5. Dezember 2017
Blätterflut. Laub raschelt unter den Schuhen. Man kann es beim Spaziergehen genießen, durch die Berge trockener Blätter zu stapfen. Man kann sich ärgern, dass man das Laub aus dem Garten oder der Einfahrt schaufeln muss. Und/ oder: man erfreut sich an der schönen Form der einzelnen Blätter und ihrer Struktur.
Beispielsweise, in dem man aus einem Blatt ein Schmuckstück herstellt. Ein filigranes Blatt lässt sich getrocknet und gepresst toll in Gießharz einbetten und konservieren. Im heutigen Beitrag erkläre ich, wie ich als Auftragsarbeit für Sabine mit einem getrockneten Ginkoblatt in Gießharz eine Brosche umgesetzt habe. Das Ergebnis ist sehr schön geworden, und man mag gar nicht glauben, dass aus einem unscheinbaren Blatt so eine zauberhafte Brosche werden kann.
Sabine hat sich eine Broschüre in ovaler Form gewünscht und mir etliche getrocknete und gepresste Ginko-Blätter zur Verfügung gestellt. In meinem Fundus an Silikonformen befanden sich glücklicherweise auch drei Stück, die eine annähernd ovale Außenform haben.
Eine Brosche sollte nicht zu dick und schwer sein. Es ist ja nicht immer nur Winter, und vielleicht möchte man die Brosche auch einmal an einer feinen Bluse tragen. Sabine ist meinem Rat gefolgt, und wir haben uns für das kleinste Blatt und die zierlichste Silikonform entschieden. Allerdings: mit rund 9,5 cm Breite ist das alles andere als eine kleine Brosche.
Die Grundschicht mit transparentem Harz hat eine Höhe von 2 mm und durfte aushärten. Danach wurde eine dünne Schicht frisches Harz aufgebracht und das Blatt aufgelegt. Nach dem Trocknen konnte man schon sehen, dass einige dünne Partien des Blattes transparent schimmerten, während der Großteil des Blattes blickdicht aufgetrocknet ist. An dieser Optik hat sich auch bei der Endschicht Harz nichts geändert.
Nachdem das Blatt in seiner Position fixiert wurde, habe ich eine 2 mm starke Endschicht gegossen und härten lassen.
Schock! Im Bild am unteren Rand des Gießlings zu sehen: versehentlich wurde ein kleiner, weißer Farbtropfen mit eingegossen.
Da ich meistens mehrere Sachen gleichzeitig gieße, und auf einer Arbeitsfläche alle Silikonformen zu Füllen aufgereiht stehen, kann es absolut sein, dass ein Tröpfchen Harz in die falsche Silikonform geplumpst ist. Zwar decke ich die Silikonformen für klare Gießlinge immer mit einem Stück Karton ab, damit so etwas nicht passiert, aber offensichtlich passiert so ein Missgeschick eben trotzdem.
Im nächsten Schritt wurde die Stelle von der Seite mit dem Handbohrer ausgebohrt und wieder mit frischem Harz verfüllt.
Nach der "Kariesbehandlung" geht die Bearbeitung weiter: der klobige Gießling muss ja irgendwie in eine feine Brosche verwandelt werden.
Mit der Schleifscheibe und 120er Nassschleifpapier habe ich Harz von der Ober- und Unterseite abgetragen und mit dem Abrunden der vorderen Kante begonnen. Eine gewölbte Kante macht einen massiven Gießling immer etwas schlanker und zierlicher. (Eine detaillierte Anleitung zum Schleifen und Polieren von Gießharz findest Du hier.)
Nach dem Grobschliff habe ich auf der Rückseite die Platzierung der Broschennadel festgelegt.
Die Broschennadel ist passend zum querformatigen Oval ebenfalls breit. Nur so kann die Brosche auch fest angesteckt werden und kippt nicht ab. Die Nadel sollte jedoch gänzlich hinter dem Blatt verschwinden und von vorne nicht zu sehen sein.
Mit dem dünnen Metallfräszylinder am Dremel wurde eine Vertiefung gefräst. Zwar kann man die Broschennadel auch einfach mit Zwei-Komponenten-Kleber ankleben, die Erfahrung zeigt jedoch, dass eine reine Klebe-Verbingung nicht von Dauer ist.
Ich habe das so gelöst: In der Vertiefung wird die Broschennadel später mit Harz befestigt.
Nach dem Schliff mit 600er Nassschleifpapier kann man erkennen, wie das Harz langsam klarer wird und die vordere Kante zunehmend weniger kantig wird.
Allerdings sieht man immer noch Abstufungen und noch keine weiche Rundung.
Nachdem die Brosche rundum bis Schleifpapier 2.000 auf der Maschine geschliffen wurde, kommt der Handschliff-Part. Nur mit der Hand erhält man eine softe Rundung ohne Abstufung. Dafür bearbeite ich nur die Kante noch einmal mit 1.200 und 2.000 Nassschleifpapier.
Zum Schluss wird der Gießling mit Polierpaste manuell poliert und zum Glänzen gebracht.
In die Vertiefung auf der Rückseite wird nun etwas Harz eingetropft und die Broschennadel aufgelegt. Das aufliegende Metallteil wird zusätzlich von oben mit Harz eingestrichen. Allerdings muss man höllisch aufpassen, damit man nicht zuviel Harz nimmt und versehentlich die beweglichen Teile der Klappnadel-Mechanik fixiert.
Das Harz zur Befestigung ist glänzend eingetrocknet. Fertig ist die Brosche aus Kunstharz mit eingebettetem Ginko-Blatt. Durch das Schleifen ist die Brosche dünn geworden und hat nur rund 5 mm Tiefe. Durch die weiche Kante vorne wirkt sie sehr leicht und elegant. Ich denke, diese Umsetzung ist mir gut gelungen und wird dem ursprünglichen Ginko-Blatt gerecht.
Von vorne kann man die Broschennadel nicht sehen, sie ist hinter dem Blatt verborgen und schimmert auch nicht durch.
Getrocknetes Ginkoblatt in Gießharz als Brosche.
Passend zum kalten Wetter habe ich die Broschennadel genutzt, um an einer Puppe einen dicken Schal zu fixieren. Funktionstest! Auch an einem Rollkragen, einem Mantelrevers oder eine Hutkrempe könnte ich mir diese schöne Gießharz-Einbettung sehr gut als Accessoire vorstellen.
Vielleicht möchtest Du auch einmal eine Erinnerung eingießen oder eingießen lassen?
Ich hoffe, dass Dir der Beitrag und das Ergebnis genau so gut gefallen wie mir.
Glasklare Grüße sendet Dir
Edna Mo