10. Juli 2018
Im heutigen Beitrag zeige ich, wie man von bereits existierenden Ringen Silikonformen aus Fließsilikon herstellt. Mit den Silikonformen lassen sich dann exakte Duplikate in ganz anderer Optik herstellen. Ist der Ring, der als Vorlage dient, makellos, erhält man ebensolche Duplikate.
Ich stelle Duplikate aus Gieß- oder Kunstharz her, man kann aber auch Beton, Gießholz, Gips oder andere keramische Gußmassen benutzen.
Silikonformen sind für flüssige Gießmassen ideal, da sich die fertigen Stücke leicht auslösen lassen und die Form wiederverwendbar ist.
Klobige Ringe wie die hier gezeigten eignen sich besonders gut für die Umsetzung mit Kunstharz, da man genug Volumen hat, um entweder Farbeffekte zu gestalten oder kleinere Gegenstände einzubetten.
So entstehen immer wieder andere Ringe - zumindest solange, wie die Silikonform hält.
(Silikonformen haben bei Einsatz gerade mit Epoxidharz eine überschaubare Lebensdauer. Bei zunehmenden Gebrauch lassen Hochglanz und Oberflächenqualität nach, das ist leider eine physikalische Gesetzmäßigkeit. Ausführlich habe ich die Lebensdauer von Silikonformen beim Einsatz von Kunstharz in diesem Fachbeitrag erläutert.)
Diese beiden Ringe gehören zu meinem Langzeitprojekt "Kunstharzschmuck in großen Größen", das sich seit November 2016 in Ameisenschritten in einigen Punkten der Fertigstellung nähert.
Kleiner Nachklapp, wie diese Ringe entstanden sind:
Schritt 1: grobe Rohlinge aus Fimo herstellen
Schritt 2: Interims-Silikonformen aus Knetsilikon herstellen und Kunstharz-Rohlinge (besser gesagt, gelochte Harzklumpen) gießen.
Diese werden dann mithilfe dem Nagelfräser, sowie Schleifen und Polieren in eine nicht nur vorzeigbare, sondern auch makellose Form gebracht.
Das dauert wegen der Handarbeit E - W - I - G, schätzungsweise sind rund 60 Stunden Arbeit in die beiden fertigen Ringe geflossen. Ich bin stolz wie bolle, ich muss direkt noch einmal ein Bild einklinken, um mich zu überzeugen, dass ich nicht träume.
Zwei facettierte Ringe (einer rechteckig, der andere unregelmäßig rund)
mit Ringschiene 21 mm Durchmesser, das entspricht der deutschen Ringgröße 66 (mm Innen-Umfang).
Schmale Ringschiene für bequemen Tragekomfort, das ist mir besonders wichtig.
So, jetzt aber genug Selbstbestaunung betrieben, jetzt geht es um den magischen Moment, aus zwei schönen Ringen viele schöne Ringe zu machen.
Mehr Infos zum Silikon-Formenbau findest Du in meinen anderen DIY-Anleitungen, eine Liste der Artikel findest Du am Ende des Beitrags.
- Ringvorlage
- Joghurtbecher leer
- Fließsilikon mit mittlerer bis weicher Elastizität
(ich habe ein Silikon mit Shore-Härte von 25 gewählt. Der rechteckige Ring hat nur eine minimale Hinterschneidung, der knubbelige Ring ist eindeutig als "komplizierte Form" einzustufen und verlangt zum Auslösen ein tendenziell weiches Silikon.
- Mischbecher, Plastiklöffel, Rührstab
- Doppelklebeband (Teppichklebeband)
- Schere und Cutter (letzterer wurde auf dem Foto illegalerweise unterschlagen)
Da Silikon keine Lösungsmittel enthält, kann es ohne Handschuhe und Atemmaske verarbeitet werden.
Idealerweise findet man dünnwandigen Verpackungsmüll, der größer als die Ringe ist. Das ist am Einfachsten. Alternativ kann man auch aus Karton etwas zusammenzimmern.
Diese umgebende Hülle wird Gießkasten genannt.
Der Joghurtbecher wird abgeschnitten.
Die Becher werden so gekürzt, dass sie ca. 1. cm höher sind als der jeweilige Ring.
Ein Schnipsel Doppelklebeband wird auf den Boden des gekürzten Bechers aufegeklebt, die Schutzfolie wird abgezogen.
Die Ringe werden so platziert, dass sie möglichst mittig liegen und gleichermaßen Abstand zur Becherwand haben.
Sie sollten fest fixiert sein. Beim knubbeligen Ring habe ich vorab ausprobiert, auf welcher Seite er besser aufliegt, und habe diese Seite zum Aufkleben gewählt.
Am Anfang dachte ich, dass es schlicht Silikon = Geld spart, wenn die innere Öffnung durch einen länglichen Gegenstand ausgespart wird. Zwischenzeitlich weiß ich, dass dieser Kniff vielmehr dazu beiträgt, die späteren Gießlinge leicht auslösen zu können, vor allem bei starken Hinterschneidungen.
Hier ist wichtig, dass die "Kerne" möglichst nur einen dünnen Spalt zum Ring lassen. Je dünner das Silikon an dieser Stelle wird, desto einfacher ist das Auslösen.
Ich habe als "Kerne" einen zylindrischen Gießling und ein Aluminiumrohr gewählt.
Von oben kann man sehen, wie knapp der Abstand der "Kerne" zur Ringschiene ist.
Der leere Mischbecher wird auf die Küchenwaage gestellt und die Anzeige genullt. Das Silikon wird im Verhältnis 1 : 1 angemischt.
Komponenete A eingießen (hier hat es nicht ganz zu glatten 30 g gereicht, also 31 g) und soviel Komponente B eingießen, bis die Waage 62 g anzeigt.
Diese Menge ist ausreichend, um die beiden Silikonformen herzustellen.
Mit dem Holzstab gründlich rühren, bis beide Komponenten gut vermischt sind.
Das kann man daran erkenne, dass die Farbe einheitlich ist und keine Schlieren mehr aufweist.
10 Minuten stehen lassen, damit die Luftblasen entweichen können.
Mit einem dünnen Strahl den Boden der Form rund um dein Ring bedecken und den kleinen Spalt rund um die Ringöffnung gießen.
Damit Luftblasen an den kritischen Stellen entweichen können, die Silikonform aus ca. 10 cm Höhe auf den Tisch fallen lassen. Mehrfach.
Das ist der Grund, warum, die Ringe wirklich fest sitzen sollten. Auch mir passiert es, dass ich voller Energie den Gießkasten auf den Tisch knalle, und sich bei dieser Aktion die Vorlage vom Boden losreißt oder der ganze Gießkasten auseinanderfällt. Alles schon passiert. Da fängt es an, richtig lustig zu werden!!!!
(Wenn der Gießkasten undicht ist und ausläuft, hilft nur eins: kühlen Kopf bewahren, alles Silikon zurück in den Mischbecher schaufeln, Arbeitstisch und Vorlage mit Zewa abtrocknen, in Minuten einen neuen Gießkasten zusammenzimmern, und von vorne anfangen.
Daher plädiere ich immer für Silikon, das wenigstens eine Stunde Verarbeitungszeit hat. In so einem Notfall kann man dann noch reagieren und muss nicht das gute Zeug wegschmeißen.)
Wenn die Vorlage formbedingt nur schlecht anzuheften ist und tendenziell halblose aufliegt - dann die Aufklopfaktion besser weglassen!
Ist die Vorlage mit Silikon bedeckt, wird mit einem Holzstäbchen geprüft, wie viel Abstand vom Ring zur Oberfläche ist. Er sollte wenigstens 5 mm betragen.
Die Silikonformen trocknen lassen, das dauert je nach Hersteller 4 bis 12 Stunden.
Der Mischbecher wird nicht saubergewischt, sondern darf einfach eintrocknen. Ich lasse den Rühstab extra im Becher stehend eintrocknen.
Ist das Silikon getrocknet, lässt es sich wie eine Haut vom Mischbecher abziehen.
Der Gießkasten wird aufgeschnitten und der feste Silikonkern ausgelöst.
An der Stelle, wo das Klebeband auflag, ist das Silikon an der Oberfläche nicht vollständig ausgehärtet. Das hängt mit den Lösungsmitteln im Teppichkleber zusammen. Diese klebrige Schicht sollte vor dem Auslösen gründlich mit Küchenkrepp abgetupft werden. Solange frisches Krepp nehmen, bis sich die Oberfläche trocken anfühlt.
Gerät beim Auslösen etwas von dieser Klebschicht in die Silikonform, verunreinigt man unwissentlich die Oberfläche.
Beim quadratischen Ring ist das Auslösen einfach: man spreizt die Form an der Öffnung auseinander und gibt mit den Daumen gleichzeitg Druck von der Unterseite. Der Ring kuckt schon ein bißchen raus, durch Abkippen kann er ganz aus dem Silikon herausgenommen werden.
Hier konnte ich den Kern erst auslösen, als der Ring entfernt war.
Beim knubbeligen Ring ist es so, dass die Öffnung stellenweise durch Silikon verschlossen wurde, weil der Ringe ganz gerade Auflagefläche hat. Das Silikn wird an diesen Stellen vorsichtig aufgeschnitten.
Der Kern war hier etwas dünner, bautechnisch war es hier einfacher, ihn zuerst zu entfernen.
Hier muss man gan vorsichtig vorgehen, sonst rammt man sich einen dicken Kratzer in die Ring (und den brauchen wir ja vielleicht noch für etliche Generationen weiterer Silikonformen).
Das Silikon seitlich etwas aufspreizen und möglichst am Rand der Ringschiene mit der Spitze des Cutters das Silkon vorsichtig auftrennen.
Es wird KEIN SILIKON WEGGESCHNITTEN, sondern nur das Material über einen Spalt geöffnet.
Jetzt ist es auch hier ganz einfach: man spreizt die Form an der Öffnung auseinander und gibt mit den Daumen gleichzeitg Druck von der Unterseite.
Manchmal sind Silikonnasen auf der Unterseite, wegen denen die Form schief steht. Diese Schnipsel werden mit der Schere weggeschnitten.
Und nun sind die beiden Silikonformen fertig und können direkt benutzt werden.
Ich habe etwas herumprobiert, und entschieden, dass diese Ringe am Besten mit einer diagonalen Farbgestaltung wirken. So kommen die Facetten am Besten zur Geltung.
Die Ringform wird dafür an einer Ecke hochgebockt (ich nennen das auch "Gießen auf der schiefen Ebene"). Die erste Farbschicht, hier schwarz, wird eingefüllt und darf in dieser Schieflage auch aushärten.
Für die zweite Farbschicht wird die Form dann wieder gerade gestellt. Nacheinander wurden weiß gefärbtes Harz und transparente orange eingefärbtes Harz in die Form gefüllt.
Natürlich kommen die Ringe nicht total makellos aus der Form. Wie immer wird die Stelle der Eingießöffnung mit Schleifen und Polieren bearbeitet, bis sie sich nahtlos in den übrigen Ringkörper einfügt.
Ich freue mich, wenn ich Dir zum Silikon-Formenbau wieder etwas neues erzählen konnte. Da ich selber jedes Mal etwas dazulerne, bleibt das Thema spannend. Durch das Üben mit der Ringform bin ich auch bei der Herstellung von Silikonformen für Armreifen (der Königsdisziplin!) wieder ein ganz Stück besser geworden. Dazu aber später mehr!
Form-vollendete Grüße sendet Dir
Edna Mo
PS: Du willst mehr Silikon-Formenbau?
Dann kuck in meine Tutorials zum Umgang mit Fließ- und Knetsilikon:
- Silikonform herstellen 1 - einfache Form
- Silikonform herstellen 2 - Form mit Hinterschneidung
- Silikonform herstellen 3 - Mutliples
- Silikonform herstellen 4.1 - Armreif (wird demnächst aktualsiert)