10. Mai 2017
Schmuck wird wie Mode von Trends geprägt. Natürlich kann ich mich nicht davor verschließen, dass Schmuck heutzutage ganz anders aussieht als noch vor fünf Jahren. Und da die klassischen Schmuckformen zugunsten filigraner und verspielter Konstruktionen in den Hintergrund treten, stelle ich mir die Frage, wie man Kunstharz-Perlen und gegossene Elemente in eine modernere Form überführen kann.
Was zeichnet den zeitgemäßen Schmucktrend aus?
- Metall in warmen Farben wie Messing und Kupfer. Silber ist weniger stark vertreten.
- Kombinationen mit weichem Material wie Leder und Textil
- zarte und massive Elemente werden kombiniert
- Flächen werden durchbrochen
- feine Details und rhythmische Reihungen stehen im Vordergrund
Eigentlich super. Vom künstlerischen Ansatz betrachtet, ist der neue Schmucktrend ein kreativer Freifahrtschein. Alles ist erlaubt, die dekorative Vereinigung möglichst vieler materieller und formaler Kontraste ist das erklärte Ziel, und neben der reinen Perlenfädelei ist die Metallverarbeitung sowie das textile Werken gefragt. Also, besser geht's doch eigentlich nicht. Auch wenn das Zusammenspiel vieler Talente auf mich zugeschnitten ist, muss am Ende aber trotzdem etwas Schönes dabei herauskommen. Und je mehr Möglichkeiten es gibt, desto eher kann man sich verzetteln.
Nachdem ich für den Beitrag zur DIY type jewelry mit Messingdraht und Kupferblech gearbeitet habe, suche ich für mich einen kreativen Ansatz, meine handgefertigten Schmuckelemente auf moderne Weise zu kombinieren und eine andere Formensprache zu finden. Heute stelle ich die ersten Überlegungen dazu vor. Mein Arbeitsbegriff dazu ist "Mixed Media", so wie er auch in der Kunst Verwendung findet, um die Beschaffenheit eines Objekts aus unterschiedlichen Materialien zu beschreiben.
Im ersten Versuch, diesen neuen Trend zu fassen, entstehen Ohrringe. Die dürfen groß und verspielt ausfallen.
Dazu verwende ich Kunstharz-Elemente, Kaltporzellan-Elemente und unedle Metalle wie Kupfer und Messing; als Draht, Blech oder Röhrchen.
1)
Nachdem ich nun weiß, wie schwer es ist, runde Formen aus Blech zu sägen, habe ich mich erst mal auf gerade Stücke konzentriert. Mithilfe eines Laubsägebrettchens und der Handsäge mit einem groben Metallsägeblatt entstehen so längliche Kupferstreifen.
2)
Die scharfen Kanten werden mit der Metallfeile geglättet und entgratet.
3)
In meinem unerschöpflichen Fundus habe ich Scheiben und halbe Scheiben aus schwarzem Kunstharz mit Hochglanz-Veredelung gefunden. Für Ohrringe sind die Scheiben zu schwer, diese eignen sich besser für eine Kette. Die halben Scheiben sind als Grundlage für Ohrschmuck hingegen ideal.
4)
Eine erste Anordnung der späteren Ohrringe.
5)
Eine erste Anordnung eines möglichen Kettenschmuck-Anhängers.
Um alles zu verbinden, werden Unmengen von Ösen benötigt. Um die ideale Größe parat zu haben, werden die Ösen aus Draht selbst gewickelt. Ich habe einen 0,8 mm Draht benutzt.
6)
Man wickelt den Draht mehrfach eng um ein längliches Ding mit geeignetem Durchmesser, bis eine Spirale entsteht. Hier wurde ein 4-er Pinsel benutzt.
7)
Man zieht die Spirale ab und schneidet sie mit einer Schere oder dem Seitenschneider an einer Stelle längs durch.
8)
Und auf einen Schlag hat man viele Ösen!
9)
Im nächsten Schritt werden Bohrlöcher mit dem Handbohrer mit einem 1 mm-Durchmesser gesetzt.
10)
Mithilfe der Ösen werden Kunstharz-Scheibe und Kupferstreifen miteinander verbunden und ein Ohrhaken befestigt. Fertig!
Für diese Ohrringe habe ich eine der Eigenschaften des Kaltporzellans benutzt. Dieses härtet an der Luft aus und verbindet sich intensiv mit vielen Materialien. Um lange Pendelohrringe mit tropfenförmigen "Perlen" zu erstellen, also ideal. Denn das Kaltporzellen wird einfach auf den Draht modelliert.
1)
Aus 0,8 mm Messingdraht werden ca. 12 cm lange Abschnitte geschnitten. Ein Ende wird mit der Rundzange zu einer kleinen Öse gebogen.
2)
Weißes Kaltporzellan wird vorbereitet (siehe dazu die Anleitung der Möbelknöpfe) und in kleine Kügelchen gerollt. Die Drahtschlaufe wird in das Kügelchen eingeknetet und das Kaltporzellan tropfenförmig modelliert.
3)
Auf die Drahtstücke werden zusätzlich dünne Messingröhrchen aufgezogen
4)
Aus einer murmelgroßen Menge der Modelliermasse werden zwei annähernd gleich große halbrunde Elemente geformt, die rund 4 mm dick sind. Hier eine erste Anordnung der Ohrringe.
Modelliermasse einen Tag an der Luft härten lassen, dann bohren.
Die Drahtstücke erhalten oberhalb des Messingröhrchens eine Öse mithilfe der Rundzange.
Nach dem Bohren werden die Pendel-Elemente mithilfe von Messingösen am Kaltporzellan befestigt und ein Ohrhaken angebracht.
Struktur ist auch so ein formales Thema, an dem man nicht vorbeikommt. Daher habe ich für den dritten Ohrring-Test Kaltporzellan mit einer handgefertigten Silikonform in Form gebracht.
1)
Dafür wird ein Klumpen Kaltporzellan in die Silikonform gedrückt, abgelöst und mit dem Modellierwerzeug ringsum nachmodelliert, bis saubere Kanten entstehen.
Nach dem Trocknen hat man kleine "Wölkchen" aus Kaltporzellan.
2)
Zwei Wölkchen, ein Messingrohr und Bohrlöcher: eine erste Anordnung für den späteren Ohrring.
Wenn mit Ösen alles zusammengefügt ist, wirken der Ohringe durch die vielen Metallelemente direkt imposanter.
Hier zeige ich nur das fertige Ergebnis, da das Prinzip ähnlich wie bei den Vorgängern ist und im Grunde nur Material-Reste aus den Entwürfen 1 und 2 verarbeitet wurden.
Man legt puzzelt so lange die Einzelteile in verschiedene Anordnungen, bis man eine zufriedenstellende Kombination gefunden hat.
Mit Ösen wird dann alles zusammengefügt.
Fazit:
Schön und spannend ist der neue Ansatz. Die Prototypen sind allesamt gut geworden. Auch wenn ich noch nicht zu experimentell kombiniert und mich im Grunde auf zwei formale Kriteriem reduziert habe.
Nun weiß ich, bei welchem Arbeitsschritt sich noch Tücken verbergen und wie lange man ungefähr für die Herstellung benötigt. Auch bei den formalen Kriterien bildet sich zunehmend ein Verständnis heraus, wie Mixed Media Schmuck funktioniert.
Allerdings habe ich mir auch diesmal die mustergültige Oberflächenbearbeitung beim Blech (nicht geschliffen und poliert) sowie beim Kaltporzellan (nicht oberflächenversiegelt) gespart. Da wird tatsächlich die meiste Zeit hineinfließen. Im nächsten Schritt wird ein "echtes" Modell entstehen, dass dann auch allen technischen und funktionalen Anforderungen entspricht.
Mein Beitrag ist verlinkt bei Sunny's Side of Life "Sunnys Schmuckkistl" im Mai.
Vielleicht hat Dich die Anleitung auf eigene Ideen gebracht?
Herzliche Grüße sendet Dir
Edna Mo