5. Dezember 2019
Werbung unbezahlt wegen diverser Herstellernennungen -
Um meine Tipps zum besseren Kunstharz-Handwerken nicht in Überlänge ausarten zu lassen, gibt es erst heute den zweiten Tutorial-Teil zu durchbrochenen Armreifen - das Ausgießen mit Kunstharz.
Im letzten Beitrag wurden von durchbrochenen Armreifen Silikonformen hergestellt. Das funktioniert mit sehr weichem Silikon und dem Kniff, dass das Silikon aufgeschnitten wird, um die Vorlagen-Armreifen wieder auszulösen (siehe hier).
In bester Tradition meiner schwäbischen Herkunft bin ich eine Tüftlerin. Ich probiere gerne aus, "wie etwas geht" und erst dann lasse ich meiner Kreativität freien Lauf.
Aus meiner Erfahrung dauert es immer eine ganze Zeitlang, bis ich zu einer Silikonform den Kniff raus habe, wie diese am Besten/ am Erfolgreichsten einzusetzen ist. Und dafür muss ich erst mal herumprobieren. Daher widme ich dem eher unspekatkulären Harz-Gießen heute einen eigenen Blogeintrag.
Innerhalb der Silikonform für strukturierte Armreifen bestehen Verbindungen (zwar aufgeschnitten, aber dennoch vorhandene). Würde man klassisch nur von oben eingießen, könnte die Gefahr bestehen, dass sich im Harz durch das Umfließen der Silikonnasen Luftblasen bilden oder nicht mehr abwandern können. So meine Vermutung.
Wie gravierend der Effekt tatsächlich ist, steht am Ende des Beitrags .
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Die Form für den Schlangen-Armreif wurde mit dem Silikon "Colorless" 5 , der Ornament-Armreif mit dem "Transparent" 15 vom Hersteller Siliconesandmore umgesetzt.
Was direkt sprübar ist: beide Silikonformen sind sehr weich und nachgiebig. Daher stelle ich die Formen auf einen stabilen Pappkarton, so als Tablett-Ersatz. So lassen sie sich zum und nach dem Fotoshooting bewegen, ohne dass sie angefasst werden müssen.
Die Eingießeöffnungen sind sehr schmal. Deswegen, und weil ich möglichst wenig Luftblasen produzieren möchte, spreize ich die Silikonformen mit etwas breiteren Holzstäbchen ganz auf. Dank des weichen Silikons kann ich so eine breite Eingießöffnung schaffen, und das Kunstharz von unten unten, dem Boden der Silikonform, einfüllen. Das verformt die Form extrem, hilft mir aber beim Eingießen.
Mir geht es beim heutigen Praxistest nicht um eine tolle Gestaltung. Daher mische ich 130 g Epodex-Kunstharz an und färbe es mit Acrylfarbe schlicht blickdicht weiß. Zum Entlüften lasse ich es etwa 5 Minuten stehen. (Mehr zu den Eigenschaften verschiedener Kunstharze findest Du in meinem Harz-Lexikon.)
(Weiß als Farbe wähle ich deshalb, weil ich momentan ein sehr großes Faible für weißen Schmuck habe. Die Hoffnung besteht, dass ich zwei neue Armreifen für meinen eigenen Schmuckfundus bei diesem Beitrag einheimsen kann.)
Das eingefärbte Harz lasse ich mit einem dünnen Strahl etwa einen Fingerbreit in die Silikonformen einlaufen. Damit sich das Harz rundherum verteilen kann, lasse ich die Form etwa 5 Minuten stehen. Dann gieße dann wieder Harz ein, bis die Form zur Hälfte gefüllt ist, und entferne dann vorsichtig die Hölzstäbchen.
Soweit hat alles gut geklappt. Um die obere Partie befüllen zu können, nehme ich mir jede Form einzeln vor. Ohne Holzstäbchen ist die Eingieß-Öffnung sehr schmal und schwer zu treffen. Daher spreize ich die Innenwandung der Slikonform mit dem Daumen soweit nach Innen auf, dass ich ein gute Öffnung erhalte und gieße dann vorsichtig weiter Harz auf.
Die Form ist dann optimal gefüllt, wenn etwas Harz oberhalb der Öffnung "steht". Ohne Abzuspreizen wird solange Harz eingetröpfelt, bis es sichtbar aus dem schmalen Spalt austritt.
Ab diesem Moment wird alles etwas glitschig, weil man unweigerlich bis zu den Knöcheln im Kunstharz steckt.
Tatsächlich lassen sich beide Formen nicht mehr anfassen, ohne nachzugeben, so dass Harz überläuft. Ich danke der Göttin, dass ich in weiser Voraussicht einen stabilen Karton untergelegt habe.
Ich verfahre mit dem gleichen Gießverfahren bei beiden Silikonformen. Da die Schlangenform weicher ist, ist das Einfüllen etwas komfortabler als bei der Ornament-Form.
Beim Silikon "Transparent" 15 kann ich das Harz sehr gut durch die halbtransparente Silikonschicht sehen. Meiner Meinung nach ist die Form optimal mit Harz befüllt, ich kann keine Luftblasen erkennen.
Beim "Colorless" 5 Silikon ist es hoffnungslos: durch das milchige Silikon ist kein Armreif zu erkennen.
Blick ins Innere: solange die Form neu oder selten gebraucht wird, kann man das innenliegende Kunstharz gut erkennen. Bei häufiger Benutzung wird die Form ebenfalls milchig und die Sichtbarkeit wird nachlassen.
Beide Formen dürfen 24 Stunden zum Aushärten ruhen.
Das Auslösen ist dank des weichen Silikons bei beiden Formen unproblematisch
Jetzt wird es spannend.
Der Schlangenarmreif ist mit Kunstharz voll ausgebildet worden) und fast makellos. Einzig am oberen Eingießrand und an der dünnen Spitze fehlt etwas Harz. Diese Vertiefungen bzw. eckige Spitze kann man problemlos durch Schleifen von Hand wegbekommen.
Jedoch hat sich eine dünne Harzschicht an den Stellen gebildet, an denen das Silikon aufgeschnitten wurde.
Mit dem Cutter wird die dünne Harz-Haut einfach glatt am Armreifenrand abgeschnitten. Das geht problemlos - auch weil es in meinem Arbeitsraum derzeit mit 16 ° C tendenziell kalt und damit das Harz noch etwas weich und nachgiebig ist.
Nach dem Aushärten werde ich die Ränder noch mit einem mit Schleifpapier umwickelten, dünnen Vierkantholz in drei Könungsgraden (600, 1.200 und 2.000) glätten.
NOCH EIN TIPP FÜR OFFENE ARMREIFEN: Beim Schlangen-Armreif nutze ich die nachgiebige Materialstruktur, um den Armreif im Durchmesser etwas zu vergrößern. Die Form passte bis zu meinem Unfall auf meine linke Hand. Mit der aktuell noch bestehenden Schwellung ist es allerdings unmöglich, Armreifen dieser Größe anzuziehen.
Daher spreize ich den Armreif auf und stülpe ihn auf eine Kunststofflasche mit geeigentem Durchmesser und lasse ihn so aushärten.
Noch nicht ausgehärtete, offene Armreifen lassen sich durch Aufspreizen und Fixieren im Innendurchmesser verändern.
Beim Ornament-Armreif haben sich wie befürchtet doch einige Luftblasen in das Muster verirrt. An einigen Stellen ist das Ornament also nicht vollständig ausgebildet, obwohl der Blick in die Silikonform etwas anderes vermuten liess. Schade!
Ebenso wie beim Schlangen-Armreif ist der Rand etwas eingesunken, so dass auch hier die Eingießstelle zusätzlich nachbearbeitet werden muss.
Außerdem ist die Armreif-Innenseite durchgängig mit einer dünnen Harzschicht verbunden.
(Daher empfiehlt es sich übrigens, das Aufschneiden der Silikonform auf der Innen- und nicht auf der Außenseite des Armreifens zu machen!)
Ich habe es mit dem Cutter und anderen Werkzeugen erfolglos probiert, diese "Jungfernhaut" zu durchbrechen. Am Ende habe ich den Dremel und eine 1 mm feine Bohrspitze genutzt, um in minutenlanger Fleißarbeit das Ornament auf der Armreifen-Innenseite aufzubohren wrssssssssss wrsssssssssss.
Währen der Bohrerei (etwa 25 Minuten) habe ich mich in einem Anfall von Trotz gefragt, ob es nicht einfacher wäre, einen Vollmaterial-Armreif mit einem Bohrer frei Schnauze mustermäßig auszubohren, und sich den Umweg über die doch etwas komplizierte Silikonform zu sparen. Ich fand den Gedanken unerhöhrt charmant, aber das gehört besser in einen anderen Blogbeitrag.
Am Ende war ich dann ganz zufrieden mit dem Ergebnis und möchte den Bohr-Aufwand nicht zu überdimensional bewerten. Beim Bohren konnten die unvollständigen Ornament-Stellen egalisiert werden, so dass sie nicht mehr auffallen.
Die Verbindungsschicht wurde aufgebohrt. Nun erstrahlt der Armreif in seiner geplanten, durchbrochenen Form.
Beide Silikonformen haben gut funktioniert - die Form aus "Colorless" 55 für mein Empfinden sogar besser als die aus "Transparent" 15. (Wobei das auch dem Umstand geschuldet sein kann, dass der Armreif eine einfachere Bauform hat).
Der transluzente Effekt des Materials ist nicht transluzent genug, um ganz genau den Stand der Harzbefüllung beurteilen zu können. Insofern kann man auf dieses Feature auch verzichten und man freundet sich vielleicht doch damit an, lieber das Silikon "Pink" 10 zu wählen und "blind" zu gießen.
Beide Silikone haben die Oberflächen der Armreifen sehr gut abgeformt und im Silikon selber gab es keine Ausfälle wegen Luftblasen. Insofern: beide Silikone sind für das Umsetzen durchbrochener Armreifen zu empfehlen!
Die dünne Harzschicht, die sich beim Abgießen mit Kunstharzauf der Innenseite bildet, lässt sich nicht vermeiden. Die kommt, damit muss man rechnen. Es hängt also von der Form des Armreifens ab, wie viel Nachbearbeitungs-Aufwand auf einen zukommt.
was mich jetzt umtreibt, ist die Überlegung, wie man die Gießtechnik für die Ornament-Form mit "Transparent" 15 optimieren kann, um zumindest die Muster-Ausfälle zu minimieren oder auszumerzen. Klar ist, dass die halbgefüllte Form mehrfach an verschiedenen Stellen aufgespreizt werden sollte, um Luftblasen an den Silikonausstülpungen ablüften zu lassen. Wie sich das in der Praxis umsetzen lässt, werde ich - mal wieder - einfach ausprobieren.
Weiche Grüße sendet Dir
Edna Mo
PS: alle meine Beiträge zum Schwerpunkt Silikon-Formenbau findest Du hier!