18. September 2015
Nachdem ich der blauen Talerkette besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt habe, soll auch der bis dato unbemerkte Zwilling, die orangefarbene Version der Kette aus handgefertigten Harztalern, einen detailverliebten Blick bekommen. Ich bin schon für Gleichbehandlung, auch beim Schmuck.
Anders als die blauen Taler, die symmetrisch angeordnet sind, liegen die orangenen Taler versetzt zueinander und haben zu ihrer grafisch starken Form auch noch eine unruhige Anmutung.
Beim Styling habe ich mich leiten lassen von einem Look, der mir persönlich gut gefällt. Auf dem Foto wirken die Dinge aber oft anders als vor dem heimischen Spiegel - die Tücken der Wahrnehmung, sage ich nur.
Dummerweise gibt es beim Fotografieren keine Demokratie. Es geht nicht um das, was mir gefällt, sondern um das, was dem Foto gut tut. Ob das, was dem Foto gut tut, im Umkehrschluss auch gut für mich wäre, ist ein herrliches Gedankenspiel. Kurz: letzter Auftritt für diesen Rock. Am besten verbrenne ich ihn direkt.
Aber Übung macht die Meisterin, es kann nur besser werden. Meine konstruktiven Erkenntnisse aus diesen Aufnahmen: Beispielsweise, dass bedeckter Himmel toll ist um mein Gesicht butterweich zu beleuchten, dass man die Knie besser nicht durchdrückt, wenn diese zur Knubbeligkeit neigen und dass hellbraune Sandalen fotografisch einfach verschwinden und die Füße optisch nackt lassen.
Ansonsten ist dieses Shooting ein Zeitdokument - rund um meine Straße sind derzeit viele Baustellen, und neben einer der stockwerketiefen Löcher im Boden stehen diese Stahlbewehrungen. Die werden benötigt, um Betonverschalungen zu gießen, und sehen einfach total gut aus, solange sie noch arbeitslos am Wegesrand stehen. Weil sie so riesig sind, erinnern die Stahlwände an schlammverkrustete Skulpturen von Richard Serra.
Bei den Klamotten gibts nur zwei der Erwähnung werten Dinge: die sehr extravagante und mit nur knapp 20 Jahren Alter fast noch taufrische Damenbluse aus gelochtem Miederwarenwirkstoff des Berliner Designerlabels Next G+U+R+U Now (welches zwischen 1995 und 1999 existierte). Und der Gürtel mit Stickmotiven des Düsseldorfer Holzdruckkünstlers Roman Klonek. Die Illustration vom Comicmännchen, das seine dicke Nase in der Schubkarre vor sich herfährt, ist echt zum Kringeln und macht mir immer richtig gute Laune (siehe meine Affinität zum Eskapismus!)
Lieben Dank an meinen lieben Mann, den ich nach einem furchtbar anstrengenden Tag noch an die Baustelle schleppen durfte, um bei den Aufnahmen zu assistieren. Bist der Beste!