3. Juli 2019
Werbung für meinen handgefertigten Kunstharz-Schmuck, Shoplink(*)
Der Stapelarmreif ist ein Armreif, der sich zum Stapeln am Arm eignet. Idealerweise werden bei zunehmendem Stapeln die Innendurchmesser der benutzten Armreifen größer, denn anatomisch bedingt verdickt sich ein durchschnittlicher Arm Richtung Ellenbogen. Je mehr Armreifen man also am Handrücken nachschiebt, desto enger wirds am anderen Ende. Das Stapeln von Armreifen gehört hierzulande nicht zu den olympischen Disziplinen, aber ich tu es manchmal doch. Bis zu drei Stück schaffe ich dann und finde das Geklapper und Geschepper höchst amüsant, das jede Geste begleitet. Bezeichnenderweise scheppert es besonders bei wenig damenhaften Gesten, wie Nasenrückenkratzen oder Krümel-vom-Ausschnitt-bürsten.
Aber man bildet sich ja immer ein, dass man von allen Leuten angestarrt wird, besonders wenn man ein rasselndes und schepperndes Ungetüm ist, dabei wird man von seinem Umfeld eher weitestgehend ignoriert (ich las unlängst davon, dass nur etwa 10 % der Anwesenden in einem Raum sich an eine Person erinnern können, die den Raum nach Ihnen betreten hat). Wenn das nicht ein schöner Freibrief für die totale Selbstentfaltung ist!
Den zylindrischen Armreif mit 6,5 cm Innendurchmesser aus dieser Fotostrecke kennst Du schon aus einem älteren Beitrag, als ich die ersten noch etwas unmotivierten Gehversuche mit Einbettungen von bereits bestehenden Harz-Elementen in Armreifen absolviert habe. Da ich dem schönen Exemplar mit schwarzem und weißem Rand noch einen Oberflächenschliff verpasst habe, hat es nur etwa weitere 9 Monaten gedauert, bis er in meinen Augen gut genug war, um seinen Platz in meinem Shop(*) einzunehmen.
Den ovalen Armreif mit 7 cm Innendurchmesser kennst Du bisher primär in durchgefärbten Versionen mit strukturierter Oberfläche (Beispiel hier(*)). Nachdem ich eine Silikonform mit glatter Oberfläche produziert habe, kann ich diesen perfekt zum Stapeln geeignete Armreif auch transparent umsetzen, ohne dass der Blick durch eine Struktur abgelenkt wird. In der glatten Umsetzung passt er meines Erachtens auch besser zu anderen Armreifen. Über meinen Shop bei Etsy(*) erhältlich.
Im Zylinder wurde alles an schwarz-weiß-marmorierten Einzelteilen (Punkte und Halbkreise) verwurstet, was sich nicht schnell genug zu einem anderen Schmuck-Projekt bekennen konnte. Längere Ohrringteile (wie die Loops - siehe rechts - kann ich immer noch erkennen) habe ich mit der Handsäge zerstückelt, bis die gewünschte Länge erreicht war.
Die eingebetteten Einzelteile wurden in die blickdichten Ränder mit eingegossen und lugen hier und da ein bißchen heraus. Jetzt würde ich das nicht mehr so umsetzen. Aber dieses spitzbübische Vorblitzen frecher Kanten und Ecken an recht unpassenden Stellen (als würde man einen Blick auf einen Schlüpfer erhaschen, wenn der Windstoß einen Rock anhebt) finde ich bei diesem Armreif besonders witzig und bin froh, dass dieser "Lehrlingsfehler" so eine eigenwillige Wirkung erzielt.
Der Zylinder mit seiner optisch gelungenen Umsetzung hat ulkigerweise direkt einen Ableger "produziert". Für Tanja sollte ich diesen Mix aus strengen Streifen, organischen Formen und weichen Mustern in eine offene Armspange transferieren.
Solche Kundenwünsche habe ich öfters (hier gibt es einen älteren Post mit einem ähnlichen "Technik-Transfer"), und stets geht die Umsetzung mit Achselschweiß und Zähneklappern einher. Es ist schon ein bißchen so, als würde man eine individuelle Seele duplizieren wollen. Wird es wohl klappen? Bei der schwarz-weißen Armspange muss man in mehreren Gießschritten arbeiten. Dank der Möglichkeit bei diesem Arrangement, vorab einen Entwurf zu zeigen und durch den Kunden freigeben zu lassen, konnte ich sehr entspannt von einem Schritt zum nächsten gehen, ohne in Schnappatmung zu verfallen.
Im Bett trage ich üblicherweise keine Armreifen. Ich bin aber sehr froh über jede neue körperliche Verrenkung, die das Tragen von Armreifen für ein Foto abwechslungsreich gestaltet. Vielen Dank an meinem Mann, der diese atmosphärischen Fotos gemacht hat. Hinterher bei der Bildbearbeitung musste ich dann sehr viel Magenta aus den Bilder herausdrehen, denn man hat einen Schädel wie ein explodierender Leuchtturm, wenn man kopfüber irgendwo runterhängt.
Ich schreibe diesen Text aus der Sommerfrische. Ehrlich ergötze ich mich an meiner makellosen Haut auf diesen Fotos, denn hier in Seenähe bin ich in die Fängen der Moskito-Mafia geraten und werde regelrecht ausgesaugt. Mein Mann fragt - ganz Mann, bei Krankheiten stets um das Schlimmste bemüht - ob ich sicher sei, dass ich nicht die Windpocken hätte, angesichts meiner zahllosen Quaddeln und aufgetratzter Stellen. Der Witzbold!
Auf den Fotos sehe ich hingegen wie ein frisch aus dem Ofen geschlüpftes Butterbrioche aus (eins von den Dingern, mit denen man sich das Dekollete vollkrümelt und dann armreifenrasselnd wieder Ordnung schaffen muss). Wie kann man nur auf sich selber neidisch sein? Ich kucke mir dann in Ruhe die Zeichen meiner Hautalterung an. Die geäderten Hände. Die weiche Schwere des Fleisches und die zarten Fältchen, die sich so butterweich anfühlen unter den Fingerspitzen. Wegretuschieren tue ich diese Details nicht mehr.
Das bin dann wohl ich.
Dass ich im Beitrag auch scheinbar schwerelos seitlich oder verkehrt herumhänge, ist kein technischer Fehler. Die Fotos eignen sich dafür, es ist völlig egal wie herum, das Foto funktioniert trotzdem und der Betrachter weiß immer genau, um was es geht, ziemlich verrückt ist das.
Frohes Stapeln und weniger Mücken wünsche ich Dir!
Herzlich grüßt Dich
Edna Mo