27. Dezember 2014
Während um mich herum Menschen ihre Pinsel schwingen und heftig über Malerei diskutieren, sitze ich vertieft in meiner Ecke und mache mir Gedanken über neue Formen.
Durch die vielen Inspirationen der letzten Wochen bin ich sehr angeregt worden, auch nicht-technische, also organische, zufällige oder gefundene Formen in Schmuck zu verarbeiten. Keine Ahnung, wie es euch geht, aber wenn ich ein Stück nicht der realen Welt zuordnen kann oder dessen Rätselhaftigkeit mich fesselt, finde ich das hochinteressant. Ich habe in meinem Eintrag über den zwangahften Drang zur hochglänzenden Oberfläche schon nachgespürt, dass Schmuck auch ein Symbol unserer Zivilisiertheit ist. Den Bezug zur (völlig matten und unregelmäßigen) Natur in all Ihrer Schönheit drohen wir zu verlieren. Naturhafte Formen zu erkennen und zu Schmuck zu erheben, finde ich als konzeptionellen Ansatz also gerade furchtbar spannend.
Zusätzlich haben sich weitere Ideen zu Silikonformen angehäuft, so dass es jetzt an der Zeit für eine heftige Silikon-Sitzung ist.
Zum Beispiel Seifenschalen. Da ich selber Seifen mache ist eine Seifenschale am Waschbecken eine Notwendigkeit. Dabei handelt es sich leider um ein völlig verschmähtes Alltagsprodukt, dass zwar in vielerlei Ausprägungen hergestellt, aber oft völlig am Zweck vorbeikonzipiert wird. Wem schon einmal ein Keramik-Schälchen ins Waschbecken geplumpst ist und sich in Folge davon an Sprüngen im Becken erfreut hat, wird fürderhin um Keramik einen weiten Bogen machen. Schälchen aus Kunststoff hingegen glänzen durch kollossal abartige Häßlichkeit. Abtropfmechanik und Randhöhe sind weitere Faktoren, die wohlüberlegt sein wollen. Ein Glück, dass es Harz gibt, da kann man schöne und bruchfeste Schälchen herstellen, die handgemachte Naturseifen toll in Szene setzen.
Und weiter Seife: seit ich vor gefühlt sieben Jahren die erste Seife in einem Gästeklo ergaunerte und in Harz eingoß (eine leuchtend grüne Transparentseife, herrlich), bin ich von Seife als Objekt sowieso völlig fasziniert. Kein Wunder, dass ich über das Harzen dann zum Selberseifen gekommen bin. In anderen Haushalten werden Kronkorken gesammelt, bei uns werden Reststücke von Seifen gesammelt. Immer wieder werden die dann in Objektkästen oder sonstigen Installationen wieder verwertet. Nun ist es Zeit, dass sich alle Disziplinen wieder einmal kreuzen, und so habe ich die schönsten verschrumpelten Seifenstückchen herausgekramt, um Silikonformen davon herszutellen.
Vielleicht schaffe ich es dieses Jahr doch noch, meinen weihnachtlichen Lieblingsfilm "Drei Nüsse für Aschenbrödel" zu kucken. Hingegen besteht mein reales "Drei-Nüsse"-Erlebnis momentan im Versuch, aus verschrumpelten Walnüssen (mit Haut) eine funktionierende Silikonform herzustellen. Wie so oft habe ich als Gast in fremden Haushalten ein Adventsgesteck geplündert. Vielen Dank an Lete, die diese merkwürdigen Dinger in irgendeinem Fallobstgarten aufgelesen hat. Keine Ahnung, ob das am Ende schick ist, verschrumpelte Nüsse am Hals zu tragen, aber ohne Versuch wird man nich kluch.
Verschrumpelt: Apfel und Walnüsse. Es handelt sich in der Umsetzung dann um einteilige Formen, die oben kreuzweise eingeschnitten werden. Die verflixten Nüsse sind dummerweise hohl und schwimmen daher im Silikon auf.