8. September 2015
Zum Einfärben von Giessharz benutze ich sehr gerne Pulverpigmente aus dem Künstlerbereich. Damit lassen sich herrlich farbintensive Giesslinge herstellen. Ein Nachteil ist, dass die wenigsten Pigmente transparent erhältlich sind. Ein zweiter, dass einige der pulverförmigen Pigmente im flüssigen Harz eine völlig andere Farbe ergeben. Der Vorteil liegt klar im Angebot an Farbtönen und der Möglichkeit, eigene Nuancen durch Mischen zu erzeugen.
Das Cleopatre-Materialsortiment für Resin-Süchtige umfasst ab 2016 flüssige und vor allem transparente Harzfarben. Fünf Probefläschchen mit Grundfarben wurden mir für einen Anwendungstest zur Verfügung gestellt. Eine ganze Farbpalette mit Mischtönen soll jedoch ab nächstem Jahr in den Handel kommen.
Da Farben an sich, Farben mischen und Farbmuster genau mein Ding sind, bin ich gespannt wie ein Flitzebogen, wie sich die flüssigen Harzfarben von Colle et Couleurs Cleopatre in meinem Praxistest bewähren.
Da ich zwischenzeitlich die Qualität der Produkte von Cleopatre kenne, bin ich optimistisch, was die Ergebnisse angeht. Untersuchen werde ich die Farben nach verschiedenen Kriterien. Als Form nutze ich die Taler und Herzen aus der pinkfarbenen Silikonbackform, die Gießlinge mit hochglänzenden Oberflächen erzeugt.
DAS HARZ
Als Grundlage nehme ich dafür das Crystal'Glass Harz, ebenfalls aus dem Hause Cleopatre.
Für Harzneulinge zeige ich hier noch einmal das Anmischen von Harz, denn das genaue Mischen von zwei zähfließenden Flüssigkeiten ist die Grundlage für einwandfreie Giesslinge. Und wie ihr sehen werdet, kein Hexenwerk.
Ich lege hier das Mischverhältnis vom Crystal'Glass Harz zugrunde, welches idealerweise 2 x A + 1 x B beträgt, und damit einfach zu errechnen ist. Andere Harze haben andere Mischverhältnisse. Bitte beachten!
BERECHNUNG UND ANMISCHEN HARZ
Besonders für kleine Harz-Mengen empfiehlt sich die Anschaffung einer Waage, die im Grammbereich genau misst.
Ich möchte 30 g Harzmischung anrühren, das bedeutet: 20 g Harz A und 10 g Härter B.
Mit 30 g werden 7 Taler (Durchmesser 4 cm, Höhe ca. 0,5 cm) gegossen.
Diese Mischung ist das "angesetzte Harz" oder auch die "Harzmischung".
TEST EINS: Direktes Eintropfen
einzelner flüssiger Farben in angemischtes Harz.
Erster Eindruck: die Farbe riecht intensiv nach Brennspiritus. Das verfliegt schnell. Danebengetropfte Farbe trocknet sofort weg.
Ergebnis
Es bilden sich beim Aushärten wunderschöne farbige Strahlenmuster, die an Pusteblumen oder Quallen erinnern. Die Farbe hat wohl die Tendenz, im klaren Harz eine nach außen gerichtete Fließbewegung zu vollziehen. Traumhaft!
Im Vergleich zu den anderen Farben wirkt die schwarze Farbfläche dichter von der Intensität und schon fast nicht mehr durchsichtig (sonst wäre es allerdings auch ein Grau und kein Schwarz).
Direktes Eintropfen verschiedener Farben
in angemischtes Harz.
Hierzu habe ich eine großflächigere Form gewählt, damit man den Effekt gut sehen kann.
Ergebnis: just fabulous. Mit großflächigen Formen kann man hier bestimmt fantastische Ergebnisse erzielen.
Nachteil
Bei zu hoher Dosierung der Flüssigfarbe wird der Gießling zu dunkel, dadurch wird der Effekt weniger gut sichtbar. Bei diesen beiden Talern habe ich mich vertropft, so dass keine klare Stelle mehr erkennbar ist.
TEST ZWEI: Einmischen
der flüssigen Farbe in die klare Harzmischung.
Eine 30-g-Harzmischung-Portion habe ich in fünf gleiche Becher aufgeteilt und mit je 2-3 Tropfen Flüssigfarbe eingefärbt.
Die Farbe bildet zunächst Schlieren, die sich bei längerem Umrühren auflösen. Je länger gerührt wird, desto homogener wird die Farbe (mir ist es beim ersten Mal noch nicht gelungen, komplett schlierenfreie Ergebnisse zu erzielen).
Eindruck von der eingefärbten Harzmischung: die Farben sind frisch und leuchtend. Das Schwarz hat einen violetten Stich und das Blau hat etwas weniger Intensität als die anderen Farben. Daher nehme ich für das Blau noch einen vierten Tropfen Farbe dazu.
Um die Intensität der Farbe beurteilen zu können, werde ich Gießlinge mit einem Farbverlauf herstellen.
Dafür habe ich in einem ersten Schritt meine Talerformen auf der schrägen Ebene ausgerichtet, zur Hälfte mit klarem Harz gefüllt und aushärten lassen. Danach wird die Silikonform plan abgesenkt. In jede Form kommt jetzt eine Sorte eingefärbtes Harz, wobei die Höhe möglichst gleich hoch ist. Durch die diagonale klare Schicht kann die farbige Schicht von dick nach dünn auslaufen
Ergebnis
Sehr gut! Die Farbwirkung ist rein und unverfälscht.
Die Farben sind auch bei geringer Verdünnung noch leuchtend und selbst bei großer Schichtdicke noch durchsichtig (Ausnahme Schwarz: blickdicht im Randbereich des Talers). Vor allem haben sie ihre Farbwirkung nicht verändert und selbst die beiden Rottöne lassen sich immer noch sehr gut voneinander unterscheiden.
Zum Vergleich fotografiere ich die Giesslinge einmal plan auf weiß liegend und einmal im Gegenlicht.
TEST DREI: eingefärbtes Harz mischen
Die erste Tropf-Testreihe hat gezeigt, dass zwei bis drei Tropfen Farbe pro Silikonform zu mächtig ist. Um jetzt die Reaktion verschiedener Farben miteinander zu testen, werden die Flüssigfarben zunächst einzeln in eine kleine Menge klare Harzmischung (ca. 5 g) eingerührt.
Ergebnis
Der "Farbauftrag" ist durch das beschriebene Verfahren sehr transparent. Es ergeben sich wunderbare Farbschlieren, die durch das klare Harz sehr gut zu erkennen sind. Das auswärts gerichtete Bewegungsmuster der Farbe lässt sich sehr gut erkennen.
Dies funktioniert besonders gut, wenn klares und farbiges Harz jeweils anteilig mit je 50 % die Füllhöhe die Silikonform bestimmen. Der unten gezeigte rot-schwarzen Gießling ist schon vergleichsweise dicht (zu wenig klare Harzmischung).
TEST VIER: Mischtöne aus den Grundfarben herstellen
Hier muss man aufgrund der starken Intensität der Flüssigfarbe "blind mischen".
Bei jeweils ein bis zwei Tropfen Gelb und Blau in 5 g Harzmischung ergibt sich ein sehr dunkler Braunton, der erst als dünne Schicht oder eingetropft in klares Harz seine Farbidentität preisgibt: ein sehr leuchtendes Olivgrün
Für orange und grün ist mir das gelungen, aber statt violett (Blau und helles Rot) ergab die Mischung dennoch ein Braun, welches dann nur ganz sparsam eingesetzt wurde.
TEST FÜNF: transparente und opake Farben
Die Gießlinge, die mithilfe der Flüssigfarben eingefärbt wurden, wirken sehr transparent und luftig. Für hinterleuchtete Anwendungen wie beispielsweise Fensterdekorationen, ist das genau richtig.
Für Schmuck, der den Untergrund wie Haut oder gemusterte Kleidung durchscheinen lässt, ist der rein transparente Farbeffekt manchmal nachteilig. Für mich stellt sich die Frage, ob man durch Eintropfen von opak eingefärbtem Harz (weiß) sowohl transparente als auch deckende Farbbereiche erzielen kann. Dazu
Ergebnis:
Wie schon vermutet: die Farbpartikel deckender Harzfarben oder auch von Pigmente haben eine größere Dichte und sinken daher im Harz auf den Boden der Silikonform ab. Die Flüssigfarben strecken sich eher gleichmäßig nach außen bzw. in alle Richtungen. Im zweiten Foto (Eingieß-Oberseite) sieht man nur die flüssigen Farbanteile. Der weiße Farbanteil ist abgesunken und hat sich als breiter "Flatschen" auf der Unterseite ausgebreitet. Die Sichtseite des Gießlings (drittes Foto) ist durch weiße Farbwolken "versperrt" und wirkt farblich eher plump. Ergo: die Farben mischen sich nicht miteinander, sondern agieren unterschiedlich.
Erfahrungsgemäß sind die schönsten Farbschlieren hinter der hier weißen Farbschicht verborgen. Es hilft nur ein Anschleifen der Sichtseite, um den dahinterliegenden, wolkigen Effekt freizulegen. Für meine Vorstellungen ist diese Giesstechnik noch nicht das Optimum - denn alleine wegen des Arbeitsaufwandes sollte man das Schleifen auf ein Minimum einschränken, wenn es sich irgendwie einrichten lässt. Das angeschliffene Ergebnis im letzten Foto der Reihe.
Wie man an der sehr ausführlichen Berichterstattung ablesen kann, hat mir diese Farbuntersuchung großen Spaß gemacht. Nachdem ich mich mit der Materie angefreundet habe, juckt es mich natürlich sehr, die Farben für meine Schmuckkreationen anzuwenden (die Herangehensweise wird aber einen separaten Blogpost füllen). Vor allem über das gemischte Grün habe ich mich sehr gefreut, denn das ist ein von mir sehr geschätzter Farbton, den ich mit Pigmenten nicht erzeugen kann. Die angekündigten Mischtöne erwarte ich voller Vorfreude.
FAZIT
Für meine klitzekleinen Mustertaler-Anwendungen und winzigen Anmischmengen ist die Flüssigfarbe zu hoch konzentriert, so dass Dosierungs- und Mischfehler im Bereich des Wahrscheinlichen liegen. Dafür ist die Ergiebigkeit sehr hoch, ich habe im Zuge der Testreihen den Pegel der Fläschchen nur um ein knappes Drittel gesenkt.
Insgesamt gilt: weniger Flüssig-Farbstoff ist mehr, und die Kombination von gefärbtem und klarem Harz hat bei mir zu den besten Ergebnissen geführt.
Woran es allerdings absolut nichts auszusetzen gibt, ist die Leuchtkraft, die Transparenz und die Stabilität der Farbstoffe. Wer wie ich schon einmal die Gießlinge einer kompletten Arbeitssitzung in den Müll kippen durfte, weil sich ein leuchtendes transparentes Rot nach Tagen in ein ekliges Braun verwandelt hat, ist erleichtert und dankbar für professionelle und verlässliche Werkstoffe, die reproduzierbare Ergebnisse liefern. Für meine Farb- und Effektpalette stellen die Flüssigfarben von Cleopatre eine hervorragende Ergänzung dar, die ich nicht mehr missen möchte.
Hinweis: die Materialmuster aus dem Hause Colles et Couleurs Cleopatre wurden unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Der Atelierbericht ist eine Praxisbetrachtung ohne Honorierung durch den Hersteller.