19. März 2015
Da merkt man, dass ich und meine geliebte Pfaff ein stundenlanges Rencontre zelebriert haben: schon der zweite Eintrag zu einer Upcycling-Idee, die ich monatelang vor mir hergetragen, nun endlich in die Tat umsetzen konnte. Liebe Leserschaft, da müsst ihr durch. Danach geht es auch bestimmt wieder mit Schmuck weiter, Indianerehrenwort!
Heute mache ich aus einem Jeansbein, einem Tischset (späte 50er-Jahre?) und einem Lederrest Schlüsselbänder. Kurz vorab: ich liebe lange Schlüsselbänder. Nichts sieht fescher aus als ein langes, todschickes Schlüsselband, was aus der Hosentasche lugt und beim Gehen hinter einem herflattert (die Betonung liegt auf: todschick). Für diese Schlüsselbänder habe ich glücklicherweise einige Käufer, so dass ich mir in regelmäßigen Abständen etwas neues ausdenke, und weitere Optimierungen vornehme. Denn: die ersten Exemplare aus Kimonoseide und anderen feinen Stöffchen haben nur eine Halbwertszeit von maximal zwei Jahren gehabt, dann lösten die sich einfach auf. Feste Stoffe und witzige Farben müssen her, um aus einem Schlüsselband (gähn) ein modisches Accessoire (todschick) zu zaubern.
In der Regel gibt der gemusterte Stoff die Länge vor: das Tischset wurde in vier gleich große Streifen geschnitten und zusammengenäht (Querverbindungen immer versäubern und die Nahtzugabe feststeppen, sonst hat man Mühe beim Wenden).
(Ich gebe ja zu, dass Tischset und Tischtuch, die hier Verwendung finden, alte Schätzchen aus dem Sozialkaufhaus sind. Mit Siebdruck habe ich die Vintage-Tischwäsche etwas ansprechender gestaltet. Mit einem geblümten Tischtuch oder Geschirrhandtuch mit Vogeldruck findet man auch gemusterte Vorlagen, die sich ohne weitere Zuarbeit verwenden lassen.)
Einen identischen Streifen habe ich aus der Jeans ausgeschnitten und die beiden Streifen mit der Sichtseite gegeneinander gelegt und dann an den Außenkanten festgesteppt. Nach dem feststeppen die Nahtzugabe so knapp wie möglich abschneiden und versäubern.
Nun kommt das Wenden. Nachdem ich mir mit dem Lineal mehr als einmal die Finger gestaucht habe, komme ich mit der Zugband-Technik jetzt ganz gut klar.
Das geht so: Man braucht ein festes Band mit zwei große Sicherheitsnadeln an jedem Ende. Die eine Sicherheitsnadel wird an der Jeansseite an einem Ende festgesteckt, die andere Sicherheitsnadel fädelt man durch den Schlauch. Das Ende, das dann von innen durch den Schlauch gewurschtelt werden muss, brauch zwar ein bißchen Hilfe mit Falten und Stopfen, aber mit Zug auf der Leine hat man den neuralgischen Punkt schnell überwunden und kann das Band richtig herum ausziehen. Danach: Band bitte plan bügeln.
Ab jetzt geht es um das Lederstück am Schlüsselband, an dem der Karabiner eingehängt wird.
(Woher bekommt man bloß Leder? Da handelsübliche Lederhäute viel zu teuer sind, spähe ich auf Flohmärkten und Im Sozialkaufhaus nach Lederjacken oder Lederhosen, die man für einen Bruchteil einer Lederhaut gebraucht kaufen kann. Aber auch eigene Lederjacken und Lederstiefel habe ich mal ausgeweidet, als beides nicht mehr zu retten war. Bei Sperrmüll auf der Straße stecke ich immer einen Cutter ein. Ein durchgessenes Ledersofa hat oft noch einen makellosen Lederrücken, da kann man einfach ein Stück rausschneiden.)
Man schneidet ein Stück Leder so (ideal dafür: Stahllineal und Rollcutter), dass es links und rechts ein paar Milimeter breiter ist als das eigentliche Stoffband. Die Länge muss so gewählt werden, dass man das Leder einmal komplett um das Stoffende schlagen kann und viel Platz zum Festnähen hat.
Das Lederteil muss gut vorbereitet werden. Mit meiner Haushaltsmaschine kann Leder langsam, aber nur mit viel Ziehen verarbeitet werden. Daher muss das Leder in seiner Position absolut festbetoniert sein, damit beim Nähen nichts mehr verrutscht.
Daher kommt jetzt Klebstoff ins Spiel. Und jede Menge Wäscheklammern.
Wir haben ein rechteckigen Lederstück. Und einen schmalen Streifen, der hält als Lasche nachher den Karabiner.
In der Mitte des Leder-Rechtecks wird mit dem Rollcutter ein kleiner Spalt eingeschnitten.
Für die Lasche wird der Streifen zu Lasche gefaltet und mit einem Tropfen Klebstoff benetzt. Mithilfe einer Wäscheklammer wird die Klebung fixiert.
Die Lasche wird jetzt durch den kleinen Spalt gesteckt und mit Klebstoff fixiert, so dass sie nicht mehr verrutschen kann. Die Lasche sollte nach innen knapp 5 - 10 mm überstehen.
Jetzt wird das Stoffband auf das Lederstück geklebt. Dafür viel Klebstoff auf den rechten Teil des Leders auftragen. Dort werden die offenen Enden des Stoffbands aufgelegt.
Dann wird die linke Seite des Lederstücks mit Klebstoff präpariert und dann vorsichtig in der Hälfte gefaltet, so dass das Leder nun von oben und unten das Stoffband einfasst.
Ich versetze die beiden Stoffenden etwas, dadurch wirkt die Lederoberfläche später gleichmäßiger und nicht knubbelig.
Mit meinem Freund und Helfer, der Wäscheklammer, wird das Lederstück vor allem an den Kanten fixiert. Ziel ist es, dass das Leder links und rechts vom Stoff zusammengeklebt wird.
Nachdem der Kleber gut angezogen ist, werden die Nähte im Leder gesetzt. Diese halten alles zusammen, sollten also für eine optimale Stabilität mehrfach gesetzt werden. Ich steppe zweimal rundum und einmal über Kreuz. Da meine Nähte nicht ganz pikobello sitzen, wähle ich die Garnfarbe dunkler als das Leder, so fällt es nicht so auf.
Nach dem Nähen werden überstehende Lederkanten mit einer scharfen Schere abgeschnitten. Vorsicht, dass die Nähte nicht touchiert werden.
Jetzt wird noch der Karabiner (Baumarkt) durch die Lederschlaufe gezogen und fertig ist das todschicke Accessoire. Lass es flattern!!!
Nachtrag vom Juli 2016:
Noch immer bekomme ich liebe Response zu dieser Anleitung von anderen Nähbegeisterten.
Beispielsweise von Anja vom fairnähtblog, die sich zu Ihrer Version eines Schlüsselbandes mit Snap Pap hat inspirieren lassen. Danke für deine Rückmeldung, liebe Anja, und weiterhin viel Erfolg bei deinen (echt beeindruckenden) Nähprojekten.