2. Mai 2017
Werbung nachfolgend mit (*) gekennzeichnet.
Typografie ist auf dem Vormarsch, der Text gewinnt als kreatives Gestaltungsmedium wieder an Bedeutung. Schönschreibkurse und verschnörkelte Schriftschnitte für den PC sind absolut hoch im Kurs, und wer hat keine „my home is where love is“-Folienschriftzug an der Wohnzimmerwand?
Einerseits finde ich das gut, denn ich mag Schrift als Ausdrucksform, auch wenn ich selber völlig talentfrei bin und keinen kalligraphischen Schnörkel aufs Papier bringen werde. Andererseits hat Text ja auch immer eine Informationsebene, und wer nichts zu sagen hat, soll in meinen Augen vielleicht nicht unbedingt mit Wörtern um sich werfen.
Allerdings bin ich als Anhänger des Eskapismus ein Freund von „better nonsense than no sense“ und kann mich daher an unterhaltsamen und friedlichen Buchstabenspielereien ohne schwerwiegende gesellschaftspolitischer oder briefkastenonkelähnlicher Aussage total erfreuen.
Schmuck mit Text erlebt in diesem Zuge ebenfalls ein Comeback. Ich habe einige Ansätze ausprobiert, wie man Schmuck mit typografischen Elementen selbst herstellen kann und möchte Dir drei davon vorstellen.
Als Harzkünstlerin ist natürlich der Griff zur Zwei-Komponenten-Flasche die erste Wahl.
Nachteil ist die Verfügbarkeit von Silikonformen mit Buchstaben und die Größe derselben.
Ich habe mich für die typographischen Elemente mit einer Pralinensilikonform beholfen und zwei Versionen Armschmuck, einen Armreif und ein Armband, daraus hergestellt.
Wegen der mir zur Verfügung stehenden kleinen Buchstabenauswahl bin ich in meinem Wortspiel etwas eingeschränkt. Aber aus den Buchstaben für Love kann man ebenso das Wort Velo bilden (Französisch für Fahrrad), immerhin startet am 01. Juli die Tour de France von meiner Heimatstadt Düsseldorf.
Dieses Material benötigst Du:
(hier: Crystal'Diamond von der Firma Colles et Couleurs Cleopatre, die mir den Artikel bedingungslos zur Verfügung gestellt hat)
Zum Einfärben:
Und zur Weiterbearbeitung: Handbohrer (im Foto nicht enthalten).
Man arbeitet in zwei Schritten: erst werden die Buchstaben mit der Pralinensilikonform hergestellt, ich habe jeweils 8 Glitzerbuchstaben schwarz und 8 Glitzerbuchstaben silber gegossen. Die silbernen Buchstaben wurden eher dünn, die schwarzen etwas dicker gegossen.
Der Armreif ist einfach: man platziert die Buchstaben in die Silikonform und gießt dann mit transparentem Harz auf.
Das Armband war etwas komplizierter. Einmal wegen der Bohrlöcher, die sehr schwierig anzufertigen waren, bei den O's musste ich mir eine Hilfskonstruktion aus Klebeband ausdenken, um beidseitig bohrend den richtigen Winkel zu treffen. Aber auch wegen der Konfektionierung mit den Metallperlen, die erst beim zweiten Auffädeln symmetrisch ausfiel.
Ein paar Buchstaben wurden absichtlich verkehrt herum platziert, um velovelo / lovelove weiter aufzulösen und mehr Dadaismus ins Spiel zu bringen.
Aber besonders im Doppelpack sieht der Armschmuck super aus, beim Tragen rutschen die Buchstaben sogar noch ineinander, was dann völlig verwirrend ist.
Einfach Schriftzüge aus Batseldraght biegen. Das macht richtig Spaß und ist im Übrigen auch ein tolles Geschenk!
Hierfür benötigt man
Ich habe mit Bleistift eine Vorlage auf Papier gemacht und die Form dann mithilfe der Zange nachgebogen.
Und nicht vergessen, an irgendeiner Stelle eine Öse für eine Aufhängung mitzudenken!!
Beim Schriftzug kannst Du die Typo individuell bestimmen, rund-geschnörkelt oder kantig-eckig.
Ähnlich wie beim fortlaufenden Schreiben mit Schönschrift wird der Draht an einigen Stellen doppelt gelegt, was zur Stabilität beiträgt. Komischerweise geht das Biegen leichter als gedacht, sogar ziemlich schnell und sieht in ungelenker Umsetzung besonders stylish aus.
Mithilfe zweier dünner Messingarmreifen als ergänzende Creolen wurden zwei Schriftzüge als Ohrschmuck umgesetzt.
Da diese Drahtschriftzüge dünn und zierlich sind, kann die Schrift ruhig etwas größer angelegt werden.
Mit Edelstahldraht und Messingröhrchen habe ich eine Kette umgesetzt, an die der große Schriftzug als Anhänger befestigt wurde.
Ein bißchen hat mich dann der Ehrgeiz gepackt. Toll sieht das ja schon aus, wenn typografische Elemente aus Metall (oder mit metallischem Glanz) als Schmuck getragen werden.
Da Kupfer ebenfalls derzeit ein brandaktuelles Schmuckthema ist, habe ich mich an Kupferblech gewagt.
Du benötigst:
Kupfer neigt wie Messing zur Oxidation, wird also dunkel und kann abfärben, wenn es mit Haut und Schweiß in Kontakt kommt. Mit einem Silberputztuch können die Metallteile wieder glänzend aufpoliert werden. Die Rückseite meines Kupferelements habe ich mit klarem Nagellack gegen Abfärben gesichert.
Eine Buchstabenform habe ich mit der Spitze einer Schere auf das Metallblech übertragen.
Metallblech mit der Hand zu sägen ist durchaus kräftezehrend, erfordert etwas Übung, und geht nicht ohne die Opferung etlicher Sägeblätter. Daher ist dieser typografische Schriftzug mit nur zwei Buchstaben auch sehr kurz ausgefallen.
Nachträglich werden die Kanten mit der Metallfeile geglättet und Bohrlöcher mit dem Dremel gesetzt. Eine hochglänzende Oberfläche erhält man durch Bearbeiten mit Schleifpapier und Polierpaste, das habe ich zugunsten des ebenfalls aufwändigen Fotoshootings allerdings schlicht ausgelassen.
Mit dieser Technik lassen sich großflächige Teile sehr gut realisieren. Für feinere Elemente bedarf es deutlich mehr Übung und wahrscheinlich auch ein dünneres Blech (0,5 bis 0,8 mm).
Sehr edel sind auch Elemente aus Silberblech. Mit einigem Aufwand lassen sich feine und präzise Elemente wie Schrift aus einem Silberblech sägen. Das geht genauso wie bei Kupfer- und Messingblech von Hand, da das Material tendenziell (abhängig von der Legierung) weich ist.
Aber wozu hat der liebe Gott das Laserstrahlschneiden erfunden? Dank maschineller Hilfe kann man eine zierliche Kette mit Namenszug* technisch perfekt anfertigen lassen. Individuelle Schriftzüge sind damit in verschiedenen Schriftschnitten realisierbar.
Ein liebes Dankeschön für das Kooperationsangebot von der Firma Namesforever*, welches diesen Schmuck-Beitrag auf professionelle Weise abrundet.
Der kreativer Part ist auf die Hauptsache fokussiert: einen bestimmten Namen, einen geheimnisvollen Begriff oder ein Lieblingswort zu überlegen, mit dem man sich oder einen anderen Menschen schmücken möchte.
Für meine Namenskette* habe ich mich für meinen Künstlernamen entschieden. Ich freue mich schon darauf, sie anzulegen, wenn ich auf Messen oder Workshops öffentlichkeitswirksame Auftritte als Edna Mo habe. Sie sieht edel aus und ist ungefähr zweitausendmal schöner als ein angepinntes Namensschild.
Der Schriftzug ist aus 925er Silber gefertigt und zusätzlich mit einem hochdekorativen Schnörkel versehen, der mir extrem gut gefällt und in Eigenregie kaum umzusetzen ist. Die opulente Form wird durch ein zusätzliches Muster aus hochglanzpolierten und satinierten Oberflächen betont.
Der Schnörkel ist ein stilisiertes Herz, man könnte ja meinen, dass ich herrlich selbstverliebt bin. Aber zum Glück geht es ja hier nicht um mich, sondern um die Kunstfigur Edna Mo (wir teilen uns sozusagen einen Körper), und die kann ich schon toll finden (kuck Dir nur den flotten Feger auf den Fotos an. Die echte Melanie S. hingegen sitzt im ausgeleierten Jogger und verquollenen Augen zu nachtschlafener Zeit grunzend vor der Tastatur).
Namenkette Edna Mo: Namesforever*
Ulkigerweise habe ich in meinem Fundus noch eine Namenskette gefunden, die so vor rund 25 Jahren extra für mich angefertigt wurde.
Warum ich mich damals ausgerechnet mit "Dozer" schmücken wollte, bleibt mir so ein bißchen nebulös. Ich glaube mich zu erinnern, dass diese Wortschöpfung mit einem Moment ungezügelter Emotionen und einem zertrümmerten Stuhl zusammenhängt. Irgend so eine verschwurbelte Momentaufnahme aus früheren Zeiten. Das Stühlezertrümmern habe ich mir erst mühevoll an- und dann schnell wieder abgewöhnt.
Auf jeden Fall ist so eine Namenskette ein tolles Vehikel, um für sich ein persönliches Statement zu setzen. Und ein feines Erinnerungsstück, wenn einem das Statement Jahre später wieder in die Hände fällt.
Ich bin sehr gespannt, wie ich in 20 Jahren über meine Edna Mo-Kette denke!
Typo ist toll! Ich planen einen zweiter Beitrag, der eine Ideensammlung diesmal zu typografisch verschönerter Deko enthält. Es geht also weiter mit handgebastelten Buchstaben-Entwürfen!
Ich freue mich, wenn Dir die Schmuck-Ideen gefallen haben und Dich zur Umsetzung animieren.
Dieser Beitrag ist verlinkt bei Sunny's Side of Life "Sunnys Schmuckkistl" im Mai.
Herzliche Grüße sendet Dir
Edna Mo