16. Mai 2017
Als ich letztes Jahr Claudia Hanselmann bei einem Workshop in der Schweiz traf und Sie mich fragte, ob ich die manuell kenne, lag mir ja schon auf den Lippen "Emanuelle, der Film?".
Zum Glück konnte ich mich noch zusammenreißen und habe stattdessen ratlos mit den Augen geklimpert. Die manuell ist eine Fachzeitschrift für textiles Werken und Handarbeit, ein Traditionsheft mit langer Vergangenheit. Claudia Hanselmann hat in ihrer damaligen Funktion als Redakteurin den Workshop besucht.
So kam es, dass ich auf gut Glück einen meiner Blogbeiträge in die Schweiz geschickt habe und rund ein Dreivierteljahr später wurde er im Heft 4/2017 mit dem Themenschwerpunkt "Alles Spitze" tatsächlich veröffentlicht. Das Wissen, wie man aus Modelliermasse, Klebeband und Kunstharz Möbelknöpfe selbst herstellen kann, steht nun auch findigen, schweizerischen Crafterinnen offen.
Die manuell hat in jedem Heft einen Themenschwerpunkt, der von verschiedenen, handwerklich geschulten Expertinnen in Umsetzungen verwandelt wird. Anders als in hiesigen Bastelblättern, ist das Ganze jedoch nicht in ein umfänglich redaktionelles Infotainment-Gerüst eingebettet, sondern relativ puristisch gehalten. Einzig im Vorwort wird das zentrale Thema einer längeren Betrachtung unterzogen.
Bei einer Zeitschrift, die sich generell mit dem Thema textiles Werken und dann auch noch schwerpunktmäßig mit "Spitze" befasst, darf es nicht wundern, wenn diese Heftausgabe einen druchweg textilen Tenor hat und die stoffliche Spitze wiederholt als Material zum Einsatz kommt.
Und dann kommt mein Beitrag, der handwerklich aus einem ganz anderen Universum stammt und anders als in den anderen Beiträgen durch Anleitungsfotos ergänzt wird.
Aus den Hintergrundinformationen weiß ich nun, dass das Fotografieren bei den Heft-Kolleginnen nicht zwangsläufig auf dem Programm steht. Selbst die Ergebnis-Fotos macht bei Bedarf der Verlag im eigenen Studio. Und zwar eine sachliche Objektaufnahme vor weiß ohne störenden Zusatzschnickschnack. Auch da ist mein Foto wieder ein Ausreißer.
Ehrlich gesagt wundere ich mich über dieses Konzept. Vielleicht liegt das daran, dass ich mich in der Bloggerszene bewege, wo das Foto das wichtigste Informationsmedium überhaupt ist, und der Verlag eher aus der intellektuellen Bildungsszene kommt, wo werbliche Fotografie unüblich und vielleicht auch verpönt ist.
Handwerkliche Expertinnen wissen wahrscheinlich auf einen Blick, wie etwas entstanden ist, wenn sie nur das Endprodukt sehen, und detaillierte Beschreibungen und Fotos sind nur was für "Amateure".
Ein bißchen kommt mir mein Beitrag innerhalb des Heftes so vor, als würde ein Frosch auf einer Torte sitzen, irgendwie fremdartig und nicht so richtig zum Umfeld passend. Aber der Verlag hat sich dafür entschieden, ihn so und nicht anders im Heft einzubauen, um mir im Vergleich zu anderen redaktionellen Nutzungen meiner Beiträge ein fürstliches Honorar auszuzahlen (dass sich weniger aus meinen Fähigkeiten, sondern aus einem festgelegten Seitenpreis ableitet).
Gerade in der Bloggerszene ist es üblich, dass man basierend auf dem Versprechen von Ruhm und Ehre sein Tagesgeschäft betreiben darf, wenn es um irgendwelche Dienstleistungen geht, aber bare Münze tröpfelt in der Regel spärlich bis gar nicht. Auch bei Printmedien ist es nicht mehr Usus, ein Nutzungshonorar zu zahlen, und sei es auch noch so symbolisch.
Über diese Ausnahme von der Regel kann man sich also richtig freuen!
Breit grinsend grüßt Dich
Edna Mo