3. Juni 2018
Dieser Blog zeigt neben handwerklichen Aspekten natürlich auch Werbung für meine selbstgeschöpften Kunstharz-Schmuckerzeugnisse. Anfänglich habe ich den Blog noch stringent mit Content-Management und Redaktionsplan gesteuert, und Blog- und Shop-Content aufeinander abgestimmt. Alles Kokolores. Nach über vier Jahren habe ich dieses Regelwerk ohne eine Spur von Bedauern aufgegeben, und es geht ulkigerweise auch ohne. Warum im Blog und Shop wann wieviele User unterwegs sind, erschließt sich einfach nicht mit logischem Verstand, so dass man diese Form der Gehirnakrobatik getrost bleiben lassen und sich lustigeren Dingen zuwenden kann.
Zum Beispiel das Shooting, das eigentlich gar nicht als Shooting geplant war. Ich habe nur nach dem eigentlichen Shooting die Kamera gedreht und weiter ausgelöst.
Mein Mann, der eigentlich nur zeitgleich anwesend war, mochte sich die Gelegenheit zum Mitmachen aber nicht entgehen lassen. Und so hat sich das "Après-Shooting" in einem rasanten Tempo verselbstständigt.
Die Ästhetik erinnert jetzt an Berichterstattungen über das behind-the-Scène aus den Siebzigern geworden, als werbliche Fotografie noch irgendwie ein verruchtes Image hatte. In dem außerhalb des Fotoaufbaus der Champagner perlte und das Koks auf Klodeckeln mit Kreditkarten kleingehakt wurde. Das Atelier war der Schauplatz von vermeintlichen Orgien, Menschen sprangen kaum bekleidet herum und immer hat irgendwer eine Polaroid-Kamera gezückt, um die dort stattfindenden Entgleisungen zu dokumentieren.
Ich wünschte, die Fotografie wäre immer noch so mystisch und nicht so eine elende Schufterei. Bezeichnenderweise sind Fotos immer viel mystischer als das eigentliche Ereignis, wer sich selber mal auf Partyfotos gesehen hat, weiß, was ich meine.
Leider gibt es in unserem Atelier weder Klo noch Klodeckel für den Koks. Falls man denn eine freie Fläche finden würde, müsste man entweder gründlich putzen oder sich schwer anstrengen, um Koks und Staubschichten voneinander unterscheiden zu können. Insofern blieb uns nur ein Schlückchen Sekt, um unsere totale Entgleisung voran zu treiben.
Ich würde jetzt gerne berichten, dass ich bei diesem Shooting aus der Rolle gefallen bin, was auf den ersten Blick plausibel und nicht unerheblich schmeichlerisch klänge. Ehrlicherweise bin ich beim Fotografieren aber immer in irgendeiner von zig Rollen, so dass ich jetzt schwer überlegen muss, aus welcher Rolle ich bei diesen Fotos gefallen wäre. Und in welche hinein?
Bedauerlicherweise ist diese Art der "dirty picts" so ziemlich aus der Mode. Jede zeitgenössische Bloggerin, die etwas auf sich hält, zeigt sich aktuelle eher mit Grünkohl-Smoothie, einer so enganliegenden Shapewear, dass man den Smoothie bei seinem Weg durch den Körper verfolgen kann und einem wenigstens ansatzweise muskulösen Mann als schmuckes Beiwerk.
Ödnis in Perfektion ist nun mal nicht mein Ansporn. Glücklicherweise ist Edna Mo mein ganz persönlicher Gedankenpalast und darf meine eigenen Visionen im Rahmen des moralisch Einwandfreien abbilden.
Statt werbetauglicher Fotos hatte ich einen unterhaltsamen und höchst albernen Nachmittag mit meinem Mann mit Selbstauslöser. Wen interessiert da noch mein Schmuck?
(Noch immer breit grinsende)
Grüße sendet Dir Edna Mo