11. Januar 2015
So eine Jahreswechsel-Zäsur hat auch etwas Gutes. Man hält im täglichen Galopp kurz inne und kann über getane Schritte resümieren, wenn man denn möchte, und seinen Blick auf den Horizont neu ausrichten und schärfen.
Die Phänomen Edna Mo hat sich nicht nur auf diesem Blog abgespielt. Hier wurden seit Februar letzten Jahres 2014 zum Teil recht umfängliche Posts über meinen Schmuck aus Giessharz eingestellt. Die Inhalte haben sich zunehmend verselbstständigt. Neben persönlicher Berichterstattung zum eigenen Projekt sind zunehmend auch andere Künstlerinnen und Künstler in meinen Fokus gerückt. Über die Dokumentation der eigenen Stücke hinaus sind Tutorials über Material und Arbeitsprozesse entstanden. Die Qualität der Texte und der Spaß am Schreiben hat zugenommen. Es haben sich unerwartete und bereichernde Kontakte ergeben. Und die Besucherzahlen und Web-Zugriffe auf die Einträge steigen langsam, aber stetig.
Beste Gelegenheit, sich hiermit herzlich bei allen Leserinnen und Lesern fürs Schmökern und Stöbern im letzten Jahr zu bedanken. Ich werde euch auch dieses Jahr mit Texten zum kreativen Wahnsinn bezaubern und freue mich über eure Resonanz in jeder Form.
Künstlerisch betrachtet war 2014 Neuland. Der Wechsel im Arbeitsmaterial und dadurch ein ganz neues Formenportfolio haben meinen Schmuck geprägt. Ich weiß noch, wie ich mit dem Ziel gestartet bin, Ketten aus verschieden großen, aber formgleichen Perlenelementen zu realisieren. Sachliche Formen mit wenig Schleifaufwand sollten es sein. Vor meinem geistigen Auge sah ich formal strenge Ketten.
Im Rückblick betrachtet, waren nicht alle Formenentwicklungen ein Erfolg. Und der Schleifaufwand war trotzdem noch ziemlich hoch. Seien wir ehrlich: meine Silikonformen waren nicht perfekt genug. Und 2014 ist das Jahr, in dem ich zig Tausende Mal Perlen auf- und abgefädelt habe, um das Mysterium der Kettenkonfektionierung zu lösen. Die Idee der formalen Strenge wurde zunehmend über Bord geworfen, denn dieser Ansatz ließ sich bei manchen Perlenelementen als Kette überhaupt nicht umsetzen. „Flirting with Disorder“ ist so ein Konzeptbegriff, der sich für 2014 eingeschlichen hat und rückblickend seine Berechtigung hat.
Insgesamt wurden im letzten Jahr von mir knapp 80 Einzelemente für insgesamt 13 verschiedene Ketten modelliert und/oder abgeformt.
Die 2014er "Flirting with Disorder" Kollektion kommt mir sehr komplex vor. Da habe ich mich ja tüchtig und sehr ambitioniert dem Formenrausch hingegeben. Das war mir selber gar nicht klar, dass es am Ende so viele Teile und so viele Ansätze geworden sind. Das eine oder andere steckt ja noch in den Kinderschuhen bzw. Babysocken und hat noch gar keine Chance gehabt, einen Milchzahn zu bekommen. Ich bin wohl eine sehr fokussierte Erzeugerin. Immer nur Augen auf den Stöpsel, der zuerst robben kann. Die Spätentwickler müssen wohl kucken, wo sie bleiben.Ts!
Ich bin mir nicht sicher, ob es Unvermögen oder Charisma dieser Kollektion ist, dass sie so festgelegte Stücke hervorbringt. Aus ähnlichen Elementen kann man nur begrenzt ganz andere Ketten entwickeln, es gibt immer nur eine oder zwei Version, die wirklich gut funktionieren. Alle weiteren Überlegungen sind schon schmerzhaft anstrengend.
Bei einigen Perlen hat es einige Zeit gedauert, herauszufinden, wie sie gut wirken. Kleine Tricks beim Gießen müssen erst mal herausgefunden werden. Insofern werden 2015 auch noch einige Ketten aus den 2014-er Perlen entstehen.
Was ich zum Beispiel noch gar nicht weiter verfolgt habe, ist der Ansatz, verschiedenartige Perlen aus dieser Kollektion miteinander zu mixen. Schon Punkt zwei, in den man noch einen Gedanken investieren könnte.
Ein Scheidepunkt in 2014 sind die Miras, Repliken von Rinderknochen, die zum Jahresende eine deutlich andere Formensprache eingeleitet haben.
Ausgehend von den Miras startet 2015 mit einem Portfolio an organischen Formen mit Oberflächenstruktur. Im neuen Jahr wird der Schmuck etwas wilder und von den Formen sicher unkonventioneller als die letzten Stücke. Das Unordentliche scheint mir vielleicht doch eher zu liegen als die formale Strenge.
Die Kunst wird sein, diese ganz unterschiedlichen und zum Teil auch sperrigen Teile zu etwas schmuckähnlichem zu verarbeiten. Arbeitstitel für diese Kollektion ist „Freie Radikale“. Ich bin gespannt, was daraus wird. Freut euch mit mir auf spannende Ergebnisse und viele weitere verrückte Einfälle im neuen Jahr.