30. September 2015
Wir machen jetzt ein Gedankenspiel: im Geiste schrumpfen wir auf Flohgröße und stellen uns ein Loch vor, dass in einen ausgehärteten Harz-Giessling gebohrt wurde. Als Floh passen wir da rein und können uns das von innen ankucken.
Ganz schön staubig hier, wird der Herr Floh sagen. Und irgendwie auch ungemütlich. Denn: Es hat sich Bohrstaub-Rückstand im Bohrkanal abgesetzt und die Tunnelwände des Bohrlochs sind innen aufgeraut und damit undurchsichtig. Der Herr Floh steckt sozusagen in einer milchigen Röhre.
Wenn wir uns jetzt wieder auf Normalgröße zurückdenken und das Ergebnis von außen betrachten, sehen wir was ganz anderes. Beispielsweise das: tentakelähnliche Ärmchen im klaren Harz, die wie eine Seeanemone aussehen. Und obwohl es sich technisch gesehen um ein Loch, also ein "Nichts" handelt, ist der optische Eindruck genau gegenteilig: da kann man schwebende, zierliche Gespinste und Strukturen erkennen, wo doch eigentlich nur Gießharz ist.
Dieser technische Umstand hat mich auf den Gedanken der Anemone-Kollektion gebracht. Es sind allesamt silbergefasste Ringe und Anhänger, die auf dem Prinzip beruhen, dass Herr Floh uns soeben virtuell und bildgewaltig vorgeführt hat.
Die Kunst, das was man tun möchte, und das, was man tun muss, unter einen Hut zu bringen, hat mich auf diese Foto-Inszenierung gebracht. Auch wenn mir die Kamera beim zweistündigen Waldspaziergang dank ihres Bleigewicht den Arm zu brechen droht: sie wird mitgeschleppt, um genau in den entscheidenden 10 Minuten diese schönen, ganz naturverbundenen Aufnahmen zu machen.