19. Februar 2018
Farbe ist mein Leben und daher liebe ich auch Farbthemen für Bloggeraktionen. Moppi von den ü30Bloggern hat im Februar zu "Ultra Violet" aufgerufen, einer der aktuellen Pantone-Trendfarben. Da ich die Farbe Violett nicht leiden mag, nichts Violettes besitze und auch bei der Herstellung meines Kunstharz-Schmucks einen weiten Bogen um diese Farbe mache (ich habe sogar eine richtige Aversion dagegen), waren das die besten Gründe, bei der Aktion mitzumachen.
Nach einigem Graben in meinem Kleiderfundus habe ich doch etwas Violettes ans Tageslicht zerren können. Ich habe meiner Mum vor etlichen Jahren einen violetten Fummel zu ihrem 70sten Geburtstag geschenkt, der ihr als Tanzkleid dienen sollte. Meine Eltern sind nämlich im hohen Alter noch auf den Geschmack des gemeinsamen Tanzens gekommen, und in ihrer exentrischen Art wurde ihre große Leidenschaft der esoterische Kreistanz. Jahrelang habe ich auf Familienevents immer mitgetanzt, ich weiß also, wovon ich spreche.
Um im Kreise der Mittänzerinnen mit einem glamourösen Outfit zu punkten, habe ich meiner Mum also dieses Kleid angeschleppt, eine Art ballonförmige Tunika aus glänzendem, fließenden Material, die absolute Bewegungsfreiheit bei ausholenden Armbewegungen ermöglicht, und regulär mit Leggings und Tanzschläppchen getragen wird.
Nun ist meine Mutter zwischenzeitlich gestorben, beim Ausmisten ihres Kleiderschranks bin ich über dieses Kleidungsstück gestolpert, und weil es das letzte aktive Verbindungsglied zu ihr war, habe ich es wieder mit zu mir genommen. Ich denke nicht im Traum daran, dieses Kleid tatsächlich einmal in der Öffentlichkeit zu tragen, aber als Erinnerungsstück wird es immer einen Platz in meinem Fundus haben.
Das Kleid zeige ich im Rahmen dieser Aktion in zwei Styling-Varianten. In der ersten Version geht es um Violett und den Kontrast mit warmen Farben. Dazu habe ich ein Vintage-Unterkleid in Orange mit weißem Spitzenbesatz unter das violette Kleid gezogen, der spitzenbesetzte Saum blitzt eine Handbreit unter dem des oberen Kleides hervor. Das Unterkleid kennst Du vielleicht schon aus diesem Shooting der älteren ü30blogger-Aktion "fashionpassion".
Dazu einen Wende-Bindegürtel aus Stoff, den ich einmal bei dawanda bei einer Upcycling-Künstlerin gefunden habe. Er ist aus einem dunkel violett geblümten und einem pinkfarbenen Stoff gedoppelt, und beim Binden lugt immer die andere Farbe hervor. Da das Kleid sonst eher formlos ist, bringt der Bindegürtel mehr Silhouette und betont die Wasserfall-Raffung unter der Brust des Kleides.
Kombiniert wurden zum Kleid als modische Ergänzung Netzstrümpfe und niedliche hellbraune Stiefeletten mit winzigen Absätzen.
Schmuckmäßig bin ich beim Thema Violett blank. Damit kann ich persönlich gut leben.
Mir hat die Farbe einen zu offensichtlich klerikalen Touch, und auch die gedankliche Verbindung zu vollökologische Lebensweisen oder emanzipatorischen Parolen liegt mir nicht, da hilft auch kein Pantone-Zauber.
Besser passt zum Kleid und dieser Fotosituation sowieso die orangefarbene Kette aus unterschiedlich gefärbten Kunstharz-Talern.
Dazu ergänzt wurde ein offener Armreif, noch so ein älteres Schätzchen aus meinen Schmuck-Repertoire. Da habe ich die technische Kombination von Farbe und Einbettung ausprobiert. Der transparent marmorierte Armreif in pink und orange hat eingebettete und angeschliffene Stahlnägel.
Beide Schmuckstücke sind über meinen Shop ednamo.etsy.com erhältlich.
Warum ich bei dieser Fotostrecke diese verknotete Körperhaltung habe liegt daran, dass der Hintergrundstoff - zwei Stücke Polyester-Vorhang aus den 70ern - nicht größer und kein anderer Ausschnitt möglich ist. Allerdings ist die Farbe (ein ockriges Senf, das sonst an Durchfall erinnert) eine Wucht und in Kombination mit Violett unglaublich schön.
Um das Bild etwas spannend zu gestalten, habe ich ein diesmal ein seitliches Licht mit enormer Schattenbildung gewählt. Das kommt meiner nicht mehr ganz jugendlichen Hautstruktur zwar kein bißchen zu Gute, betont aber die Materialität des Kleides und die figürliche Modellierung durch den Faltenwurf.
Das Thema der schlecht sitzenden Hintergründe zieht sich direkt auch durch meine zweite Styling-Version. Bei der zweiten Styling-Idee wird das violette Kleid mit anderen Violett-Tönen kombiniert. Dazu habe ich einen changierender Crinkle-Samt in Blau und Braun als Hintergrund gewählt. Eigentlich ein Möbelbezugsstoff, von mir als Bettüberwurf genutzt, hat hier erstmalig seinen Auftritt als pompös gefältete Drapage. Lang genug ist er nicht, so dass hier der braune Teppich vom Atelierboden durchblitzt.
Leider sieht der Crinkle-Samt bei Seitenlicht aus wie ein schwarzes Loch. Samt schluckt jede Art von Licht und ist deswegen fototechnisch betrachtet immer schwierig abzubilden. Es hilft einfach nichts, Samt braucht Licht von vorne. Daher gibt es zum zweiten Styling auch eine neue Ausleuchtung.
Das violette Kleid kommt hier ganz in seiner schmeichelnden Schlabberigkeit zum Einsatz. Ergänzt wird es wieder durch ein Unterkleid, ein transparentes Tüllkleid in einem dunklen Magenta, das Du vielleicht schon aus diesem Shooting kennst. Kleid und Unterkleid beißen sich farblich, da hilft nur ein dritter Farbton.
Also habe ich ein paar Euro im Stoffladen investiert und mir einen 10 cm breiten Abschnitt ultra violetten Webpelz abschneiden lassen, der mir als Fake-Fur-Stola dient. Ich hab da nix vernäht oder so, die Stola rollt sich von ganz alleine zusammen. Auf den Fotos sieht der Polyester-Schnipsel einfach nur sensationell aus. Ich mag ja diese Art von aufrichtiger Bildlüge, das ist der Grund, warum ich Fotografie so sehr schätze!!!!
Drei verschiedene Violett-Töne kann man dann schon wieder aushalten. Tüll und Pelz - passt auch! Und gegen Netzstrümpfe und braunen Stiefeletten kann man auch in diesem Zusammenspiel nichts Gegenteiliges sagen.
Da ich ohne einen kleinen Farbkontrast aber nicht leben mag, kommen in dieser Styling-Variante ein paar pompöse Goldohrringe zum Einsatz, ein Bastelprojekt aus Kaltporzellan-Modelliermasse und Messingmontur.
Ein Einzelstück, dass zwar wunderschön ist, aber nicht antiallergisch und daher niemals den Weg in meinen Shop antreten wird.
Ein zweiter Farbtupfer ist die goldfarbene DIY-"Leder"-Clutch, die das Outfit elegant abrundet.
Die Clutch ist natürlich nicht aus Leder, sondern ein Quick-and-Dirty-Upcycling-DIY aus einem Ziplock-Frischhaltebeutel und goldfarbenem Ducktape. Die ausführliche Anleitung findest Du hier.
Viel wird ja über den Sinn und Unsinn digitaler Bildbearbeitung philosophiert. In diesem Fall hat mir der Einsatz nachträglicher Bildveränderung durchaus die Teilnahme an der Aktion gerettet.
Das hier vorgestellte Kleid ist nämlich gar nicht violett, sondern cyclamfarben!
Also eher ein dunkles Pink mit einem hohen Gelbanteil.
(Ich erwähnte schon, dass ich nichts Violettes besitze?)
Da Moppi sich aber eine möglichst farbgetreue Annäherung an das Thema vorgestellt hat, und das Kleid nun wirklich kein bißchen violett ist, selbst wenn man alle Augen zudrückt, habe ich ihr diesen Wunsch gerne erfüllt.
Was ich rückblickend fast schade fand, denn im Original sah die erste Fotostrecke farblich deutlich viel ansprechender aus.
Was wiederum zur Erkenntnis geführt hat, dass mir Cyclam besser steht als Violett, was mich wiederum fast dahingehend überzeugt hat, das Ex-Tanzkleid meiner Mutter vielleicht doch einmal im wahren Leben zu tragen, weil es mir wider erwarten verdammt gut steht. Und mich darin bestätigt hat, dass es eine gute Entscheidung war, sich nicht extra etwas Violettes neu zu kaufen.
Du siehst: am Ende des Tages ist alles, was man macht, zu irgend etwas gut.
Danke, Moppi!
So, das war mein ich-tu-so-also-ob-ich-Violett-tragen-würde. Bestimmt gehen meine Bloggerkolleginnen dem Thema auch noch ein bißchen ernsthafter auf den Grund. Hier findest Du alle Mitstreiterinnen, die das Thema für sich beleuchtet haben, schau doch vorbei.
Ultra V(ictory) Grüße von
Edna Mo
PS: Hat jemand Interesse an einer ultra violetten Flauschstola?
Gegen Porto in liebevolle Hände abzugeben!