Fächerkette aus Giessharz_2

Fächerkette oder doch Fächerkragen? Der erste Entwurf des Halsschmucks aus gegossenen Harz-Elementen war noch unentschlossen. Um meine Vorstellung zu konkretisieren habe ich ein bißchen in der Kunstgeschichte gestöbert. Unbewusst hatte ich eine Darstellung eines historischen Kragens im Kopf. Eine Zusammenstellung prägnanter Beispiele (Malerei aus dem 16. bis 19. Jahrhundert) habe ich anbei zusammengestellt. Und man stellt fest: man kann nichts neues erfinden, es war alles schon mal da.

Weit von der Opulenz der Halskrause aus dem 16. Jahrhundert entfernt, hat der Fächerkragen eine Form angenommen, die meinen Gedanken entspricht. Wobei es sich nicht um eine textile Vorrichtung, sondern um eine Anordnung aus gegossenen Harz-Elementen handelt - irgendwie verschmelzen bei diesem Stück Kleidung und Schmuck miteinander.

Halskrause (Spätrenaissance) in: Portrait_of_a_lady_0128_ von Rama, eigenes Werk

Halskrause (Spätrenaissance) in: Portrait_of_a_lady_0128_ von Rama, eigenes Werk

Halskrause in: (1628) Bild Thomas de Keyser - Hendrik Verburg

Halskrause in: (1628) Bild Thomas de Keyser - Hendrik Verburg

Spitzenkragen in: van Rijn, Rembrandt (1606 - 1669): Rembrandt, Porträt einer Frau mit Fächer

Spitzenkragen in: van Rijn, Rembrandt (1606 - 1669): Rembrandt, Porträt einer Frau mit Fächer

Spitzenkragen und hammermäßige weiße Stulpenstiefel in: Bild Daniel Mytens - The Marquis of Hamilton (1589-1625)

Spitzenkragen und hammermäßige weiße Stulpenstiefel in: Bild Daniel Mytens - The Marquis of Hamilton (1589-1625)

Spitzenkragen und eine sehr moderne Darstellung für 1619: Bild Cornelius I Janssens van Ceulen - Portrait of a Lady Called Alathea, Countess Of Arundel

Spitzenkragen und eine sehr moderne Darstellung für 1619: Bild Cornelius I Janssens van Ceulen - Portrait of a Lady Called Alathea, Countess Of Arundel

So keck kann man den Spitzenkragen auch tragen: Bild Pietro Antonio Conte Rotari (1707 - 1762) - Mädchen mit weisser Halskrause

So keck kann man den Spitzenkragen auch tragen: Bild Pietro Antonio Conte Rotari (1707 - 1762) - Mädchen mit weisser Halskrause

Spitzenkragen, deutlich später: 1928, Franz von Stuck: Portrait einer Dame mit Spitzenkragen.

Spitzenkragen, deutlich später: 1928, Franz von Stuck: Portrait einer Dame mit Spitzenkragen.

Ja, die Halskrause ist einer der Vorläufer des heutigen Kragens. Was so besonders ist und aus heutiger Sicht fast lächerlich anmutet, ist der Effekt, dass der Kopf vom Körper optisch gelöst und damit stark betont wurde. Das Gesicht wird wie in einem Bilderrahmen oder auf einem Sockel präsentiert. Hals- und Schultersilhouette werden durch die Form der Krause verändert bzw. durch eine ganz andere Linienführung ersetzt. Die strenge Form des "Mühlsteins" hat sich dann im Verlauf der Zeit zu einer weicheren Version entwickelt, die weniger skulptural wirkte.

Bequem und praktisch sieht das historische Original nicht besonders aus, und es war sicherlich eine Kunst, beim Essen nicht auf die Auslage der Krause zu kleckern. Wie sich das Zusammenspiel zwischen Frisur und Kragen damals gestaltete, muss ich auf den Malereien auch noch einmal genau untersuchen. Ich denke: Haare hoch war die Devise.

Meine Interpretation der ursprünglich aus Leinen und Spitze mit der Brennschere in Form gebrachte Krause entspricht da schon mehr dem heutigen, funktional geprägten Lebenswandel. Von der formalen Strenge greift der Fächerkragen Elemente der Halskrause auf, ist jedoch weniger ausladend und verändert die Schulterlinie nur gering. Da er fast flach anliegt, geht der Eindruck eher in Richtung eines Spitzenkragens. Und: durch eine variable Verschlußtechnik kann der Kragen in unterschiedlichen Längen getragen werden.

Es war die richtige Entscheidung, den ersten Entwurf komplett zu verwerfen und die Anordnung der Harz-Elemente zu überdenken.

Fächerkette aus Giessharz_2
Fächerkette aus Giessharz_2
Fächerkette aus Giessharz_2
Fächerkette aus Giessharz_2
Fächerkette aus Giessharz_2
Fächerkette aus Giessharz_2

Ich habe den Fächerkragen in der neuen Konfektionierung probegetragen und finde ihn nun sehr gelungen. Im Vergleich zu den historischen Vorbildern ist der Fächerkragen eher sparsam, für heutige Augen wirkt er dennoch beeindruckend.

Eine weitere Version, den Fächerkragen zu kombinieren, kann man dem Gemälde von Rotari entnehmen: mit einem tiefen Ausschnitt, so dass unter dem Kragenrand noch Haut hervorblitzt. Verbergen - Freilegen, das ist ein ganz reizvoller Ansatz, den ich sicher noch ausprobieren werde.

Edna Mo's Fächerkragen Version 2 in den beiden Tragevarianten lang und kurz.
Edna Mo's Fächerkragen Version 2 in den beiden Tragevarianten lang und kurz.
Edna Mo's Fächerkragen Version 2 in den beiden Tragevarianten lang und kurz.

Edna Mo's Fächerkragen Version 2 in den beiden Tragevarianten lang und kurz.

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