11. April 2017
Edna Mo ist im Knetfieber.
Lufthärtendes Kaltporzellan ist im getrockneten Zustand hart und robust und damit ideal, um Schubladengriffe herzustellen. Eine Lackschicht zum Schluß macht die Knöpfe wasserfest und unempfindlich.
Und das Beste: vergiss Perfektion (kleiner Wadentritt Richtung Kunstharz-Möbelknöpfe). Einmal angefangen, kann man nicht mehr aufhören, die verwegensten haptischen Erlebnisse zu erzeugen. Je unterschiedlicher, desto besser. Strukturen und organische Formen machen die selbstmodellierten Griffe zu spannenden Handschmeichlern. Als ich das erste Mal mit Kaltporzellan gearbeitet habe, wollte ich noch makellose und feine Formen herstellen. Zwischenzeitliche gefällt mir das "Raw-Crafting" damit um Längen besser. Diese komischen Strukturvasen haben mich extrem auf den Geschmack gebracht!
Und daher ist dies die erste von insgesamt drei Anleitungen, die das Modellieren von unterschiedlich geformten Möbelknöpfe in den Fokus legt.
Die Kurzform: Man modelliere einen Klumpen und drücke eine Schraube hinein.
Version 1: Man lässt den Klumpen trocknen und verziert ihn dann wie hier beispielsweise mit einer Schicht aus kleinen Knetkügelchen. Das ergibt einen knubbeligen Griff.
Version 2: Man lässt es bei der Kurzform und versucht formal irgendwas möglichst undefinierbares zu formen.
Schwierigkeitsgrad: einfach
Zeitaufwand für drei Knöpfe: Tag 1 = 30 Minuten, Tag 2 = 70 Minuten
Kreativpotential: hoch!
*Das gekennzeichnete Material wurde mir von der französischen Firma Colles et Couleurs Cléopatre bedingungslos zur Verfügung gestellt. Bei Interesse an deutschen Vertriebswegen schreib mich gerne per Mail an.
Die Modelliermasse ist klebrig, wenn man sie aus der Packung holt.
Teile sie in zwei Portionen und knete eine davon kraftig durch, bis die Masse glatt und geschmeidig wird. Aus der Hälfte der 145 g Packung kann man 2 bis 3 Möbelgriffe herstellen.
Achtung: die Masse härtet recht zügig an der Luft. Nicht benutzte Masse luftdicht in Folie einschlagen und wieder in die Dose packen.
Die vorbereitete Masse wird ebenfalls in der verschlossenen Packung aufbewahrt, bis sie benötigt wird.
Forme aus einer walnußgroßen Portion der vorbereiteten Modelliermasse eine Kugel.
Nimm ein Stück Basteldraht und verknote ihn hinter dem Schraubenkof so, dass eine Art "Nest" entsteht.
Das sorgt für zusätzliche Stabilität am späteren Griff.
Versenke den Schraubenkopf in die Mitte der Knetkugel.
Modelliere die Kugel wieder rund, so dass der Schraubenkopf in der Mitte der Knetkugel ruht.
Der Griffkorpus trocknet über Nacht.
Da die Masse noch sehr weich ist, wird das Schraubengewinde zum Trocknen abgestützt.
So wird verhindert, dass die Schraube während des Trocknens verrutscht.
Aus einer walnußgroßen Portion der weich gekneten Masse werden lauter kleine Kügelchen geformt.
Das dauert zwar etwas, lässt sich aber hervorragend mit dem Konsum von TV-Serien kompensieren.
Der Korpus ist über Nacht an der Oberfläche getrocknet und lässt sich nun an der Schraube für die Weiterverarbeitung gut festhalten.
Bestreiche die Kugel mit dem CléoCol-Leim.
Mit der Fingerkuppe oder einem Pinsel lässt sich der Kleber fein verteilen.
Lege nun die noch weichen kleinen Kügelchen eng an eng und mit leichtem Druck auf die mit Klebstoff bestrichene Oberfläche auf.
Mit leichtem Druck von unten werden die Zwischenräume verdichtet.
Nur mit einer dünnen Schicht Kleber bleiben die Kügelchen am Korpus haften.
Die Oberfläche der ursprünglichen Kugel ist rundum mit kleinen Kügelchen bedeckt.
Mit leichtem Druck wird die Oberfläche in Form gebracht. Nicht zu doll pressen, sonst geht die Optik verloren.
Der Griff benötigt eine gerade Auflagefläche, um ideal zu funktionieren.
Mit einer Unterlegscheibe kann man die Kügelchen rund um die Schraube flachdrücken und so die Auflagefläche in Form bringen.
Der Griff trocknet über Nacht, idealerweise im Stehen, damit die Kügelchen nicht flach gedrückt werden.
Mit so einer Hilfskonstruktion (Stück Pappe mit Loch auf Becher) geht das ganz wunderbar.
Die Modelliermasse schrumpft beim Trocknen, dabei vergrößern sich die Abstände zwischen den kleinen Kügelchen wieder.
Diesen Effekt wollte ich für den zweiten Griff optisch verstärken und habe daher für Korpus und Kügelchen unterschiedliche Farben gewählt. Der schwarze Korpus wird später also zu sehen sein.
Die Grundform ist eine Art Kegel, der dadurch entsteht, dass man die ursprüngliche Kugel auf eine Glasscheibe quetscht, dann den Schraubenkopf aufsetzt und die Knetmasse trichterförmig in Form modelliert.
Klebstoff auftragen und Kügelchen auflegen. Um den späteren Effekt zu unterstützen, habe ich die Kügelchen nicht aufeinander geschoben, sondern nur locker aneinander gereiht.
Kügelchen werden aufgesetzt, bis der Korpus rundum bedeckt ist.
Aus einer Portion der vorbereiteten Modelliermasse habe ich einen Klumpen modelliert.
So etwas eignet sich besonders für schon etwas eingetrocknete Modelliermasse, die tendenziell etwas spröder ist, sich nicht mehr so gut in Form bringen lässt und zu Rissen in der Oberfläche neigt.
Zu einem Griff, der wie ein Häufchen geformt ist, passt diese unruhige Oberfläche allerdings ganz gut.
Nach dem Trocknen werden die Griffe mit einer Schicht Vernis Glassifikateur wasserfest und glänzend gemacht.
Für einen wackelfreien Einsatz werden die Griffe mit einer Unterlegscheibe ausgestattet.
Der schwarz-weiße Griff ist von der Bauform zu flach geraten, daher bekommt er eine Aluminiumhülse als Abstandhalter.
Fertig sind drei ulkige und sehr unterschiedliche Möbelgriffe.
Man möchte diese knubbeligen Dinger Tag und Nacht anfassen, mir geht es auf jeden Fall so.
Ich hoffe, die Anleitung hat Dir Spaß gemacht, vielleicht juckt es Dich ja auch in den Fingern, dein Umfeld mit hochdekrotaiven Griffen auszustatten?
Oder soll es an deinen Schubladen eher gesittet und ordentlich zugehen?
Freue Dich auf den zweiten und dritten Teil der Knopf-Saga, demnächst hier auf diesem Blog!
Diesen Beitrag verlinke ich nur zu gerne beim Creadienstag.
Herzliche Grüße
Edna Mo