15. April 2017
Vor drei Jahren startete dieser Blog und war voll: voll mit Schmuck. Hauptsächlich mit Ketten aus handgeschöpften Kunstharzperlen und ihre verzwickte Aneinanderreihung als Körperkunstwerk. Und jetzt ist er da, der Trend: die Perlenkette als Schmuckobjekt tritt langsam und doch merklich einen Rückzug an. Wohlgemerkt, auf diesem Blog.
Ich werfe gemeinsam mit Dir einen Blick auf eins dieser Machwerke und wir können grübeln, warum es der Kette als dekorative Schmuckform unverdienterweise an den Kragen geht.
Wir sehen: ein halsnahes Collier, bemerkenswert vor allem durch die ulkige Perlenform, liebevoll "Knubbelperle" genannt (nicht zu verwechseln mit der "Wulst"-, "Lord Helmchen"-, "Röhren"- oder "Lollipop"-Perle", alle designtechnisch von mir selbst erfunden, nebenbei bemerkt).
Die hier gezeigte Knubbelperle wurde in zwei Schichten Kunstharz in türkisgrünen und dunkelroten Schichten umgesetzt und ist damit erst der zweite Kettenentwurf, der überhaupt mit dieser Perlenform das Licht der Welt erblickt (dabei hat es ein Foto der ersten Knubbelperle auf den allerersten Blogeintrag bei Edna Mo geschafft, ist also historisch betrachtet durchaus bemerkenswert).
Man bemerke auch den leichten Perlmuttschimmer, der bei einigen Perlen eingearbeitet wurde.
Schlimmschön ist es, Perlenformen zu Erfinden. Die Form ist das eine, die Funktion das andere. Letzteres kann man nur prüfen, wenn man die Perle tatsächlich verarbeitet. Beim Knübbelchen ist das Bohren ein absoluter Graus, und eine Seite von vier ist eben nicht so hübsch wie die drei anderen.
Nach Ewigkeiten habe ich diese schon bejahrte Perle also einer finalen Schmuckform zugeführt. Länger durfte das Collier nicht sein, denn ich habe kein einzige Perle mehr übrig, viele sind beim Bohren einen häßlichen Tod gestorben.
Nun, da dieses Werk vollbracht ist, komme ich zurück zum Ausgangspunkt meiner Überlegungen.
Ich mache nur noch ganz wenig Ketten.
Seit Oktober 2016 gieße ich keinen Perlenelemente mehr, und Tonnagen von nicht angerührten Perlen warten im Atelier in Eimern, Behältern, Boxen und Bottichen auf den Finalschliff und ihre Fertigstellung (kein Witz mit der Aufzählung, die stapeln sich tatsächlich!).
Habe ich die Lust am Schmuck verloren?
Die Antwort ist nein. Und ja. Nein, ich mag meinen Schmuck. Ich mag auch dieses Collier furchtbar gerne und möchte es Tag und Nacht tragen. Und ich möchte auch gerne die Tonnagen an Perlen fertig bearbeiten und Kunstwerke daraus machen.
Und Ja. Gießharzen dauert verglichen mit anderen Handarbeitsdisziplinen einfach vieeeeeel länger. Perlen zu modellieren, zu bearbeiten und Silikonformen zu machen, um dann Repliken mit Harz zu gießen und dann feststellen, dass die Perle einfach auf funktionaler Ebene weniger schlau konzipiert ist, ist schon eine ernüchternde Erfahrung.
Und dann habe ich ja dieses Buch übers kreative Basteln mit Harz erfunden und habe zwangsläufig eine ganz anderen methodischen Ansatz für den Umgang mit Harz geübt. Den "Quick-and-Easy"-Ansatz, mit möglichst wenig Werkzeug und Nachbearbeitung.
Und ich habe Blut geleckt, an Deko-Objekten, die zwar auch schön, aber eben nicht Schmuck sind. Das hat natürlich auch meine persönliche Sicht auf meinen endlos dauernden Perfektionismus verändert. Schön, wenn es auch mal schnell geht.
Momentan arbeite ich beispielsweise sehr viel mit Modelliermasse (hier nochmal der Link zu meinen Lieblingen, den Strukturvasen), und das ist ja der absolute Quickie unter den Formenbau-Materialien, rubbeldiekatz sind die Sachen trocken und fertig und sehen gut aus.
Da bin ich natürlich schwer angefixt, denn mehr fertige Erzeugnisse bedeutet: weniger Zeit beim Basteln und mehr Zeit fürs Fotografiere. Und Fotos machen tue ich sowieso unheimlich gerne. Und es ist auch schön, wenn nicht immer nur meine Visage drauf ist, sondern auch mal andere Sachen, Deko-Arrangements beispielsweise.
Fazit: Es wird sich bei den Ketten etwas ändern. Wahrscheinlich werden es insgesamt weniger als in den Jahren zuvor. Vielleicht werden es auch andere Ansätze sein, die ich beim Schmuck verfolge. Man kann auch anders Ketten machen, als erst 200 mal die gleiche Perle gießen, zu schleifen und zu bohren. Es wird möglicherweise andere Schwerpunkte bei den DIY-Themen geben. Aber dieser Übergang wird sich langsam vollziehen, denn da sind ja noch die Kubikmeter Perlen, und die eine oder andere Kette wird sicher kurz mal aus dem Fundus winken.
Was sich nicht ändern wird: die Qualität der handwerklichen Informationen und der Foto-Inszenierungen. Alles selbst konzipiert, umgesetzt und ohne fremde Hilfe in Szene gesetzt.
Wie gefällt Dir denn die hier genutzte Optik auf den Fotos? Da habe ich doch glatt völlig illegal und moralisch verwerflich nachträglich einen anderen Hintergrund eingebaut. Achtung: es handelt sich um ein Fotocomposing, und in keinster Weise um Realität (vielleicht sollte man analog zum Hinweis, dass ein Blogbeitrag Werbung enthält, auch vorab den Hinweis setzen, dass es sich bei diesen Fotos um rein fiktionale Bilder handelt, um leicht zu beeindruckende Gemüter nicht in trügerischem Irrglauben zu lassen?).
Freu Dich also mit mir auf spannende Abwechslung!
Knubbelige Grüße sendet Dir
Edna Mo