8. April 2022
In periodischen Abständen überkommt mich die Lust, neben Schmuck auch Gefäße aus Kunstharz herzustellen. Und diese mit "schönen Füßen" (wie Heidi Klum sagt), möglichst hoch aufzubocken. Alles ist schöner mit Füsschen!
Vor zwei Jahren versuchte ich mich erstmalig an dem Thema "Füße für Gefässe", war dabei aber insgesamt nicht besonders experimentierfreudig. Zum Glück arbeiten solche Themen ganz selbstständig in meinem Kopf, um dann und wann wieder an die Oberfläche zu kommen, wie in meinem Ansporn vom letzten Dezember, dem Thema in Form von Kerzenhaltern aus bestehenden Gefässen und Kunstharzoptimierung neue Aspekte abzugewinnen.
Irgendwie hatte mich in dem Zuge auch der Drang gepackt, Gefässe mit Füssen aus Kaltporzellan herzustellen, siehe der DIY-Story auf Instagram.
Das Ergebnis war mehr schief als irgend etwas anderes, dennoch habe ich den beiden Tischchen eine Abformung mit Silikon gegönnt, bevor sie verschenkt wurden.
Bei den Gallonen von Silikon, die ich verarbeite, bemühe ich mich dann und wann um Materialeinsparung. Was mich zu dieser mit "Verschalungstechnik" hergestellten Silikonform inspiriert hat.
Die todschicke Silikonform hat leider wenig genutzt. Die Abgüsse mit Kunstharz sind leider so intensiv in der Nachbearbeitung, dass ich es auch gleich wieder aufgegeben habe, Gießlinge damit anzufertigen.
(Für alle, die sich für das Herstellen eigener Silikonformen interessieren, hier der Link in meine Rubrik "Silikon-Formenbau".)
Zwei Ergebnisse resultierten aus dem misslungenen Experiment mit dem Kaltporzellan:
1) dass man mit Modelliermasse recht schnell und unkomplizert Beinchen modellieren kann, die ebenso unkompliziert mit Silikon abzuformen sind.
2) dass die Silikonformen mir immerhin acht Beinchen in unterschiedlicher Länge und Dicke beschert haben.
Das hat mich zu weiteren Experimenten verführt, die die Herstellung von Beinchen mit verschiedenen Techniken zum Ziel hatten. Mein Ansatz: Gefässe und Füsse separat anfertigen und durch Kombination untereinander eine Anzahl verschiedenartiger "Gefässskulpturen" herstellen.
Erste Ergebnisse zum Fuß- oder Bein-untendrunter möchte ich heute mit Dir teilen!
Der Trend, bei der Wohnraumdekoration Texturen und Materialen zu mischen, hat mich dazu inspiriert, Messingrohr als schlanke Stelzen für Kunstharz-Gefässe einzusetzen.
Messingrohr und Kunstharz sehen toll zusammen aus. Das Rohr ist in unterschiedlichen Durchmessern im Baumarkt erhältlich, lässt sich von Hand sägen und ist frei ablängbar, so dass der Höhe der Stelzen recht abenteuerlich werden kann.
Das Befestigen ist vielleicht etwas kniffelig: die Rohre werden zar in einer Bohrung im Gefässboden versenkt. Für eine genaue Justierung werden die Rohre schlauerweise mit Knet an einer Hilfskonstruktion befestigt. Die Verbindung wird dann mit Kunstharz gemacht. Die Rohre bleiben an der Hilfskonstruktion, bis die Klebeverbindung getrocknet ist.
Auch Füsse mit geknickten Rohre sind machbar. Gegen gewalttätiges Umknicken ist die Verbindung leider nicht gefeit, man sollte diese Gefässe mit etwas Vorsicht behandeln.
Mit der Draht und Tape Technik lassen sich frei geschwungene Füsse bis 5 mm Höhe unkompliziert anfertigen. Toll ist, dass man bei der Technik sowohl frei in der Grössendefinition ist als auch die Außenform der Füsse nach Gutdünken gestalten kann.
Im Bild sind links die Modell-Beine aus Kunstharz und Draht, die die Vorlage für die Silikonform waren. Rechts sind die Kunstharz-Repliken, die mithilfe der mittig liegenden Silikonform entstanden sind.
Je länger das Bein, desto eher besteht die Möglichkeit, beim Kusntharz-Giessling Abschnitte abzusägen und so kürzere Beine zu erhalten.
Meine zwei Modell-Beine ergeben je nach Abschnitt und Anordnung am Gefäss unterschiedlich hohe und anders aussehende Konstellationen.
Aber auch schlichte, eher gerade Füsse bzw. Beine sind damit möglich.
Im Bild sind links die Modell-Beine aus Kunstharz und Draht, die die Vorlage für die Silikonform waren. Rechts sind die Kunstharz-Repliken, die mithilfe der mittig liegenden Silikonform entstanden sind.
Gesagt, getan. Nach den Vierfuss-Tischchen entstanden weitere Beine mit Kaltporzellan, die im Format optimaler für meine Gestaltungsidee umgesetzt wurden. Links die modellierten Beine, mit der Silikonform aus weichem Silikon, Kunstharz-Abgüssen und zusammengebaut mit der kleinen Schale als "Schale auf Stelzen".
Die Modell-Beine habe ich damals lackiert, damit die Abgüsse glänzender ausfallen.
Und dann ging es munter weiter: es folgten deutlich kräftigere Beine mit abgerundeten Spitzen, wieder aus Kaltporzellan. Durch das dickere Material mussten diese Modellbeine nach dem Trocknen nachbearbeitet werden (Risse füllen und Flächen glattschleifen). Die Oberfläche blieb grobgeschliffen, dadurch werden die Kunstharz-Abgüsse matt.
Im nächsten Schritt sollten es extra klobige Beine werden. Um Material zu sparen, sollte diese als leicht konisch zulaufende Röhren gestaltet werden.
Meine Modelle wurden diesmal mit keramischer, lufthärtender Modeliermasse gemacht, was schon ein rechtes Abenteuer war. Das erste Bein geriet freihändig geformt innenseitig total zerklüftet. Im zweiten Anlauf wurde die Modelliermasse auf Kartonkegel aufgebracht, was das Umsetzen enorm erleichtert hat. Die Kartonkegel pappten jedoch bombenfest an der trockenen Modelliermasse, so habe ich sie kurzerhand drangelassen, als die Silikonformen erstellt wurde.
Dann nahm das Drama seinen Lauf: an den Pappkegeln pappte auch das Silikon so fest, dass die Kermikkegel zerstört werden mussten, damit sie sich überhaupt auslösen liessen. Daher fehlen sie auch auf dem Foto. Auch war die Innenseite der Röhren sowie der Pappkegel stellenweise so zerklüftet, dass der Silikon-Innenzylinder beim ersten Auslösen abgerissen ist.
Kurzum: aus dem vier klobigen Beinchen-Silikonformen haben am Ende drei überlebt, und nun gibt es ein Röhrenbein, ein Massivbein, und ein Teil-Röhren-Bein. Die Silikonformen sind stellenweise auch zu dünnwandig, so das sie nur mithilfe einer zusätzlichen Pappverschalung unter den Gummibändern auslaufsicher gemacht werden müssen.
Derzeit laufen noch weitere experimentelle Fuss- und Bein-Umsetzungen, und auch meine ersten Umsetzungen von kombinierten Füssen und Gefässen aus Kunstharz stehen noch aus, spätestens ab dem Modell "Fuss breit".
Ich werde wieder berichten, wenn ich ein Stück weiter gekommen bin.
Füssige Grüße sendet Dir
Edna Mo