28. Oktober 2016
Ich habe öfter komischen Inspirationen. Die kleinen Knübbelchen, in denen Haarläuse ihre Eier ablegen zum Beispiel, haben mich auch schon mal zu einer bestimmten Perlenform inspiriert. Ich wette, dass keiner außer mir diesen visuellen Ursprung erahnen kann, so schön wie am Ende meine Unsetzung als Schmuckkunstwerk geworden ist. Daher ist es auch ganz legitim, ab und zu einen Blick in die merkwürdigen Quellen meines Schaffens zu werfen.
(Wäre mir im Zahnspangenalter die Begegnung mit Läuse verschont geblieben, wäre mir diese Idee wahrscheinlich völlig fremd. Ich habe damals intensiv die grafischen Abbildungen im "Wie werde ich meine Läuse los - in drei Tagen"-Flyer studiert und sie sind mir nachhaltig ins Gedächtnis gebrannt worden, während diesselben (ich derweil unter einer juckenden Plastikhaube sitzend) von der stinkende Tinktur aus meinen Haaransätzen vertrieben worden sind.)
Da ich in meinem Leben außer in medizinisch angehauchten Fernsehserien noch keine Darmschlinge und auch noch nie einen Faltenhund in echt gesehen habe, muss der Ursprung der hier gezeigten "Wulstperlen" leider im Dunkeln bleiben. Es sei denn, ich rechne meinen in der Tat stetig rutschenden Kniestrümpfen (der Herbst treibt sie morgens meine Bein hoch, abends sind sie wieder unten) eine starke visuelle Wirkung zu.
Das eigentlich besondere an dieser Perlenform, die aus abgeschrägten und zylindrisch geformten Elementen in verschiedenen Größen besteht, liegt darin, dass sie, dank der wundersamen Schwerkraft am Hals getragen, einen zusammengeknautschten "Wulst" ergeben. Also eben nicht halbrund, artig und sittsam herunterhängen. Unordentlich eben.
Ansonsten sind diese Perlen ein fast perfektes Beispiel eines unbekannten Handwerks, nämlich des Silikon-Formenbaus. Diese Fertigkeit klingt so ein bißchen nach Schönheitsoperation, gehört jedoch zum Modellbau und Harzen wie das doppelte Lottchen, und leidet im allgemeinen darunter, im Weltgeschehen wenig in Bild und Wort aufzutauchen. Geneigte Leser meines Blogs wissen ja, dass ich als Harzkünstlerin diesem Schaffenszweig eine eigene Rubrik gewidmet habe, in dem die kniffligen Schritte zur Erstellung eigener und komplexer Silikonformen manchmal sogar detailgetreu aufgerollt werden.
Das Ulkige ist ja, dass es sogar noch eine Disziplin vor dem Silikon-Formenbau gibt, jaha, das Modellieren, und die Qualiät des modelliertechnischen Gelingens sagt schon eine Menge über das später kunstgeharzte Ergebnis aus. In diesem Fall wurden die Urformen der Perlen aus Fimo modelliert und nach dem Backen mit Schleifpapier bearbeitet, so dass sie eine gleichmäßige Oberfläch erhalten haben. Da ich damals (wir schreiben März 2014) noch etwas unbeleckt im Polieren war, sind die Fimo-Stücke eben "nur" seidenmatt geworden, und daher rührt auch die etwas stumpfe Optik der aus Kunsharz gefertigten Perlen.
Die hier gezeigte Kette aus stark marmorierten Perlen in schwarz, braun und weiß ist übrigens erst die zweite Farbversion, die aus diesen Silikonformen umgesetzt wurde. Die erste war in leuchtendem Türkis und baumelt nun am (faltigen!) Hals einer exaltierten weißhaarigen Schönheit, die mit mir hart um den Preis verhandelt hat. Aber die beiden haben einfach zusammengehört, da sollte ich mich nicht mit falschen Beschützerinstinkt dazwischenwerfen.
Ich mag ja diese unkomplizierten Ketten, die man sich nur am Lederbändel umlegt, ohne schwerwiegende Metall-Ösen-Knoten-Konstruktion. Das ist so typisch Edna Mo. Ganz schön viel Klimbim, aber eben auch nur das notwendigste, um gerade so noch aufzufallen.
So, das wars für heute auf die Schnelle aus der Kunstharzschmiede.
Maximal unaufällige Grüße sendet Dir
Edna Mo