5. September 2015
Kein Ausflug mehr ohne Kamera im Gepäck. Jede Gelegenheit wird schamlos ausgenutzt, ein schmuckes Foto zu machen.
Wer jetzt beim ersten Motiv denkt, dass die rausgeputzte Edna mit einem Motorgefährt in die nächstgelegene, romantische Wallapampa gebraust ist, oder wahlweise zu Fuß inklusive Picknicktrolley ins idyllische Grün aufgebrochen ist, der irrt. Leider bestand die logistische Zielsetzung darin, die romantischen Fleckchen per Fahrrad auszukundschaften. Insofern stand enges Beinkleid und Helmfrisur auf dem Plan, und da ich zugegebenermaßen an jenem Tag nicht mehr in energetischer Bestform war, wanderten kurzerhand nur Zutaten für ein zweites Styling mit der blauen Talerkette in meinen Rucksack. Diesmal auf der Basis einer Ton-in-Ton-Kombination mit verschiedenen Blautönen.
Was soll ich sagen? Erst mal herzlichen Dank an meinen Mann, der zu jedweder Zeit, wenn ich mit den Worten "Halt, hier!" vom Rad sprang, wacker und unermüdlich den Auslöser bediente. Dafür, dass die Umstände uns fortwährend überrascht haben, sind ein paar ganz zauberhafte Aufnahmen entstanden. Das liebe ich ja so an der Fotografie: es ist ein durch und durch unehrliches Medium. Man sieht einfach nur so einen so klitzekleinen Ausschnitt. Ein Hauch von Anstrengung kann ich aus den Fotos schon ablesen - wahrscheinlich, weil es einfach kolossal heiß war, die romantischen Fleckchen nur durch echte Muskelkraft erreichbar waren und hinter Ponyfransen, monströser Sonnenbrille und sämtlichen Kleidungsstücken Schweiß in Strömen lief.
Was man nicht sehen kann: Mücken und Wespen wölkten in Schwärmen hinter und über uns. Ich stand wahlweise in Brennesseln oder Bromberranken oder Tierausscheidungen. Ein Teil der Strecke war ein Schlammloch ohne Wegalternative, so dass wir da irgendwie durchschleichen mussten. Schuhe und Fahrräder waren hinterher absolut dreckverkrustet. Und das allerbeste: meine Fahrradkette ist zwischendurch abgesprungen und musste wieder aufgefummelt werden, danach konnte ich zum Fotografieren meine schwarzen Hände nur noch in die Hosentaschen stecken (aber wenigstens gab es Taschen).
Es war ein herrlicher Ausflug! Richtig schön! Und was man für schöne Situationen finden kann. Dieser einsame vergammelte Sonnenschirm beispielsweise. Wie ein traurige, zusammengeklappte Blüte wartet er auf den nächsten Sonnenaufgang.
Diese merkwürdige Hose aus stammt aus dem Sozialkaufhaus (Toni Dress). Eine schmale, karierte Anzughose mit Bügelfalte in grau, blau und braun. Eine klassische alte-Damen-Hose, in vollendeter Nähkunst hergestellt. Und unverwüstlich, daher meine Wahl: den Ritt auf dem Fahrrad hat die Hose klaglos mitgemacht, ohne an Form zu verlieren. Die Kombination von Karohose und dem geschuppt gemusterten Hemd ist auf jeden Fall einen Schmunzler wert.
Jenes Herrenhemd ist ein Relikt und irgendwie vor 20 Jahren in meinem Schrank hängengeblieben (laut Etikett von Britta Schmieder - who is this?). Der Stoff mit dem Muster und den aufgebrachten, winzigen Glanztropfen ist so daneben, dass er schon wieder gut ist.
Kurz vor dem Schlammloch gab es noch diese wunderschöne Bambuslandschaft.
Aus meinem Rucksack habe ich noch eine Oberteil-Alternative gezaubert, ein zweifarbiges Shirt aus der Edna Mo Nähmanufaktur. Vom farblichen Look her gefällt mir diese Kombination von Shirt und Schmuck sogar noch besser.
Mein Fazit: was für ein Ausflug! Schön wars und das Kaltgetränk im der versteckt gelegenen Waldschänke hat besonders lecker gemundet. Man könnte jetzt über Vorteile optimaler Vorbereitung für Fotoexkursionen per Zweirad philosophieren, aber ein bißchen Aufregung und Abenteuer hat noch keinem geschadet. Ich freue mich schon aufs nächste Mal!