7. Juli 2016
In Harz etwas einzubetten, ist der unangefochtene Trigger, um sich überhaupt mit dem Material Harz zu beschäftigen. Ulkigerweise sind Einbettungen technisch schwierig, so dass ein Misslingen der ersten Projekte wahrscheinlich und das Entstehen einer größeren Freundschaft mit dem klebrigen Zeug beim ersten Anmischen schon fast beinahe zum Scheitern verurteilt ist.
Meine erste umfangreiche Webrecherche vor rund 12 Jahren und der erste Kauf eines Harz-Bottichs kam tatsächlich auch wegen einer Einbettung zustande. Trotz der tatsächlich zuhauf eingetretenen Misserfolge waren die kreativen Möglichkeiten des Materials irgendwie greifbar und so wurde weitergeharzt.
Allerdings ist das Thema Einbettung aus meinem technischen Portfolio schnell wieder verschwunden. Weil die Ergebnisse schwierig zu kalkulieren sind. Erst jetzt kommt die Einbettung bei mir vereinzelt wieder zum Einsatz. Das liegt schlicht daran, dass ich mit der lufthärtenden Modelliermasse WePAM und ihrer cremigen Schwester WeCream konfrontiert wurde. Die sind für den Einsatz im Harz geradezu mit Idealeigenschaften ausgestattet.
Die Verträglichkeit eines Objekts mit dem lösungsmittelbasierten Harz ist also eines der Haupthindernisse beim Harzen, und der "Eignung von Objekten zur Einbettungen in Harz" möchte ich heute diesen Eintrag widmen. Es geht dabei weniger um Form und Farbe, sondern um Transparenz und Wirkung des eingebetteten Gegenstands oder Materials.
Edna Mo's Anreiz zum Harzen überhaupt: die Konservierung von Staubmäusen. "Materie entsteht aus dem Nichts", und Detail, 2005
Ich kann es nicht erklären, aber fast jeder möchte zu Beginn seines ersten Harzkontakts ein Naturobjekt eingießen.
Vielleicht, weil soviel davon herumliegt?
Vom Schwierigkeitsgrad ist die sogennante Bio-Einbettung oder Bio-Plastik tatsächlich am oberen Anschlag der Skala zu finden, da es zusätzliches Spezialwissen oder Equipment erfordert, das für den durchschnittlichen Bastler noch eine weitere zu meisternde Hürde auf dem Weg zum Ergebnis ist.
Natur-Einbettung in Harz
Regel 1:
Objekt vollständig trocknen lassen.
Das gilt für Blumen, Blüten, Blätter, Pusteblumen, aber auch für die Nabelschnur vom Erstgeborenen. Was völlig durchgetrocknet ist und möglicherweise noch mit transparentem Sprühlack versiegelt wurde, bleibt aller Regel nach auch im Harz so erhalten.
Wer Farbe und Frische von Pflanzen-Originalen erhalten will, kann mit "Präpariersalz" oder "Blumen-Tauchwachs" das Objekt der Begierde mit nur geringem Schönheitsverlust "ausdörren" (Hersteller lassen sich mit den genannten Stichworten im Internet finden).
Regel 2:
in feuchten Objekten die enthaltene Flüssigkeit durch harzaffine Erzeugnisse ersetzen.
Der zweite Hinweis ist die Webseite von Dimitri Urich, der Kundenaufträge in Harz ausführt und eine ganze Fülle von technischen, aber auch organischen Einbettungen auf seinem Blog www.kunstharz-giessen.de zeigt.
Wurst, Libelle und Brot von Dimitri Urich, Kundenaufträge in Kunstharz, Kontakt: www.kunstharz-giessen.de. Mit freundlicher Genehemigung des Urhebers.
(Wer aus meiner werten Leserschaft in seinem Fundus auch das eine oder andere, vielleicht sogar handgefertigte Harz-Objekt mit Einbettung hat, möge mich gerne mit Bildmaterial anschreiben. Ich würde mich freuen, weitere Beispiele hier zeigen zu können).
Bei mir ist es auch erst kürzlich wieder zu einer Einbettung von Naturmaterial gekommen, genauer: getrockneten Blüten in Harzschmuck . Die Ergebnisse sehen sogar ganz ordentlich aus. Ein paar misslungene Versuche sind dem natürlich vorausgegangen - Blüten treiben im Harz immer vehement an die Oberfläche, ähnlich wie eine Luftmatraze im Schwimmbecken. Daher wird in mehreren Schichten gearbeitet, so dass die Blüten jeweils mit einer Schicht an der darunterliegenden Schicht "verankert" werden.
Grundsätzlich gilt: Im Harz wirken alle Dinge wie "unter Wasser", die Objekte werden also in der Erscheinung dunkler als im trockenen Zustand.
Auch Glyzerinseife eignet sich wegen der Transparenz prima zum Einbetten in Harz. Ein Edna Mo Harzobjekt von 2010.
Perlen-, Metall- und Glaselemente als Einbettungen im Harz. Schmuck-Frühwerke von Edna Mo, ca. 2008 - 2010
Erste Gehversuche mit modellierten Elementen aus lufthärtender Modelliermasse, in Harz gebettet, und zunehmend in Kombination mit Pigmenten und Farbeffekten. Großer Vorteil: man kann die Größe der Einbettung der Größe der Silikonform anpassen und ist farblich frei.
Statt vorhandenes Material für Einbettungen zu nutzen, kann man mit lufthärtender Modelliermasse eigene Einbettungen kreieren.
Obwohl ich kein Freund davon bin, Nahrungsmittel in Harz zu konservieren, mache ich bei wenigen Dingen ein Ausnahme. Nudeln und Pfefferkörner haben sind als grafische Elemente zunehmend in meine Kreationen "eingeschlichen".
Schwarze Spaghetti eignen sich hervorragend für grafische Elemente im Harz. Hier teilweise in Kombination mit einem zusätzlichen Farbeffekt.
- Papier (wird dunkel)
- Stoff (wird dunkel)
- Leder (wird dunkel)
- Glas (bekommt stellenweise eine silbrige Luftschicht)
- gehärtestes Fimo (bekommt rundum eine silbrige Luftschicht)
- Silber (verfärbt sich ohne Vorbehandlung braun)
Hier eines der gelungenen Beispiel mit Stoff: der silbergefasste Ring, in den zwischen drei Schichten Harz ein Taschentuch und ein Ausdruck auf Transparentpapier eingebettet wurde.
- Ölfabe (massive Farbveränderung)
- Nicht-lösungsmittel-resistentes Material (Durch Anlösungsprozess kann beispielsweise Farbe in das umgebende Harz abgegeben werden).
Philosophischer Nachklapp
Der Einbettungsgedanke rührt vom Wunsch her, "etwas zu konservieren", das ist ein sehr mächtiger Anreiz. Das bedeuted, dass man sich über Naturgesetze hinwegsetzt und etwas über die "geplante Existenzdauer" hinaus erhalten möchte. Bei industriellen Objekten ist das vielleicht nicht so gravierend, aber bei allen "natürlichen" Objekten entzieht man dieses Ding durch Harzen der Verderblichkeit. Vielleicht ist es deshalb so schwierig, bzw. führt zu wenig wirklich schönen Ergbenissen. Manche Dinge sind einfach nicht dafür gemacht, ewig und drei Tage in Harz zu schlummern und sich beglotzen zu lassen.
So meine Meinung, die natürlich nur für mich Sinn macht, und absolut niemanden vom Einharzen seines verstorbenen Hamsters abhalten soll.
Frische und gleich wieder verblichene Grüße
sendet Dir
Edna Mo
Link-Nachklapp
Beim Stöbern in den Tiefen des Webs habe ich noch ein weiteres, schönes Beispiel für eine "erste Harz-Eingieß-Begegenung" gefunden. Die dramaqueenatwork hat Pusteblumen in Harz gegossen und die halbkugelförmigen Deko-Objekte sind famos gelungen. Der Enstehungsbericht ist ebenso lesenswert (wie übrigens der ganze Blog, ein echter Schmaus für Kreatistas und Hobbyisten).
Vielen Dank für die Zur-Verfügung-Stellung des Bildmaterials, liebe Barbara!