28. Oktober 2020
Als Buchautorin schreibt man nicht, man durchleidet einen Buch-Entstehungsprozess. Ständig der drohende Abgabetermin im Nacken, fliegende E-Mails mit dem Verlag wegen Titeländerungen und Schnappatmung bei der Layoutumsetzung. Das fertige Buch ist dann kein Aha-Erlebnis mehr. Eigentlich ist seit dem Start des Projekts so viel Zeit und Schweiß geflossen, dass man mit dem Ergebnis zu fremdeln droht.
"Kennen wir uns nicht irgendwoher?" will man diesem merkwürdig bekannten-unbekannten Ding zurufen. Denn plötzlich wird es angeliefert und ist der Beweis dafür, dass man sich doch nicht nur alles eingebildet hat.
In Summe bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Mein zweites Kunstharz-Sachbuch ist ein Hardcover im Format 22,5 x 22,5 cm mit partieller Hochglanzfolierung auf Vorder- und Rückseite. Es ist im Christophorus-Verlag erschienen, hat 100 Seiten, kostet 17,99 Euro und enthält die Anleitungen für 21 Kunstharz-Projekte. Auf das methodische Konzept bin ich stolz, der Verlag hat es ohne Diskussion übernommen. Es enthält Anleitungen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden, die aufeinander aufbauen, und sogar ein eigenes Kapitel zum ultimativen Kunstharz-Endgegner: dem Schleifen.
Beim zweiten Buch weiß man schon, worauf es ankommt, und konzentriert sich mehr auf die relevanten Sachen. Mir war beispielsweise wichtig, dass die Anleitungsfotos nicht klein abgebildet sind. Da erkennt man dann nämlich auch nichts mehr und das macht die Arbeit, die darin steckt, gänzlich überflüssig. Große Fotos = weniger Fotos. Das ist schließlich ein Buch und kein Blog, und jede Seite zusätzlich kostet. Nicht nur bei der Herstellung, auch im Verkauf. Also wurden die Anleitungs-Fotos aufs Notwendigste gekürzt.
Zu einigen Dingen habe ich immer noch Fragezeichen im Kopf. Das Buch sollte sich an eine junge, weibliche Zielgruppe richten, so das Briefing zu Beginn des Projekts. Das erklärt, warum von den vielen tollen Fotos, die ich gemacht habe, ausgerechnet eins mit rosa Hintergrund für das Cover gewählt wurde. Warum aber dann der Titel so richtig oberboomermäßig "Stilvoll mit Resin" heißen muss, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Stilvoll ist auf jeden Fall nicht fancy oder chic, es liegt mir als Begriff immer dann auf den Lippen, wenn ich etwas sterbenslangweilig finde und das auf keinen Fall aussprechen darf. Dann habe ich beim Aussprechen auch so gekräuselte Mundwinkel. Das Verlagsmarketing fand dieses Adjektiv hingegen "wertig".
Und weißt Du, was: man streitet sich nicht mit dem Verlag. Und so heißt es nun, wie es heißt.
Das erste Layout war zwar schon sehr schön gelöst, aber die Übernahme der Fotos ins Gestaltungsraster war im ersten Abaluf nicht so toll. Laut Verlagsvorgabe sollten die Fotos im Quadrat oder Querformat angeliefert werden. Und weil ich eine fürsorgliche Autorin und Schwäbin bin und die Nöte von Grafikern kenne, wurden alle Fotos im Quadrat und Querformat angeliefert. Und was passiert? Die querformatigen Fotos wurden im ersten Layout aus den Quadraten ausgeschnitten, so dass 80 % aller Fotos nur Ausschnitte waren und zeimlich peinlich aussahen. Das war schnell zu klären und wurde auch umgehend bereinigt. Einige andere Quadrate wie das nachfolgende wurde hingegen zu extremen Hochformaten beschnitten. Hierzu finde ich die Umsetzung im Buch gut gelöst, wenn mir auch das Foto im Original immer noch besser gefällt.
Für das zweite Buchprojekt wurde bis auf drei bestehende Anleitungen wieder viel Neues getüftelt. Erstmalig wurde das Konzept der "Käfer-Tische", wie ich sie nenne, umgesetzt. Das ist eine Kombination aus einer dicken Freiform-Kunstharz-Platte, die auf Füßchen gestellt wird. Das war der Startschuß für den Füßchen-Fetisch, der dann ein Revival als Blogbeitrag hatte.
Für das Buch wurden zwei "Käfer-Tische" in zwei Größen realisiert. Man kann sie platzsparend untereinander schieben oder wie eine Etagere aufeinander stapeln. Ich muss das jetzt kurz zeigen, ich bin schon ein bißchen verliebt in diese knuffigen Teile.
Apropos Größe: habe ich schon erwähnt, dass das zweite Buch schwierig zu verschicken ist? Es wiegt 600 g, wird also als Buchsendung bis 1 Kg verschickt (2,20 Euro Porto) und passt nur in DIN A 4 Überformat-Versandhüllen. Bin ich froh, dass man es (sogar portofrei) auf der Verlagsseite und auf Amazon bestellen kann (und noch auf zig anderen Portalen), so dass ich diesmal mit dem Verschicken nichts zu tun haben muss. Und ich bin gespannt, ob man es hier und dort im Buchhandel findet, und wie die Resonanz darauf ist.
Mit dem zweiten Buch bin ich wirklich das geworden, was meine Mutter mit ihrem Spruch "Kindchen, du solltest wirklich Bücher schreiben" prophezeit hat: eine Autorin. Dass es statt sprachgewaltiger Geschichten um verspielte Sachbücher geht, hätte sie sich wohl nicht träumen lassen. Ich mir vor fünf Jahren auch nicht. Schon toll, wie sich am Ende doch alles fügt.
Fancy Grüße sendet Dir
Edna Mo
PS: die Infos zu beiden Büchern von mir findest Du in der Rubrik: EdnaMo - die Bücher