30. Mai 2018
Neulich hatte ich die Gelegenheit, im Rahmen eines Coachings zu den Anfängen des Kunstharz-Handlings zurückzugehen. Mich hatte eine nette Harzkünstlerin um fachmännische Hilfe gebeten, da ihre Armreifen mit Blüten-Einbettung immer wieder Makel und Fehler aufweisen. Obwohl sie bereits mehrere Optimierungen in ihrem Arbeitsablauf vorgenommen hat, gelangen ihre Armreifen noch immer nicht zuverlässig. So haben wir uns zusammengesetzt und ihren Arbeitsablauf Schritt für Schritt unter die Lupe genommen. Ich durfte meinen Gast dabei fotografieren, wie sie einige der gezeigten Arbeitsschritte selbst umsetzt, und bedanke mich herzlich dafür, dass ich die Genehmigung für die Veröffentlichung der Fotos für meinen Blog erhalten habe.
Für mich war das ein sehr spannender Nachmittag. So konnte ich auch wieder erfahren, wie sich Harzen für Anfänger anfühlen muss (undurchschaubar und manchmal entmutigend), und wie es war, als der erste Armreif geschliffen und poliert vorlag. Eigentlich wollte sie ihn gar nicht mehr loslassen. Das mitzunehmen, war schlicht grandios.
Jaha, das geht wirklich mit dem Schleifen!
Nach rund 15 Jahren Herumwerkeln mit Kunstharz mache ich viele Schritte zwischenzeitlich ohne groß darüber nachzudenken. Dass jeder Handgriff dabei seine Berechtigung oder sogar Notwendigkeit hat, wurde mir von den vielen "warums?" meiner Besucherin wunderbar gespiegelt. Diese kleinen Details möchte ich in diesem Post zusammenfassen, denn viele Fragen zu weniger geglückten Kunstharz-Ergebnissen erreichen mich per Mail, und ich wünsche mir, dass der Beitrag anderen Harz-Neulingen bei ihren Erfahrungen weiterhilft.
Die Fragen an mich lauteten im Detail:
Hier im Foto sind die besagten Armreifen zu sehen. Für mich ist es immer hilfreich, wenn ich das "fehlerhafte" Stück begutachten darf, denn dann liegen die Antworten auf der Hand und ich kann auch eine sinnvolle Hilfestellung geben.
Ich erinnere mich noch mit leichtem Unbehagen an den Mailverkehr mit Beate, die mich ebenfalls wegen des Luftblasen-Problems in ihren Armreifen angeschrieben hat. Im Brustton der Überzeugung riet ich ihr zum nachträglichen Auffüllen der Bläschen und zum Schleifen und Polieren der Oberfläche. Wie sich hinterher herausstellte, handelte es sich jedoch um Armreifen mit Facettschliff, die Beate dann in mühseliger Handarbeit in Armreifen mit makellos begradigter Oberfläche verwandelt hat. Hätte ich das mal gewusst! Im Mailverkehr kam dieses Detail nicht zur Sprache.
(Ich fühle mich immer noch schlecht deswegen!)
Der Umgang mit Kunstharz ist kein Selbstläufer. Trotz seiner Faszination gehört er zu den widerspenstigeren Materialien, Erstlingsfehler liegen weniger an fehlendem Verständnis, sondern an der Komplexität des Themas. Wer frisch anfängt, möchte schnell ein erstes Ergebnis haben und liest sich selten 27 Seiten Bedienungsanleitung durch. Und selbst wenn - man klammert sich immer an dem fest, was einem plausibel erscheint, und das tun beim Kunstharz die wenigsten Handgriffe.
Jetzt treffen bei der Blüten-in-Kunstharz-Armreif-Einbettung ausgerechnet zwei knifflige Dinge aufeinander, was den Schwierigkeitsgrad erhöht. Zum einen die Einbettung mit Naturmaterialien und zum zweiten die Benutzung von Silikonformen mit Hinterschneidung (Armreifen mit gerundeter Außenform). In der Kombination ist es fast unausweichlich, dass Luftblasen im Harz eingeschlossen werden.
Aber man kann durch einen optimierten Arbeitsprozess die Entstehung von Luftblasen, weichen Stellen und Kanten durchaus in den Griff bekommen.
Wie ich in diesem Blogartikel schon ausführlich erläutert habe, passt nicht jedes Harz zu jedem Harz-Projekt. Bei der Einbettung mit Blütenblättern werden aufsteigende Luftblasen durch die feinen Pflanzenfasern eingefangen und können dann nicht entweichen. Um hier das Problem zu Entschärfen rate ich dazu, mit dünnflüssigem Harz zu arbeiten, welches eine lange Topfzeit (Verarbeitungszeit) und möglicherweise schon herstellerseitig gute selbstentlüftende Eigenschaften hat.
Ich erwähne es noch einmal, weil diese Information natürlich nicht in den technischen Datenblättern steht: es gibt tatsächlich fürs Basteln ausgewiesene Kunstharze, die NICHT klebfrei aushärten. (Die haben dafür andere tolle Eigenschaften.) Wer trockene, nicht klebende Gießlinge aus der Silikonform holen möchte, sollte ein Epoxidharz wählen und im technischen Datenblatt auf das Stichwort "härtet klebfrei aus" achten.
"Härtet klebrig aus" steht leider nicht im Datenblatt der Harzen, auf die das zutrifft!!!
Beim Anmischen von Harz geht es um genaue Mengenverhältnisse zweier Komponenten. Erst wenn dieses Verhältnis optimal ist, reagieren die beiden Werkstoffe im gewünschten Sinn zusammen und ergeben einen trockenen, klebfreien, harten Gießling.
Harz und Härter haben eine andere Dichte als Wasser. Daher ist beim Abmessen von Harz das Abwiegen nach Gewicht besser als das Abwiegen nach Volumen. Ich rate dazu, beim Ermitteln der Harz/Härter-Menge eine Waage zu benutzen und nach Gramm-Angaben abzumessen.
Man kann es zwar in der Not auch mit den Eichstrichen an einem Messbecher probieren, oder mit Löffeln, aber das ist in der Regel für präzise Ergebnisse zu ungenau, insbesondere wenn es sich um kleinere Mengen handelt. Und da wir uns ja in diesem Blogpost mit der Prozessoptimierung beschäftigen - weg mit den Messbechern!
Ich benutze eine profane Küchenwaage, für kleine Portionen darf es auch eine Präzisionswaage sein.
Die Eingießöffnung des Armreifens wird auf der Schleifscheibe bearbeitet, um die scharfen Kanten zu glätten..
Immer wieder wird die Kante trocken gerieben. Nur so kann man sehen, ob die Schleif-Fläche ebenmäßig geworden ist.
Ich wundere mich ja manchmal über Fragen, insbesondere erinnere ich mich an eine Mail, wo sich jemand nach meinen Mischbechern erkundigt hat. Ich habe den Sinn der Frage nicht recht verstanden, da man ja auf vielen Fotos sehen kann, dass ich mit so exotischen Dingen wie Joghurtbechern oder sonstigem Verpackungs-Müll arbeite. Ich meine, ich kaufe doch nicht extra Plastikbecher, wo jeden Tag drei Joghurts durch meinen Astralkörper diffundieren.
Nachdem meine Besucherin aus ihren Ausrüstungsfundus bis an die Ellebogen reichenden, feuerrote Super-Duper-Anti-Ebola-Atombomben-Spezialhandschuhen zog, dämmert mir, dass für Neulinge sich das Thema Harz außerdem noch in unerkannten Gefahrenbereichen bewegt.
Die Frage zu den Messbechern hätte zum einfacheren Verständnis wahrscheinlich so formuliert werden müssen: muss man spezielle Becher benutzen oder lösen normale Plastikbecher sich auf?
Nein, das tun sie nicht. Wenn Du mit Harz arbeitest, ist die gelbe Tonne dein bester Freund!
Solange es Plastikbecher zum Joghurt noch kostenlos dazu gibt, sollte man das ausnutzen.
Ein weiteres Detail, welches "weiche Stellen" im fertigen Gießling vermeidet, ist die Mischtechnik.
Mein "Lehrling" hat in je einem Mischbecher Harz und Härter abgewogen und dann in einem dritten Becher zusammengemischt. Damit war das "Umtopfen" erledigt.
Jetzt kann man viel über den Sinn und Unsinn des Umtopfens diskutieren. Unumstößlich ist die Tatsache, dass Harz und Härter unterschiedliche Dichten haben und der Härter, weil leichter, gerne als Film obenauf schwimmt. Erst durch das Umtopfen werden die letzten Tropfen untergetaucht und eingemischt. Diese einsam obenauf dümpelnden Härter-Tropfen ergeben an den Oberflächen klebrige, weiche Stellen, die oft nur sehr klein sind, aber trotzdem eine sonst schöne Oberfläche verruinieren.
Daher ist das optimale Anmischen dieses:
Wie lange das ist, hängt von der Verarbeitungszeit ab. Bei vier Stunden Topfzeit darf man das Harz ruhig abgedeckt zwei Stunden stehen lassen, ohne dass die Fließfähigkeit beeinträchtigt wird. Je größer der Durchmesser des Bechers, desto einfacher entlüftet die angerührte Masse.
Man sollte aber nicht in die zeitliche Phase kommen, in der das Harzgemisch zu gelieren anfängt. Dann baut man sich automatisch wieder Luftblasen ein.
Der Vorteil von "Härter-und-Harz-in-einen-Becher-dann-in-einen-zweiten-Becher-umtopfen" ist, dass beide Mischbecher Harzgemisch abbekommen und dieses dann im Becher aushärtet.
Nicht nur, dass die Becher mehrfach benutzt werden können, dieses "Aushärten" der Mischbecher trägt auch dazu bei, dass nicht am Rand einzelne Harz- oder Härter-Tropfen ungemischt bleiben und an der Oberfläche des späteren Gießlings eine Klebstelle bilden.
Im Stehen kann man besonders gut an der Schleifscheibe arbeiten, da man Körpergewicht und Armbewegungen einsetzen kann, um schneller ans Ziel zu kommen.
Auf deinem Harzgebinde steht beispielsweise folgendes Mischungsverhältnis:
100 : 55 Harz zu Härter
Wenn man jetzt viel Harzgemisch braucht, wiegt man schlicht und ergreifend auf der Waage
100 g Harz mit 55 g Härter in einem Becher ab und mischt das.
Mit 155 g Harzgemisch kann man schon fast zwei Armreifen gießen.
Wenn man nun im Gegenteil weniger oder mehr Harzgemisch benötigt, rechnet man das Verhältnis der beiden Teile mit einer Formel aus. Ich gehe dabei immer vom Härter (der kleinere Teil) aus und ermittle den Faktor für die benötigte Menge Harz:
100 : 55 = 1,818181,
also gerundet 1,82
Und wie wird jetzt gemischt?
So gehts:
Erst dann kommen gründlich rühren und Umtopfen in Becher 2.
Allerdings sollte man sich beim Einfüllen konzentrieren und sehr langsam eingießen, um keine Mengenfehler durch "upsala-zuviel-eingekippt" zu produzieren.
Man kann auch andersherum rechnen, also von der Harzmenge ausgehen, dann wäre in diesem Rechenbeispiel der Faktor 0,55.
Bei 20 g Härter müsste man dann also - jepp, richtig - 11 g Härter zugeben, und eine Gesamtmenge von 31 g auf der Wage stehen haben.
Ich nenne diese Handhaltung "die Kralle", damit kann man eine rotierende Bewegung aus dem Gelenk machen und den Rand rundum schleifen. Allerdings muss man dazu eine art Gebetshaltung einnehmen, damit man genau kontrollieren kann, wo man gerade auf dem Armreif unterwegs ist.
Ich bin ein großer Anhänger des Mehrschichtverfahrens, die Urheberin der Blüten-Armreifen möchte hingegen lieber beim Einschichtverfahren bleiben. Ob man Luftblasen besser mit der einen oder anderen Methode reduzieren kann, ist da Typsache. Hauptsache, man bleibt bei einer Methode und verbessert durch Beobachten und Üben seine Fertigkeiten!
Einschichtverfahren bedeutet: Die Silikonform wird zu zwei Dritteln mit Harz gefüllt und die Blütenblätter dann eingetaucht. Durch das Auffüllen mit Blüten steigt auch der Harzpegel in der Form. Ist oben noch Platz, wird noch mit Harz aufgefüllt.
Vorteil: Das Tempo. Man hat in einem Arbeitsschritt einen fertigen Gießling erstellt.
Mehrschichtverfahren bedeutet: man arbeitet mit wenigstens drei Schichten, die jeweils komplett aushärten. Eine 2 mm starke Grundschicht sorgt dafür, dass die Einbettungen nicht am Rand unten aufstoßen. In die fast leere Silikonform mit dem ausgehärteten Harzring werden dann die Blütenblätter arrangiert und mit wenigen Tropfen Harzgemisch auf der Grundschicht fixiert. Erst wenn diese Fixierschicht ausgehärtet ist, wird mit einer dritten Schicht die Silikonform komplett gefüllt.
Der Vorteil ist, dass man die Silikonform im dritten Arbeitsschritt "aufstoßen"kann (aus 10 cm Höhe auf den Arbeitstisch plumpsen lassen), um etwaige Luftblasen zu lockern, die Blütenblätter verrutschen nicht mehr.
Allerdings bedeuten drei Schichten drei volle Trockungsperioden, der Armreifen-Gießling benötigt also dreimal soviel Zeit wie beim Einschichtverfahren.
Ich würde gerne behaupten, dass das Mehrschichtverfahren präziser ist, was die Platzierung der Einbettung angeht, aber das bleibt spekulativ, weil ich, wenn ich es mir genau überlege, seit Jahren schon kein Einschichtverfahren mehr praktiziere.
Mehr zum Thema "Harz-Einbettung" im Allgemeinen und "Welches Material eignet sich für eine Einbettung" findest du in diesem Artikel.
Die Neugier ist des Gießlings großer Feind. Zu gerne möchte man während der Trocknungsphase in die Silikonform hineinspähen, ob das Ergebnis gut geworden ist. Durch Abspreizen der Silikonform-Ränder kann man einen Blick auf den Armreif erhaschen.
Dieser kleine lüsterne Blick unter das Röckchen der Silikonform kann leider eine unschöne Folge nach sich ziehen. Wer sich dann entschließt, noch einmal eine dünne Schicht Harz auf den Rand zu geben, produziert automatisch dünne Kante auf der Armreifen-Oberfläche. Es ist Luft in die Silikonform geraten, und da hinein kriecht das nachträglich aufgebrachte Harz.
Das ist nun nicht unbedingt ein Makel, aber eine selbst verschuldete Störung auf einer vielleicht sonst feinen Oberfläche.
Mein Tipp: Silikonform nicht drücken, nicht spreizen, nicht kippen, nicht bewegen, einfach in Ruhe lassen, bis das Harz komplett ausgehärtet ist und der Gießling ausgelöst werden kann
Das Harz schrumpft beim Trocknen. Leider.
Daher sackt der Eingießrand meistens in der Mitte ab und bildet an Innen- und Außenkante messerscharfe Ränder, mit denen man sich beim Auslösen prima die Hände aufschlitzt.
Oft ist es auch so, dass die Silikonform nicht gerade ist, oder die Tischplatte etwas schief, so dass der Armreif einen ungleichmäßig eingesunkenen Rand aufweist.
Diese scharfe Kante ist für viele Harz-Neulige neben den Luftblasen die größte Hürde. Wie kann man sie beseitigen und einen makellosen Armreif mit beidseitig schön gerundeten Kanten erhalten??
Direkt vorweg:
ohne ein bißchen Geduld bekommt man dieses Phänomen nicht in den Griff.
Einen Arbeitsschritt kann man machen, solange der Gießling noch in der (unangetasteten) Silikonform schlummert: man gießt den eingesunkenen Rand noch einmal mit Harzgemisch auf. Da empfiehlt es sich, entweder ein zähfließendes Harz oder ein angeliertes Harz zu wählen, da man dieses bombiert (mit leichter Wölbung) auftragen kann, ohne dass es überfließt.
Leider macht dieser Arbeitsschritt nicht automatisch eine schöne Kante, aber er reduziert den Effekt deutlich und vereinfacht die Nachbearbeitung.
Die Innenkante des Armreifens kann leider nur von Hand bearbeitet werden. Dafür wickelt man das Schleifpapier um ein Rundholz.
Der Außen- und Innenkanten des Armreifs wird nach dem Maschinenschliff mit Handschliff zu Leibe gerückt.
Stört nun doch ein unliebsames dickes Luftbläschen die Oberfläche, empfehle ich (nicht mehr ganz so im Brustton der Überzeugung) dieses trichterförmig aufzubohren und mit einem Tropf Harzgemisch zu füllen.
Auch für diese Schönheitsreparatur empfehle ich ein zähfließendes Harz oder ein angeliertes Harz, da man dieses bombiert (mit leichter Wölbung) auftragen kann, ohne dass es überfließt.
Dafür benutze ich eine Hilfskonstruktion, ich stecke ich den Armreif auf einen Knetsockel, so dass die Stelle mit der aufgebohrten Blase einigermaßen eben liegt und tröpfele mit einem Holzstäbchen das Harzgemisch in die Öffnung.
(Sinnvoll ist es, die Stelle ein bißchen im Auge zu behalten. Das Harz macht sich ja in einem unbeobachteten Moment gerne aus dem Staub und fabriziert eine Harznase auf dem Armreif. Also sollte man da schon ab und zu kontrollieren.
Ist das Malheur passiert, kann man frisches Harz mit Nagellackentferner rückstandslos entfernen, eingetrocknet kann man der Harznase nur mit dem Schleifpapier Herr werden.)
Aber auch bei der Luftblasen-Beseitigung kommt jetzt das Schleifen und Polieren ins Spiel. Im besten Fall hat man einen erhabenen Harzpunkt, und den kann man leider nur durch Schleifen und Polieren so begradigen und hochglänzend machen, dass er nicht mehr zu sehen ist.
Dafür wird allerdings nicht der komplette Armreif bearbeitet, sondern nur die betroffene Stelle.
Dieses Verfahren ist wirklich nur für Menschen, die schon einmal erfolgreich Schleifen und Polieren praktiziert haben, da es mit Fingerspitzengefühl und Genauigkeit zu bewerkstelligen ist, nur eine Stelle nachträglich zu bearbeiten und an eine bestehende Oberfläche anzugleichen.
Wie mir Beates Reaktion zeigt, darf ich einfach nicht davon ausgehen, dass jeder das Schleifen und Polieren auf Anhieb nachempfinden und nachmachen kann oder möchte.
Ich weiß es wohl. Schleifen und Polieren ist DAS Schreckgespenst für Harz-Neulinge, der giftige Stachel, der tödliche Todesstoß, die ultimative Spaßbremse.
Um mit Beates Worten zu sprechen:
"Ich hatte damals einen Armreifen nach deiner Anleitung geschliffen, 4 Stunden saß ich in der küche...ich hatte dir erzählt, dass keine Facette mehr weit und breit zu sehen war lol...danach war mir klar, dass ist überhaupt nicht mein Ding, jeden Armreif so lange zu schleifen, aber Gott sei Dank geht es auch anders...(...) Das mit dem Schleifen war eine Erfahrung für mich, über Dinge, die Beate nicht braucht, da gibt es nix zu verzeihen lol."
Insofern gebe ich jetzt einen einfachen und einen schwierigen Tipp, mit denen man den Eingießrand verschönern kann.
Beide Tipps kann man am Besten anwenden, wenn der Armreif einen ebenen Eingießrand hat.
Bei Armreifen mit geschwungenen Eingießrand (die soll es tatsächlich auch geben) hat man die totale Arschkarte gezogen, da hilft nur der Nagel-Fräser und totale Handarbeit.
Ich rede aber - wohlgemerkt - nicht davon, den kompletten Armreif zu Schleifen, sondern wirklich nur den Eingießrand!
An der Form des Armreifens kann man daher erkennen, auf welcher Qualitätsstufe sich der Produzent befindet. Je geschwungener die Kanten, desto mehr Handarbeit!
Man gießt die Form nicht übervoll, sondern lässt einen Millimeter zum oberen Rand der Silikonform frei.
Nach dem Auslösen wird die Eingießkante auf einer Platte oder Scheibe mit grobem Nassschleifpapier(120 - 180er Körnung) einigermaßen begradigt, so dass die Innen- und Außenkanten nicht mehr wellig sind, es darf aber noch eine Rille in der Mitte zu sehen sein.
Der Armreif wird mit der angeschliffenen (matten) Öffnung nach oben hingelegt.
Dann wird der geschliffene Rand mit angeliertem oder zähfließenden Harz beträufelt, so dass das Harz leicht übersteht aber nicht überläuft (Beobachten nicht vergessen).
Härten lassen und schön - keine scharfen Kanten mehr!
Selbstverständlich kann ich verstehen, dass man aus Zeit- und Kostengründen vielleicht lieber den einfachen Weg gehen möchte. Hätte ich das Wissen gehabt, hätte ich es vor 10 Jahren exakt genau so gemacht.
Wer aber einmal eine geschliffen und polierte Kante selbst erzeugt und gefühlt hat, wird verstehen, warum der einfache Weg irgendwann, im Laufe der Zeit, nicht mehr die Lösung ist.
Daher würde ich für ein schönes Ergebnis immer dazu raten,
Auf den Fotos kann man mitverfolgen, wie sie genau diese Arbeitsschritte durchführt. Für einen Armreif hat sie - dank maschineller Unterstützung - weniger als 30 Minuten gebraucht.
Von Hand geht das auch, da dauert es nur einfach länger.
Was mir meine Besucherin zu verstehen gab, ist dass sie nicht damit gerechnet hat, dass man soviel Zeit auf das Schleifen verwenden muss. Sie ist in Ihren Erstlingsversuchen damit gescheitert, dass sie sich viel weniger Zeit gelassen hat.
Allerdings war sie vom Ergebnis der geschliffen und polierten Eingießkante restlos begeistert.
Die jetzt bearbeitete Eingießkante wird mit dem Polieraufsatz auf der Bohrmaschine hochglänzend gemacht.
Zu guter Letzt zeige ich Dir noch einmal die Gegenüberstellung von Blüten-Armreifen mit unbearbeiteter Kante (hinten) und mit geschliffen und polierter Kante (vorn).
Vielen Dank noch einmal an meinen Atelier-Gast, dass ich den Besuch als Anlaß für einen Blogpost nehmen und dokumentieren durfte. Aber auch an Beate, die der Verwendung der Zitate aus dem Mailverkehr zugestimmt hat. So ein O-Ton ist immer Gold wert!
Ich würde mich freuen, wenn die Tipps Dir bei deinem Harz-Projekt weiterhelfen.
Lass es fließen!
Sonnige Grüße sendet Dir
Edna Mo