3. Juli 2018
Neulich durfte ich für Monika ein Kleeblatt in Kunstharz als Anhänger umsetzen. Sie hatte beim Stöbern im Netz meine Berichterstattung zu den drei Schlüsselring-Anhängern gefunden und mich mit einer ähnlichen Umsetzung beauftragt. Für sie sollte es jedoch ein Kettenanhänger werden.
Kleeblatt ist nicht gleich Kleeblatt, wie ich bei diesem Auftrag erfahren habe. Mit rund 5 cm Durchmesser war Monikas persönliches Glücksexemplar deutlich größer als die 2-cm-Versionen aus meinem ersten Umsetzungsbeispiel.
Was an Monikas Auftragsumsetzung berichtenswert ist, ist die Tatsache, dass ich manchmal eine echte Nulpe sein kann. Ich hatte den Auftrag angenommen, weil ich felsenfest der Überzeugung war, dass sich eine passsende Silikonform im meinem Fundus befindet. Nämlich die, die ich für die Einbettung des Woll-Filzherz-Anhängers aus dem Auftrag von Evelyn benutzt habe. Diese quadratische Silikonform ist innenseitig hochglänzend, was eine deutlich reduzierten Arbeitsaufwand bei der Nachbearbeitung verspricht.
Aber sie ist dummerweise auch nur 3,5 cm breit und für Monikas wunderschön großes Kleeblatt völlig ungeeignet. Tja, da hatte ich mich einfach mal so richtig verschätzt. Rubbeldiekatz musste also eine Silikonform mit annähernd passenden Ausmaßen her. In meiner Not habe ich einfach ein quadratisches Stück aus einem 1,6 cm dicken Holzbrett gesägt und davon eine Silikonform gemacht.
Wohlwissend, dass das Silikon ebenfalls die Holzmaserungen abformen und mir eine ordentliche Portion der Nachbearbeitung bescheren würde, um die Oberflächen glatt und transparent zu bekommen. Den zusätzlichen Zeit- und Materialaufwand musste ich wohl auf meine Kappe nehmen.
Dafür ist dieses Arbeitsbeispiel sehr gut geeignet: aus einem pickeligen und räudigen Gießling kann man tatsächlich ein hochglänzendes, transparentes und elegantes Stück Kunstharz- Einbettung herstellen, wenn man sich dem großen Endgegner Schleifen und Polieren ohne Angst und lustvoll in die Arme wirft.
Zwischenzeitlich habe ich mich auch mit dem Thema der Präparation von floralen Elementen beschäftigt. Denn getrocknete Blätter und Blüten neigen dazu, sich im Kunstharz vollzusaugen transparent zu werden und ihre Farbe zu verlieren.
Vor der Einbettung wurde Monikas getrocknetes Kleeblatt beidseitig mit transparenten Sprühlack bearbeitet, um die Pflanzenfasern zu versiegeln.
Ich raffe den Arbeitsablauf etwas zusammen und zeige im nächsten Foto bereits die 5 mm starke Grundschicht, auf der das präparierte Kleeblatt aufgeheftet und mit ein paar Tropfen flüssigen Harz fixiert wurde.
Die Größe des Kleeblatts hat mich ganz gut in Atem gehalten, denn es rutschte auf der nassen Harzschicht munter von der einen in die andere Ecke und war kein bißchen gewillt, sich brav in die Mitte zu legen. Bis das Harz gelierte, musste ich mit einem Holzstäbchen stündlich (!) die Platzierung korrigieren.
Nach dem Aufbringen der Deckschicht und dem Aushärten wurde der Gießling aus der Form gelöst. Wie zu erwarten, waren Boden- und Seitenfläche stumpf und mit der Maserung des Holszklotzes strukturiert.
Nur die Eingießfläche ist hochglänzend geworden.
In der Frontalsicht kann man das Kleeblatt sehr gut erkennen.
Die nachfolgenden Schritten des Schleifens und Polierens habe ich den Zeitraffer festgehalten. Auch wenn dieser Arbeitsschritt immer ähnlich und langatmig ist (und deswegen beim Nachlesen langweilig), ist das doch der Teil, in dem das fertige Endprodukt entsteht und für mich einer der magischen Momente bei der Kunstharz-Arbeit ist.
Der verzogen wirkenden Kubus wird mit groben Schleifpapier von allen Seiten bearbeitet, bis die finale Ausdehnung gefunden ist. Meistens gieße ich im Vorfeld etwas mehr Volumen, und schleife das überschüssige Material dann ab, bis ein für mein Empfinden ausgewogenes Verhältnis in der Proportion erreicht wird und die Einbettung mittig steht. Insofern ist die Notlösung mit der "schlechten Silikonform" dann doch wieder verschmerzbar.
Monika wwünschte sich angerundete Ecken, auch das wird im ersten Schleifdurchgang mit 180-er Schleifpapier erledigt.
Mit dem zweiten Schleifdurchgang mit 600-er Schleifpapier werden nicht nur alle Flächen, verfeinert sondern auch zusätzlich die vordere und hintere Kante abgerundet. Man kann bereits sehen, dass die matt geschliffene Oberfläche mit jedem Schleifschritt wieder etwas transparenter wird.
Da der Unterschied im Foto kaum zu erkennen ist, habe ich das Ergebnis mit dem 1.200-er Schleifpapier unterschlagen und zeige direkt das Endergebnis mit 2.000-er Körnung.
Nach dem Maschinenschliff werden vor allem die Kanten noch einmal - beginnend mit 600-er Körnung - von Hand überarbeitet. Nur so erhält man diese butterweichen, sanft geschwungenen Rundungen. Bei einem so großformatigen Anhänger helfen diese weichen Kanten enorm, den Anhänger nicht so massiv, sondern elegant wirken zu lassen.
Ich betone meine sorgfältige Bearbeitung der Kanten auch als Werbung in eigener Sache. Gerade bei Anhängern finde ich es wichtig, einen Handschmeichler zu haben, der weich und anschmiegsam auf dem Brustbein liegt. Die abgerundeten Kanten sind dabei nicht nur haptisch schöner, sondern auch unempfindlicher und es splittern bei Stößen oder Schlägen keine Ecken heraus, wie bei Kanten mit 90° Winkel.
Andere Harzkünstler legen auf dieses Detail weniger Wert.
Nach dem Polieren sieht der Anhänger so wunderbar aus. Hätte man fast nicht gedacht, wenn man das mit dem krummen Ding vergleicht, welches aus der Form gehüpft ist.
Dann wurde wunschgemäß in die eine Ecke ein Bohrloch gesetzt, durch das später ein Lederband gefädelt wird.
Bei der Konfektionierung wünschte sich Monika nur ein Lederband ohne Verschluß oder Schiebeknoten.
Gerade für das Befestigen eines Anhängers erlebe ich die dollsten Sachen. Weil ich Harz-Künstlerin bin, denken viele Kunden, dass ich auch einen unerschöpflichen Fundus an Schmuckteilen wie Ösen in allen Dicken und Durchmessern, Zwischenringen in allen Metallsorten, Knebelverschlüssen in allen Formaten oder Lederbändern in allen Regenbogenfarben herumliegen habe. Was natürlich nicht der Fall ist.
Sonderwünsche in dieser Richtung bedeuten für mich Zeitaufwand für die Recherche und Ankauf bei Drittanbietern, was für die Kunden in Hinblick auf die damit verbunde Vergütung oft nicht nachvollziehbar ist.
Vielen Dank an Monika, dass sie in dieser Hinsicht so unkompliziert ist.
Mit einem letzten Blick auf den fertigen, wunderschön gelungenen Anhänger verabschiede ich mich für heute.
Sonnige Grüße sendet Dir
Edna Mo