30. Juni 2016
Liebe Leserin, lieber Leser, ich bin geneigt, dich heute wieder mit unglaublichen, handwerklichen Ausführungen zu unterhalten. Das liegt zum einen daran, dass dieser Blog eine sehr ulkige Zusammensetzung in der Leserschaft hat (ja, es sind auch Menschen männlichen Geschlechts dabei, und zwar solche, die mit Mode und dekorativem Zeug wenig anfangen können) und zum anderen daran, dass ich für den (im Hintergrund und weniger in den Kommentaren) stattfindenden fachlichen Austausch unendlich dankbar bin.
Fashionladies, bitte weiterklicken!
Außerdem finde ich mich als Frontfrau derzeit so unglaublich anödend, dass ich glücklich bin, auf ganz andere Dinge als meine Unzulänglichkeiten zu glotzen. Ich glotze nämlich derzeit lieber auf stramme Schrauben und andere klitzkleine, schimmernden Dinge mit Gewinde.
Der gemeine Möbelgriff hat nämlich die ungünstige Eigenschaft, an einem Möbelstück befestigt zu sein. Dieses verfügt an entscheidend funktionaler Stelle über ein Loch, damit der Möbelknopf dort hindurchgesteckt und befestigt werden kann, so dass der Möbelgriff bei geeigneter Krafteinwirkung seine vorbestimmten Dienste leistet.
Insofern muss bei der Anfertigung des Knopfs a) eine stabile Verbindung der Schraube sowie b) eine Flexibilität in der Länge der Schraube möglich sein. Denn das mit Griffen zu versehende Möbelstück muss nicht zwingen die 2,0 cm Möbelholzdicke haben, die beispielsweise beim schwedischen Möbelriesen Standard ist.
Meine ersten Versuche, diesen Anforderungen zu begegnen, waren eher durch Ratlosigkeit als durch profunde Überlegung geprägt. Dies zu ändern ist mein Ziel, und daher zeige ich heute verschiedene Möglichkeiten, einen aus Harz selbst hergestellten Möbelknopf zu befestigen, das geht von profan bis professionell.
1) Frühwerk und Einstimmung auf das Thema
In den Möbelknopf wird nachträglich hineingebohrt oder -gefräst, und in das Loch wird die Schraube mit dem Schraubenkopf voran mit Harz oder Zwei-Komponenten-Kleber eingeklebt.
Um diversen Möbelholz-Wandstärken zu begegnen, wurde eine M5 x 40 Sechskantkopfschraube verwendet.
Bezogen auf das Anforderungsprofil hat diese Befestigung jedoch nicht mal ansatzweise die volle Punktzahl erreicht. Eine Klebeverbindung ist immer schlecht. Und bei dünnen Möbelholz-Wandstärken hilft nur die Metallsäge, um die Schraube zu kappen. Ich schreibe das so, als ob ich davon Ahnung hätte, aber ausprobiert habe ich das tatsächlich noch nie!
2) Anpassen der Arbeitsweise
Um die Klebeverbindung zu umgehen, wird besagte M5 x 40 Sechskantkopfschraube in den Knopf eingegossen.
Dafür muss man in der entscheidenden Höhe in der Silikonform eine Pause machen und das Harz härten lassen. Die Schraube wird mit ihren schönen, flachen Kopf auf die feste Harzoberfläche gesetzt und mit der nächsten Schicht Harz einbetoniert.
Fazit: Ein Manko beseitigt, Schraube aber immer noch nicht flexibel in der Länge.
3) Feldrecherche und Perspektivwechsel
Ein Blick in die Fachabteilung im Baumarkt zeigt, dass handelsübliche Möbelknöpfe ein innenliegendes Gewinde haben und man mit der Schraubenlänge die Möbelholz-Wandstärke ausgleicht.
Ein Gewinde ins Harz schneiden halte ich bei Harz für wenig stabil. Also muss ein metallisches Gewinde in den Knopf. Unglücklicherweise sind die meisten Gewindehülsen (oder Gewindemuffen, so nennt sich das) relativ lang. Bis meine erste Bestellung eingetroffen ist, habe ich es als Interimslösung mit einer Schraubenmutter probiert.
Hier in der nachträglich-Fräsen-Kleben-Einharzen-Ausführung. Es bleiben rund zwei Umdrehungen der Schraube bis zum Anschlag in der Mutter übrig, das ist jetzt nicht so wahnsinnig viel. Ist aber trotzdem ganz schön stabil.
Wie man sieht, wurde das Schraubenformat schon auf eine durchschnittliche M5 x 25 Sechskantkopfschraube angepasst.
4) Es wird warm
Einige Ebay-Bestellungen später konnten die ersten echten Gewindehülsen verarbeitet werden. Hier in einer M4 x 30 Flachrundschrauben-Ausführung. Die Gewindehülse wurde mit in den Griff aus Harz eingegossen. Die Flachrundschraube ist aufgrund ihrer Bauform natürlich viel besser für den Einsatz in einem Möbel geeignet als eine Schraube mit Mutter oder Hütchenmutter.
Ich sag nur: minimiere die Verletzungsgefahr. Schließlich wird dieser Blog ja auch von Minderjährigen und Kindern gelesen!
Mit 8 mm Länge und einem geschlossenen Baukörper ist die Gewindehülse schon ganz famos, eigent sich aber nur für etwas größere Griffe oder komplett blickdichte Umsetzungen.
Hast du, lieber Leser, leibe Leserin, die ultimative Ahnung, wie man auf hochprofesionelle Weise eine funktionale und flexible Möbelgriff-Befestigung anfertigt, oder Verbesserunsgvorschläge zu den oben gezeigten Umsetzungen, dann lass mich bitte an deinem Know-How teilhaben.
Ich freue mich über Zuschriften unter mail(at)ednamo.com.
Ganz herzlichen handwerklichen Dank!
Geschraubte Grüße
sendet Dir
Edna Mo