8. September 2016
Wie setzt man ein zierliches Collier in Szene? Möglichst zurückhaltend, damit es überhaupt zur Geltung kommen kann. Daher habe ich das Collier mit der Knochen-Replik aus Kunstharz schlicht auf weiß und ohne große Farbklekse im Garten fotografiert.
Der weißblühende Hortensienbusch kam mir gerade Recht. Auch wenn das - wie so oft - bedeutet, auf Knien und im Hocken zu posieren. Aber wenn das Unbequeme eine so zauberhafte Kulisse bietet, arrangiert man sich damit natürlich gerne.
Mein schönes Schmuckstück wird präsentiert auf einer Leinentunika mit wunderschönen Biesen am V-Ausschnitt. Dabei handelt sich um eine Art Kleid, an dem Frau Mo ihre Upcyclingkünste erprobt hat. Bei der Vorstellung eines Kleides an Frau Edna kann man schon aufhorchen. Habe ich doch im Rahmen der Ü30-Blogger-Aktion zu Rock und Kleid meinen generellen Unwillen zu unten offenen Kleidungsstücken bekundet. Hier sei gesagt: Kleid und Hose in Kombination finde ich dagegen das nonplusultra. Man hat ein Kleid an und ist trotzdem in der Lage, bei Bedarf alles hochzuraffen ohne nackt in der Landschaft zu stehen. Im Sommer ist eine Kleid-Hose-Kombination allerdings nur mit absolut leichten Stoffen aushaltbar.
Das Originalkleid hat im Ramschraus 10 Euro gekostet, da kann ich bei echtem Leinen kaum nein sagen. Leider war das Kleid komplett verschnitten (weiter Brustbereich und riesige Armlöcher, dafür kaum über die Hüften zu kriegen), daher wurde zunächst passformtechnisch nachgebessert.
Die Silhouette wurde im Oberkörper an den Seitennähten verengt und ab der Hüfte wurden Schlitze eingearbeitet. So lässt sich das Werk zwar nicht mehr als Kleid tragen (zu luftig im Hüftbereich), machte aber zusammen mit schmalen Hosen einen fast noch besseren Eindruck. Und um alle Assoziationen mit Krankenhauskitteln und Kittelschürzen gänzlich zu verscheuchen wurde das schlichte Weiß mit einigen handgefertigten Schablonendrucken am Saum aufgepeppt.
Worauf ich das Augenmerk noch lenken möchte, ist der fotografische Aspekt. Für das kleine zierliche Collier wollte ich keinen Blitz verwenden, da durch das grelle Licht alle Details der Umgebung stark betont werden. Bei vielen krachscharfen Details geht so ein zarter Halsschmuck optisch einfach unter.
Auch durch den bewussten Verzicht auf weitere Farbelemente außer Grün hat der feine Halschmeichler die Chance, seine Optik zu entfalten.
DieTageszeit zum Fotografieren wurde auch bewusst gewählt. Am Ende eines hellen Sommertages, wenn die Sonne gerade im Untergang begriffen ist, kann man ein schmeichelhaftes Licht erwischen, dass in den Lichtern noch warmtonig ist und in den Schatten schon ins Bläuliche geht.
Dass mein Gesicht so einen Auro von Babypopo hat, liegt schlicht daran, dass es noch unsäglich heiß war und ich über meiner Puderschicht geschwitzt habe wie ein Schwein. Die dicken Tropfen wurden wegretuschiert, aber die feinen Schweißperlchen zaubern in Kombination mit einer etwas längeren Belichtungszeit einen fantastischen Weichzeichner.
Knien, Schwitzen, Lächeln, sich von den glotzenden und lautsark grillenden Nachbarn nicht beirren lassen und darauf achten, dass man keine Grasflecken ins Kleid kriegt - ich bin immer wieder erstaunt, wie wenig man von der Realität am Ende auf Fotos wiedererfindet.
Einen zweiten Aspekt der einsetzenden Dämmerung habe ich als Stilmittel für die Aufnahmen in einem zweiten Aufnahmewinkel integriert, indem ich unüblicherweise die Kamera direkt in den Sonnenuntergang gerichtet habe.
Die Überstrahlungen sind immer wieder schön und es lässt sich herrlich mit den entstehenden Verfremdungen und Lichtreflxen spielen.
Sonnige Grüße sendet Dir
Edna Mo