24. Juli 2017
Es waren dereinst einmal drei weiße Herren-T-Shirts in Größe M.
Zwei mit kurzen und eines mit langen Ärmeln.
An der pelzigen und muskulösen Brust eines stattlichen Menschen verharrten sie in immer wiederkehrenden Zyklen, bis das Gewebe grau und ihre Säume ausgefranst waren.
Ihre Zeit war gekommen.
Sie wurden an einen anderen Ort gebracht, wo ihre Bestimmung darin bestand, Überschwemmungen aufzusaugen, gewaschene Farbpinsel zu trocken und Farbkleckse wegzuwischen.
So hätte es ewig und ewig weitergehen können, hätten nicht die ü30 Blogger zur Aktion "Me and my T-Shirt" aufgerufen.
Urplötzlich wurde Ihnen wieder Interesse entgegengebracht. Eine grimmig aussehende, grauhaarige, großbebrillte Fee erschien Ihnen. Aus einer Kiste mit Gleichgesinnten wurden sie ausgewählt, geprüft, für geeignet befunden.
Nach einer reinigenden Wäsche warteten sie gespannt und furchterfüllt, was nun mit ihnen geschehen würde. Selber konnten sie ihr Schicksal nicht bestimmen.
Mit ihrem klappernden Zauberstab befreite die Fee die drei verängisten Hüllen von zwischenzeitlich nutzlos gewordenem Gewebe und schenkte ihnen eine neue Form. Zipp, zapp, whusch! Aber nicht nur das.
Mit einem weiteren Schwung aus dem magischen Handgelenk erhielten sie neue Erscheinungen durch Bedrucken mit handgefertigten Stempeln. Plöpp, plöpp, plöpp. Flecken verschwanden unter Punkten und Kreisen, und neue Spritzer ergänzten alte Blessuren, bis man ihnen Alter und Erlebnisse nicht mehr anzusehen vermochte.
Sie waren - anders! Sie waren - schön. Sie waren - verwandelt worden.
Erst Unterzeug, dann Putzlappen und am Ende Fashion, das sind die Träume, die T-Shirts nachts in dunklen Schränken träumen. Ein Happy-End, wie Edna Mo es nicht schöner hätte erfinden können.
Und ich schwöre, dass sich alles genau so zugetragen hat.
Das destroyed Tanktop ist "ein nichts, dass man da beinahe anhat". Das Original-Herren-T-Shirt wurde wegen des ausgefransten V-Ausschnitts und der zu großen Ärmel großzügig beschnitten. In seiner neuen Form ist das Shirt ideal, um eine kaum sichtbare Verhüllung des Oberkörpers vorzunehmen.
Da das Material aufgrund der bewegten Historie viele feine Löcher aufweist, können farbenfrohe Bikinis darunter munter hervorblitzen. Wegen der enormen Vergrauung wurde der Punktedruck hier großflächig und fast überlappend vorgenommen, und in vielen Schattierungen von grau bis schwarz gedruckt.
Kombiniert wurde das muntere Shirt mit einem zum Rock gewickelten Herrenhemd, das durch eine zum Gürtel umfunktionierte weiße Wäscheleine gehalten wird.
Ich und das Punkte-Tanktop-mit-Hemd-als-Rock-und-Wäscheleinen-Styling sind die Hauptdarsteller in einem Musikvideo, siehe hier:
Der Song "Abyss" stammt aus der Tüftelfeder von Mister Mo, der in einem seiner heimlichen Leben unter dem Pseudonym "Arrieta Toxic" elektronische Musik macht. Der Song ist dubbig-sphärisch (hergeleitet von der Stilrichtung Dub House), und im Video begegne ich mir und verliere mich wieder.
"Abyss", ein Dub-House-Track, Video by Edna Mo & Tom Schrage
Edna Mo und Mister Mo haben ziemlich viele Flausen im Kopf und hecken ständig irgendeinen Unsinn aus. Oft parallel jeder in seiner eigenen Welt, aber manchmal auch zusammen. Und so habe ich nicht nur an diesem, sondern auch an anderen Videoprojekten visuell mitkonzipiert, die Kamera bedient und ein Video-Schneideprogramm erlernt.
Dabei wollten wir eigentlich einen total faulen Urlaub machen!
Jetzt aber schnell zurück zu "shirts in fashion":
Bei nicht so heißen Temperaturen ist das Tanktop eine optische Auflockerung über einem anderen Shirt, hier ein Top. Es kann auch über einem Hemd oder einem Rollkragenpullover getragen werden.
Das Original-Herren-T-Shirt hatte einen engen Halsausschnitt, der einem breiten U-Boot-Ausschnitt gewichen ist. Da die Ärmel eng waren, wurden sie nur etwas gekürzt. Zusätzlich wurden die Seitennähte zur Hälfte aufgeschnitten, so dass das Shirt zeltartig weit wird.
Die Punkte versuchen sich im Druckbild in etwas aufgeräumteren Linien und tiefen Schwärzen. Zusätzliche Farbsprenkel lenken von den vorhandenen Flecken ab.
Kombiniert mit einer weiten sportiven Hose (aus der Edna Mo Herrenkollektion) und dicksohligen Sneakers erzielt man mit dem Off-shoulder-Shirt einen unkomplizerten Athleisure-Look mit einer Portion Kessheit. Die knallige Kette in Bonbonfarben aus handgefertigten Kusntharzperlen kennst Du vielleicht schon aus diesem Post. Sie setzt den peppigen und sommerlichen Akzent im Black'n'White-Look.
In einem zweiten Musikvideo "YeahYeah" für das Musikprojekt meines Mannes haben ich und das Off-shoulder-Shirt ebenfalls einen kurzen Gastauftritt. Der Song geht in die Electro-House-Richtung und ist außerordentlich dynamisch.
In erster Linie darf man im Video meinen Mann bewundern, der sich bei vollem Bewußtsein und einem Körpereinsatz bis zur totalen Erschöpfung in aller Öffentlichkeit zum Affen macht. Und das trotz seines feines Alters. Das muss man können und wollen, und das liebe ich so an ihm!
Wer Videos und Fotostrecke hier vergleicht, wird feststellen, daß wir effizienterweise die gleichen Locations genutzt haben.
"Yeahyeah", ein Electro-House-Track, Video by Edna Mo & Tom Schrage
Beim Longsleeve wurde formal nichts verändert.
Die Punkte wurden im Druck locker mit Abstand gesetzt und wurden am Rücken reduziert, so dass Vorder- und Rückseite unterschiedlich ausfallen.
Mit Lederjacke, Boots und Upcycling-Baggy-Denim-Shorts (aus eigener Hestellung) ist das ein bequemer und pfiffiger Look, der bei körperlichen Aktivitäten bei unbeständigem eine trendy Figur macht.
Die Shorts habe ich in Windeseile am Tag vor der Abreise noch zusammengenadelt. Wohlwissend, dass viel Fahrrad gefahren wird, habe ich den Jeansrock dafür zu Hause gelassen und war sehr froh darüber. Die Short ist nach dem gleichem Prinzip entstanden wie diese Upycling-Denim-Baggys hier im Post.
Credits
Ein dickes Dankeschön an Mister Mo, der seine totgeliebten Shirts und Atelier-Putzlappen an mich abgetreten hat. Und noch mehr, weil er sich (im Gegenzug zur Video-Unterstützung meinerseits) für dieses Fotostrecken als Fotograf zur Verfügung gestellt hat. Er fotografierte bei Sturm, sengender Hitze und strömendem Regen (sieht man komischerweise auf den Radel-Fotos nicht), manchmal mit Murren, oft mit Ehrgeiz. Nachdem ich nun sehr lange fast ausschließlich mit Selbstauslöser gearbeitet habe, was das ganz schön erfrischend.
Eher zufällig ist dieser Blogbeitrag zu einem Dokument der künstlerischen Zusammenarbeit zwischen mir und meinem Mann geworden. Geplant war das nicht, es hat sich so ergeben.
Das hat man nun davon, wenn man früh anfängt und viel Vorlauf hat: man frickelt so lange herum, bis in den Beitrag nichts mehr hineinpasst.
Modische Einblicke und faishionable Ideen zu T-Shirts allgemein und dem Lieblings-T-Shirt im Speziellen halten die anderen ü30-Blogger für Dich bereit. Sie freuen sich auf einen Besuch von Dir, kuck doch vorbei!
Gepünktelte und audiovisuell ausgelaugte Grüße sendet Dir
Edna Mo
PS: wie gefällt Dir das neue Blog-Layout?