20. Mai 2017
Dass ich in letzter Zeit viele Auftragsarbeiten abgewickelt habe, sieht man diesem Blog an. Statt eigener Kreationen, schöner Anleitungen oder fulminanter Fotostrecken muss es eben auch das "Tagesgeschäft" geben: wiederkehrend schöne Dinge, die meinen Alltag als Harz-Künstlerin bestimmen.
Leider sind nicht immer so spannende Geschichten dazu im Hintergrund wie bei Tamara und Aslan, und daher habe ich zwei Einbettungen in Harz im heutigen Blogpost als Dokumentation zusammengefasst (der Artikel aus Juli 2016, in dem ich das Thema der Einbettungen einmal grundsätzlich aufgerollt habe, gehört übrigens zu den TOP 5 der meistgelesenen Artikel auf diesem Blog!).
Ich erwähnte schon einmal, dass mein Mann ab und zu eine Kleinigkeit zugesteckt bekommt, die ich als Auftragsarbeit einbetten soll. Dies war hier auch der Fall. Als Mister Mo diese Schmuck-Krabbe aus seiner Hosentasche zog und mir mit den stolzen Worten "Da ist ein Auftrag für einen Anhänger für dich" auf den Tisch legte musste ich schallend lachen.
Die Krabbe ist groß, verdammt groß. Und was hier auf den Fotos wie ein schnuckeliger Anhänger aussieht, hat in realen Ausmaßen einen Durchmesser von 5 cm und eine Höhe von 2,5 cm.
Das ist kein Anhänger, das ist ein Eishockey-Puck. Und da ich die Krabbe nicht persönlich in Empfang genommen hatte, hilft da auch kein Diskutieren mehr, dass dies ein Mordsanhänger werden wird.
Ich habe die Krabbe dann nach allen Regeln der Kunst zusammengefaltet. Natürlich lebt sie davon, dass die Krabbenfüße und -Scheren gespreizt und räumlich sind, aber dann wäre der Anhänger noch dicker geworden. Also habe ich alles flachgequetscht, was sich hat quetschen und biegen lassen, um das süße Tierchen überhaupt in eine Gießform hinein zu verfrachten.
Mit dem Roh-Gießling alleine hätte man schon jemand erschlagen können, der wiegt schwer in der Hand. So eine massive Form kann man nur mit runden Kanten etwas eleganter und weniger klobig gestalten, also habe ich den Rand komplett von Hand in Form geschliffen.
Ich habe erfolgreich argumentiert, den Anhänger vielleicht besser zu einem Schlüsselanhänger umzuwidmen, denn trotz eleganter Form holt man sich bei dem Gewicht eine Nackenstarre. Und zum Glück hatte die Kundin ein Einsehen!
Wegen der filigranen Erscheinung getrockneter Blüten in einem transparenten Harzblock ist eine schöne Optik bei eingebetteten Blumenelementen garantiert. Dennoch ist die Einbettung nicht weniger hürdenbehaftet.
Zunächst haben die Blüten die Tendenz, durchscheinend zu werden und ihre Farbe zu verändern. Vorher ist also nicht identisch mit Nachher. Anders als die von sich aus schwere Metallkrabbe sind Blüten außerdem federleicht und schwimmen im Harz immer nach oben, daher ist eine andere Auflegetechnik nötig als bei Objekten mit Eigengewicht.
Der Kniff ist, die Grundschicht Harz anhärten, aber nicht aushärten zu lassen, so dass durch die noch klebrige Harzfläche die Blüte von unten angesaugt und damit fixiert wird.
So geschehen bei den zwei Anhängern mit eingebetteter Blüte und rundgeschliffenen Kanten. Und nur mal zum Vergleich mit "Big Crab": die Anhänger haben einen Durchmesser von 3,8 cm und sind 0,6 cm hoch
Einbettungen in Harz gehören nicht zu den spektakulärsten Arbeiten, die ich umsetze. Allerdings kann man dabei stets seine handwerklichen Fähigkeiten verfeinern und lernt dabei enorm viel. Diszipliniertes und konzentriertes Arbeiten gehört dazu, denn man hat ja nur ein Original zum Einbetten und es besteht immer eine 50 : 50 Chance, mit einem falschen Handgriff alles zu verruinieren.
Mit vielen transparenten Stimmungsbildern verabschiedet sich für heute
Edna Mo