15. September 2018
Heute lege ich einmal eine andere Inspirationsquelle offen. Das erste Mal bin ich dieser Quelle auf Etsy begegnet, als ich nach Vintage-Armreifen stöberte, und über Armreifen stolperte, die selbst gebraucht noch vergleichsweise teuer waren und mich optisch an Aspirin in Kunstharz erinnerten. Ich hab erst mal weggeklickt.
Erst später, als ich mich mit der Design-Frage beschäftigte, wie ich für mich das Thema Einbettungen wieder aufgreifen könnte, sind mir die "eingelegten Kopfschmerztabletten" wieder eingefallen.
(Foto: ff.chadwick via Ebay)
Es handelt sich diesmal sogar um eine lebende Person, den aus Brasilien stammenden Kunstharz-Künstler Carlos Sobral, der in den 80-er Jahren zu Ruhm kam und heute immer noch eine bekannte Design-Größe bei Kunstharz-Schmuck ist. Zwischenzeitlich ist es so, dass der grafische Stil von Sobral fast zu einer eigene Gattungsbezeichung geworden ist.
Meist große, klobige, sehr bunte und aus vielen Schichten oder Elementen zusammengesetzte Schmuckstücke sind damit gemeint, obwohl Carlos Sobral furchtbar fleißig ist und auch viele andere Designs umgesetzt hat.
Das "Aspirin-Design" (so nenne ich es immer) stammt aus einer frühen Schaffensperiode, daher sind (bevorzugt) Armreifen nur noch gebraucht zu finden. Natürlich gibt es auch hier wieder viele Versuche, diesen Stil zu kopieren, aber die technische Herangehensweise sowie die stilistische Umsetzung sind oft nicht vergleichbar.
(Foto: Edna Mo)
(Ist das ein Sobral oder eine Kopie? - Ich würde sagen, nein. Aber der Mann schuftet wie ein Irrer und macht manchmal auch Sachen, die ich ihm nicht direkt zutrauen würde. Es bleibt spannend!)
Obwohl Sobral nicht primär die Einbettung als Design-Technik nutzt und seine Herangehensweise bei den gepünktelten Designs eine andere ist, hat die Beschäftigung mit seinem Werk mich doch auf die Idee gebracht, Harzelemente in Harz einzubetten. Denn nach wie vor übt die Optik von Transparenz, in der andere Elemente sichtbar eingeschlossen sind, ein große Faszination aus. Jetzt bin ich aber nicht der Bienchen-und-Blümchen-Typ, und der Gedanke, etwas Organisches zu konservieren, ist für mich eher so ein bißchen abschreckend. Aber bereits fertig gegossene Harz-Elemente in eine anderen Kunstharz-Zusammenhang bringen - Yeah!
Meinen ersten Versuch - ein transparenter Armreif, in den punktförmige Elemente eingebettet sind - kennst Du schon aus diesem Beitrag. Da wurden übrig gebliebene Ohrring-Schmucksteine zweitverwertet.
Nach diesem Erstversuch war kein Schmuckstein mehr vor Zweitverwertung sicher. Alles habe ich durchgekramt, um Steine zu finden, die vom Format her in Armreifen passen. Ein paar Armreifen habe ich schon realisiert, und etliche fehlgeratenen Ohrringsteinen wurde der Gang in den Mülleimer dadurch erspart.
Zwischenzeitlich gieße ich aber eher passende Steine, die dann farblich besser aufeinander abgestimmt sind.
Dennoch ist die Arbeitsweise quälend langsam, denn statt einmal schwungvoll gefärbtes Harz in einen Schlitz laufen zu lassen, geht jedem Armreif ein Puzzle-Prozess voraus, um die Elemente, Zusatzfarben und ein Arrangement festzulegen. Lange dauert es, bis die Steine in der Silikonform an der richtigen Stelle liegen. Ich komme mir dabei oft wie eine Chirurg bei einer Minimalinvasiven Operation vor, mit einen kleinen Schlitz, durch den ich dann mithilfe langer Stäbchen alles hin- und herruckele, angestrengt hineinstarrend in diese von außen nicht einsehbare Höhle.
Zusätzlich brauche ich einen "Laufzettel", in dem die Arbeitsschritte festgelegt und abgehakt werden, damit ich über die Tage der ersten Trocknungsphase nichts vergesse.
Einbettung und transparente Farbschichten zu kombinieren, ist mir als Variante tatsächlich selber in den Sinn gekommen. Grundsätzlich - und da löse ich mich auch wieder gerne von meinem Design-Vorbild - habe ich es optisch lieber, wenn die Form nicht so brechend voll gestopft ist und größere, transparente Partien sichtbar bleiben. Auch eine matte Oberfläche finde ich je nach Farbstimmung passend, das ist etwas, was bei Sobral auf keinen Fall zu finden ist.
Auch wenn es aufwändig ist: es kommen ganz eigenständige und unverwechselbare Schmuckstücke dabei heraus. Danke, Carlos!
Ganz brasilianisch angehaucht grüßt Dich
Edna Mo