3. Juli 2016
Es ist wieder Zeit, etwas zu ändern. Monotonie ist mir ein Graus. Und so nutze ich die herzliche Einladung von Heidi von den Ü30Bloggern, meine Gedanken zu meinem persönlichen Modestil (wieso-weshalb-warum) in die Tastatur zu schmettern.
Und diese auf neue Art fotografisch zu inszenieren.
Mein Stil
Einen Begriff für meinen Kleiderstil habe ich nicht. Im Grunde sehe ich tendenziell immer schlampig aus, weil mir Bequemlichkeit vor Schickness geht. Durch Farben, Muster und Schmuck wird das ganze so getarnt, dass es irgendwie vorzeigbar wird.
Mode gefällt mir als Kunstform, da kann ich mich für viele Designer begeistern, aber das hat nichts mit dem zu tun, was ich selber gern anziehen würde. Weil es schwer ist, Kleidung zu finden, die mir gefällt und die mir und zu mir passt (die Modeindustrie ist nun mal auf Bohnenstangen ausgelegt), habe ich zwischendurch gänzlich die Lust an dem verloren, was landläufig als "Mode" bezeichnet in den Läden zu finden ist.
Lieber plündere ich die Regale im Sozialkaufhaus und schleppe säckeweise Beute vom Flohmarkt heim. Das passt mir zwar auch nicht immer optimal, aber dafür kostet es wenigstens nichts. Außerdem habe mehr als genug im Schrank hängen. Bis mir das alles vom Leib fällt, liege ich im Grab.
Seit einiger Zeit recycle ich meinen Fundstücke oder die Lieblingsstücke, aus denen ich rausgewachsen bin. Das ist eine Perspektive, mit dem ich gut leben kann. Beruflich muss ich keine besondere Erscheinung pflegen, und für meinen selbst hergestellten Kunstharz-Schmuck kann es im Gesamtbild nicht auffällig genug sein.
Edna Mo mag Farbe und spielt in ihrer Erscheinung gerne mit Kontrasten, bevorzugt komplementär. Da darf der markante Schmuck aus der Edna Mo Harz-Manufaktur nicht fehlen.
Im Grunde bin ich ein Rebell und setze mich über das "was in ist" oder "so gemacht werden soll" auch gerne mal hinweg - auch auf die Gefahr hin, mich zu vergreifen und "daneben" auszusehen.
Aber wird man nicht auch nach seiner Erscheinung beurteilt?
Komischerweise macht sich das geneigte Umfeld (also "die anderen") weitaus weniger Gedanken über einen, als man gemeinhin annimmt. Da muss man schon nackt vom Kronleuchter hängen und Trompete blasen, bis man mal tatsächlich so richtig "wahrgenommen" wird. Zumindest sind das meine Efahrungen aus der Großstadt.
Da ich aus einer Kleinstadt komme, weiß ich auch, dass Kleidung eine anregende Wirkung auf Klatsch und Tratsch haben kann.
Ich finde, dass beides ein toller Freibrief fürs Experimentieren ist, was die eigene Erscheinung angeht.
Der bodenlange Jeansrock passt mir seit Jahren nicht mehr da, wo er eigentlich hingehört. Mit kurzen Hosenträgern 30 cm höher positioniert, wird aus der Hüftpresse ein äußerst komfortables Stück. T-Shirt: Rumpfkluft.
Natürlich kann ich an so einem Badeanzug (Grabbelkiste bei KIK) nicht vorbeigehen. Ich besitze ihn seit knapp 10 Jahren und das ist das erste Mal, dass ich ihn angezogen habe. Baden gehen kann man damit eindeutig nicht. Aber auf einem Foto sieht er klasse aus.
Schön - schöner - Gähn!
Erschwerend kommt hinzu, dass ich im Zuge der Buchmacherei etliche äußerst geschönte Inszenierungen meiner Person sozusagen unter Zwang absolviert habe. Ich hätte es persönlich viel besser gefunden, wenn mich dieses Buch-Angebot bereits vor 15 Jahren ereilt hätte. Nun bin ich eben nicht mehr ganz so jugendlich und habe sämtliche Kunstgriffe eingesetzt, um eine etwas zeitlose Erscheinung zu schaffen.
Kurzum, ich bin die derzeit von mir praktizierte fotografische Schönmacherei tüchtig leid.
Eine der Upcycling-Hosen, die im Zuge einer Figuranpassung ein zusätzliches Farb- und Glanzeelement verpasst bekommen haben. Rest: Flohmarkt.
Edna Mo's "Modefotos"
Geht Mode-Fotografie auch anders?
Die chaotische Küche und die Lust aufs Unschöne haben sich in meinem Kopf zu der Frage vereint, inwieweit ich in Fotos Mut zur Unperfektion beweisen und in welchem Maße das Ungeschönte trotzdem ansprechend sein kann.
Aber dafür braucht es eine andere Herangehensweise. Eben keine stilisierte und statuettenhafte Herumsteherei mit weichem Licht - die ist ja im Grunde nur dazu da, um die Kleidung besonders produktmäßig zu präsentieren und das verwendete Modell so schmeichelhaft "wie möglich" aussehen zu lassen.
Ich suche etwas anderes: ein fotografischer Blick, der meine Unzulänglichkeiten verzeiht und mir einen großen Spielraum fürs fotografische Storytelling ermöglicht (mehr Alltag, mehr Bewegungsspielraum, vielleicht auch für eine fotografische Geschichte?).
Eine, in der man alles machen darf, kann und soll. Ganz besonders in chaotischen Küchen und in überhaupt jeder Ecke, ob geeignet oder nicht (sorry, liebe Fran, einen vollgepackten Wäscheständer hatte ich just nicht zur Hand).
(Eine erste Annäherung an diese Sichtweise war die Spontan-Geburt von Mr. Fix. Nach einem anstrengenden Tag und einem kleinen Nickerchen wollte ich ein Foto zum Thema Klebeband machen und bin in meinem ausgeleierten Jogger ins Atelier geschlurft. Ohne ein Hauch von Make-up und mit verfilzter Mähne erschien plötzlich Mr. Fix vor mir im Spiegel. Das war völlig ungeplant und seit langem mein entspannteste Shooting.
Warum geht so was nicht auch mit Mode?)
Was ist hier anders als bisher?
Ich habe dafür dem Kamerablitz aktiviert (den benutze ich sonst nie, ich musste in der Bedienungsanleitung nachkucken, wie man das Ding überhaupt ans Laufen bekommt) und dem gemeinen und sonst so verpönten Schlagschatten eine Bühne freigeräumt.
Ob man das nun ansprechend findet oder nicht - in Kombination mit den mir wichtigen funktionalen Stilmitteln wie Alltag, Unordnung, stürzende Linien und perspekivische Verzerrung bin ich in der Darstellungsweise meiner Person auf einmal unendlich frei.
Ich hoffe, ihr habt die kleinen Unzulänglichkeiten in den Bildern bemerkt, die ich mir sonst verkneife oder die mir zu akzeptieren schwerfallen: unfrisierte Haare, dreckige Füße, Speckröllchen und offenstehende Reißverschlüße. Kein Make-up außer Puder, Wimperntusche und Lippenstift und verknautschte Klamotten. Jede Menge Zähnen und Zahnfleisch. Und auch, wenn sie höflich weggeblitzt wurde, ist meine schlaffer werdende Kinn- und Halspartie hier öfter mal im Bild. Und die Nachbearbeitung hat sich auf die Tonwertkorrektur reduziert.
Auch diese Fotos sind inszeniert - aber mit weit weniger Aufwand. Ich bin zumindest sehr erstaunt dass die Fotos sehr gut die fashionable Erscheinung zeigen können (wenn auch die gezeigte Mode mehr besipielhaft zu werten ist) und man sehr unabhängig agieren kann. Um "mein rebellisches Ding" darzustellen, finde ich den neuen Fotostil ganz wunderbar
Was sagst Du: gehen die heier im Beitrag präsentierten Fotos als Modefotos durch?
Und passt die für mich neue "Schnappschuß-Ästhetik" zu mir?
Ich freue mich auf Deine Meinung und sende
die allerunordentlichsten Grüße!
Edna Mo
Kuck bei den anderen Teilnehmenerinnen der Aktion vorbei, sie haben weitere spannende und interessante Ansichten zu "mein Ding - mein Stil" zu präsentieren: