Musterformen direkt auf den Stoff skizziert. Dabei habe ich einfach umliegende Formen imitiert, aber kleinere Muster in das bestehende eingefügt.
Rumdrucksen nützt nichts. Jetzt muss Farbe auf den Stoff. Saubere Kanten mit dem Pinsel hinzubekommen erfordert etwas Übung, ist aber insgesamt sehr meditativ.
Und weiter. Pinseln, pinseln, pinseln
Rot ist noch eine schöne farbliche Ergänzung zu Lindgrün, Pink und Orange, fand ich.
Hier noch einige hilfreiche Tipps:
Bei gebrauchten Textilien ist es famos, dass sich vorhanden Gebrauchsspuren durch das Übermalen einfach in Luft auflösen. Bitte also verstärkt danach Ausschau halten.
Mit einer alten Zeitung kann man den Rest der Hose vor zufälligen Farbauftrag schützen. In meinem Fall habe ich von links nach rechts gearbeitet.
Mit einem Fön kann man die Oberfläche der frisch aufgelegten Farbe soweit trocknen, dass man das Hosenbein um die Pappschablone drehen und an der angrenzenden Stelle weiter arbeiten kann.
Belistiftskizze? Habe ich mir nach den ersten drei geschenkt und bin ganz undedarft auf den Stoff losgegangen. Macht übrigens süchtig!
Upcycling Schritt 5
Fertig mit Pinseln? Dann mindestens 12 Stunden an der Luft trocknen lassen und die Hose nach Angabe des Farbenherstellers im Backofen fixieren.
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So sieht die Hose nach ca. vier Stunden Pinselei aus: zwei markant gemusterte Stellen am rechten Oberschenkel und am linken Knie, einige Farbflecken dann auf die Rückseite umlaufend. Das ist auf den ersten flüchtigen Blick so wenig, dass man es für einen Unfall bei der Wohnungsrenovierung halten kann. Also genau richtig!
Freundlich getarnte Grüße sendet
Edna Mo