17. März 2015
Seit Tagen bin ich schon ganz fleißig und gieße meine Harz-Schmuckteile im Atelier. Und eigentlich wollte ich nur "eben schnell" ein paar Nähte reparieren und habe die Nähmaschine rausgeholt. Was soll ich sagen? Ich kam, sah und nähte? Auf jeden Fall habe ich mich auf diese Nähmaschine gestürzt wie ein Verdurstender auf ein Glas kühlen Eistee, Stoffe, Scheren, Nadeln, Bänder rausgekramt, meine Bude in ein Schlachtfeld verwandelt und mich sieben Stunden an die Maschine geschmiegt. Die Ärmste: wochenlang unbeachtet und dann: Akkordarbeit.
Ich gönne also auch meinen Lesern eine Schmuck-Pause und verschleppe sie kurzerhand in die Welt der textilen Verführung. Wer hat auch ab und zu Lust auf ein bißchen Pep am Hosenbein? Seitdem ich bei der Yohi Yamamoto Herrenkollektion auf die Kunst am Hosenaufschlag aufmerksam wurde, versuche ich der Stelle zwischen Erdboden und Hosenbein eine Portion "je ne sais quoi" angedeihen zu lassen. Jener Japaner versteht es wie kein anderer, soviel schnitttechnische Meisterleistung auf den Hosensaum zu legen, dass man einfach ungeniert hinstarren muss. Sein Doppelsaumdesign lässt mir als Hosenliebhaberin immer noch den Atem stocken. Weder kann ich mich mit Meister Yamamoto messen, noch würde ich mir eine Könnerschaft beim Nähen zusprechen, aber es ist so unglaublich fanzinierend, wie man mit fünf Handgriffen Nähen eine Veränderung herbeizaubern kann.
Kurzum, ich kann mein Faible für Bundfaltenhosen leider nur im Sozialkaufhaus ausleben, und dort hatte ich eine schöne graue Wollhose erbeutet und freudig in meine Höhle geschleppt. Aber: Hosenbeinende so wie es war: zum Einschlafen langweilig. Kein Hosenaufschlag vorhanden, und zu wenig Material, um einen Aufschlag zu basteln. Also was tun?
Genau: Man doppelt den unteren Teil vom Hosenbein mit einem kontrastfarbigen Stoff und verstürzt die beiden Teile miteinander. Mit Fixiernähten an der Nahtzugabe und Blindstichen sichert man den inneneingestülpte Stofffortsatz.
Und hat eine verschärfte Hose, die nicht nur bequem (süße Bundfalte, ick liebe Dir) und funktional (was man alles in den Taschen verstauen kann, dagegen ist Mary Poppins Gobelintasche ein Schuhkarton) und außerdem alles andere als schnarchig ist.
Mein Mann hat ein bißchen neiderfüllt gekuckt. Schätze, da wird demnächst eine Bestellung ins Haus flattern. Wie schön, denn dann kann ich wieder die Nähmaschine rausholen und jeder weiß, was dann passiert....(Tage später fand man die Künstlerin entkräftet...)