10. November 2016
Nein. Ich werde nicht bei der nächsten Super-Curvy-Model-Contest-Show mitmachen. Oder einen schicken Laden in einem Dubai'schen Wolkenkratzer eröffnen. Sondern mich dranmachen, Ringe und Armreifen aus Kunstharz in großen Größen herzustellen.
Denn das wird mir im Shop regelmäßig gespiegelt: Armreifendurchmesser von 6,3 und Ringgröße 16 ist eher was für Elfen und weniger für echte Menschen. Leider bedeutet diese "große-Größen-Kollektion" eine ganz Menge völlig unsexy und nervtötender Fleißarbeit.
Bevor man nämlich Silikonformen herstellen kann, benötigt man wahlweise schön geformte Vorlagen in der richtigen Größe, oder nachträglich vergrößerbare Armreifen in kleiner Größe.
Daher widmet sich dieser Blogeintrag der mühevollen Vorarbeit, die dem Silikon-Formenbau vorangeht: der Modellerstellung, oder auch Formenbau.
Denn Regel Nummer eins beim Silikon-Formbau: deine Silikonform und dein Gießling sind nur so gut, wie das Modell, dass als Vorlage für die Silikonform gedient hat. Je perfekter das Modell in seiner Größe und Oberflächenbeschaffenheit ist, desto weniger Nachbearbeitung hat man hinterher.
Schritt 1) Silikonformen in der geeigneten Größe kaufen
Dank Etsy und Dawanda hat man den Markt der Silikonforme für die Schmuckherstellung zu seinen Füßen liegen. Leider ist mein Form- und Größenverständnis irgendwie ein anderes als das der Silkonformen-Hersteller.
Auch habe ich keine Lust mehr, eine halbe Weltreise zu machen, nur um amerikanischen Silikonformen beim Zollamt auszulösen. Viele Shops fallen deshalb per se aus meinem Beuteschema heraus. Aber einige wenige schicke Silikonformen mit 6,7- und 7,0 cm-Innendurchmesser konnte ich auftreiben.
Allerdings - auf meine Sendung aus Polen warte ich heute noch!
So sieht die Silikonform zu einem Amreif aus. Durch die winzigen Schlitze muss man das Harz irgendwie in die Form bekommen.
Schritt 2) Recherche nach perfekten Vorlagen für den Silikon-Formenbau
Ich suche wie verrückt in allen Schmuckläden nach Armreifen un Ringen, die mit Silikon abgeformt und zum Harzguss verwendet werden können. Auch die Recherche nach Vintage-Klunkern in Second-Hand-Portalen bringt fast nur durchschnittliche Größen zum Vorschein.
Die wenigsten Internet-Shops schreiben die Größe von Ring oder Armreif direkt in die Produktbeschreibung und manche sparen sich die Größenangabe ganz. Das ist so ärgerlich, dass mein Shop umgehend umstrukturiert und die Armreifen nach Innendurchmesser sortiert wurden.
So führt kein Weg dran vorbei - ich muss irgendwie selber große Vorlagen zaubern.
Ausgangspunkt der Überlegungen: die in den letzten Wochen mühevoll zusammengesuchten Vorlagen für Armreifen in großen Durchmessern.
Schritt 3) Größenvariable Konzepte berücksichtigen
Das hat die Kontaktaufnahme mit diversen Vintage-Shops allerdings zutage gebracht: die Idee eines Gliederarmbandes, dass durch die Anzahl der Elemente sowie der Konfektionierung für verschiedene Handgelenksgrößen angepasst werden kann.
Tatsächlich habe ich in der Art auch mal ein Armband aus den MIRAs, den Knochenring-Repliken gemacht. Das war ruckzuck verkauft und daher hatte ich das Konzept schon wieder völlig vergessen!!!
Armbänder aus Einzel-Elementen - eine Idee für die neue große-Größen-Armreifen-Kollektion aus Kunstharz von Edna Mo.
Etwas älterer Entwurf eines MIRA-Armreifs. Ideal für verschiedene Größen umsetzbar. Warum bin ich da nicht gleich drauf gekommen?
Schritt 4) Bestehende Modelle verändern
Noch ein Ansatz: bei bestehenden Armreifen kann man den Innendurchmesser nachträglich vergrößern, das klappt leider nur bei bestimmten Formen.
Tatsächlich habe ich so ein Armreifen-Modell mal selbst aus Fimo gemacht - für einen Armreif mit einem zwergenhaften Durchmesser von 6,4 cm Durchmesser. Ich passe da durch, nur der Rest der Menscheit nicht. Mit der Fräse wurden an drei aus Harz gegossenen Reifen das Reinschlupfloch vergrößert und zusätzliche 6,7 cm- und 7,0 cm-Versionen hergestellt.
Die so neu geschaffenen Vorlagen werden nun hochglänzend poliert und dienen als Vorlagen für perfekte Silikonformen.
Schritt 5) Herstellung eigener Modelle
-> Holz
Weiter gehts. Um voranzukommen, habe ich endlich eine Bandsäge gekauft (auf diesem Blog berichte ich kaum über brandneue Produkte externer Hersteller und auch bei der Bandsäge werde ich kein Stück ins Detail gehen. Aber sie sägt).
Mit dem schicken Ding kann man beispielsweise Vorlagen für Armreifen aus Holz sägen. Allerdings ist das mit dem genauen Innendurchmesser durchaus nicht einfach. Bei hier gezeigten Modell "TV" habe ich einfach locker aus dem Handeglenk einen 7,8 cm Innendurchmesser fabriziert.
Auf Anhieb gefallen mir meine Erst-Säge-Versuche noch nicht, aber ich werde öfter mal, wenn ich so richtig total gestresst von der Arbeit komme, einfach mal nach Herzenslust sägen. Zum Frustabbau eignet sich so eine Säge (natürlich in Kombination mit lauter Musik, einem brummenden Staubsauger und entsprechenden Schutzvorkehrungen) ganz hervorragend.
Bis aus dem schnurkeligen Stück Holz ein schicker Armreif geworden ist, den ich mit Silikon abformen kann, werden noch gefühlt 46 Stunden Bearbeitung ins Land gehen. Aber ich erwähnte schon, dass es etwas dauern kann mit der Kollektion.
Schritt 6) Herstellung eigener Modelle
-> Fimo
Ich habe in meiner wilden Jugend ja mal Ringe aus Fimo modelliert und über Jahre immer weitere Veränderungen an Duplikaten und Duplikaten des ursprünglichen Rings gemacht. Vom Original wurden zwischenzeitlich diverse Silikonformen hergestellt. Die schlußendlich daraus geschöpften Ringe sind der am meistgeklickteste Artikel in meinem Shop. Da die Ringschiene bereits sehr schmal geschliffen ist, ist das Vergößern von der Lochseite unglücklicherweise keine Option mehr.
Die Aufgabe ist jetzt, diesen Arbeitsprozess an Formveränderung nachzuvollziehen, nur mit größerem Loch!
Nichts einfacher als das!!!!!!
Genese eines Kunstharz Rings: von der länglichen Urform über eine verkürzte Form bis hin zu facettierten Varianten (ungeschliffene Rohlinge).
Eigentlich ist Fimo als Vorlage für den Formenbau ganz wunderbar. Es lässt sich wunderbar modellieren und nach dem Härten im Ofen lässt es sich schleifen und polieren wie weiches Holz.
Aber - und das macht Fimo wieder nur bedingt tauglich - neigt gehärtetes Fimo materialimmanent zu Rissen, die durch das Schleifen erst zutage kommen. Da hat man viel Zeit investiert und am Ende doch wieder Unregelmäßigkeiten in der Oberfläche.
Sehr, sehr ärgerlich.
Daher habe ich meinen Arbeitsprozess um einen weiteren Zwischenschritt ergänzt:
ich mache zuerst nur einen groben Fimo-Entwurf.
Nach dem Härten wird vom diesem "Klumpen" direkt eine ganz unperfekte Silikonform angefertigt und eine Harz-Replik gegossen.
Dieses Harzmodell kann dann durch Fräsen und Schleifen und Polieren perfekt bearbeitet werden (und zwar riss- und faltenfrei) und davon wird dann die endgültige Silikonform abgenommen.
Vorteil: Man kann immer wieder Gießharz-Rohlinge anfertigen, und diese durch Fräsen in andere Formen bringen, beispielsweise die Innendurchmesser und die Außengestaltung verändern.
Du siehst: ich stecke mittendrin in der Arbeit. Meine Idee, mit Start Dezember schon einige große Armreifen im Shop präsentieren zu können, wird sich zunächst auf Modelle aus den fremdgekauften Silikonformen und Gliederarmbänder beschränken.
Die Fräsarbeiten an den Ringrohlingen wird sicher ganz spannend und auch, was am Ende aus den gebandsägten Holzteilen wird.
Sobald ich einen Schritt weitergekommen bin, werde ich weiter berichten.
Freue Dich auf den zweiten Teil der Dokumentation und
habe heute noch einen schönen Tag!
Liebe Grüße
Edna BIG Mo