24. April 2019
Werbung wegen unbezahlter Herstellernennung (*) -
In meinem letzten Produkttest zu Kunstharzen, die sich für Einbettungen eignen, hat das Folidip-Kunstharz vermeintlich nicht gut abgeschnitten. Obwohl es in transparenten Gießlingen eine klare Optik erzeugt, kann man es nur in 1 cm starken Schichten verarbeiten. Erst war ich betrübt, denn mit dieser technischen Einschränkung lässt sich das Material eher nicht für meine Art von Armreifen einsetzen (die bestehen optimalerweise nur aus einer Schicht).
Aber weit gefehlt. Natürlich kann man genau aus dieser Bürde ein eigenes kreatives Konzept machen. Ich mag solch technisches um-die-Ecke-Denken, das bringt mich dazu, meine handwerkliche Komfortzone auch mal zu verlassen. Warum also nicht transparente Armreifen mit möglichst vielen Schichten umsetzen? Das schreit ja förmlich nach einem Streifenmuster.
Das heutige DIY zeigt Konzept und Ergebnis einer Idee und nur wenige Umsetzungsschritte. Das endlose Gießen von Harzschichten ist fotografisch einfach unsexy, jedes Foto sieht gleich aus, da immer wieder derselbe Handgriff gemacht wird. Bei blickdichten Silikonformen kann man den magischen Moment im Innern der Form optisch außerdem gar nicht mitverfolgen.
Aber dafür möchte ich mit dem heutigen Beitrag eine Lanze dafür brechen, ein Kunstharz-Schmuckstück auch einmal auf dem Reißbrett zu konzipieren und die Umsetzung an einer vorgegebenen Skizze zu orientieren.
Ich liebe es, ab einem bestimmten Punkt im handwerklichen Prozess einfach loszulassen und aus dem Bauch heraus zu arbeiten. Das ist natürlich wunderbar, führt aber auch oft zu ähnlichen Ergebnissen. Man kann halt nicht aus seiner Haut.
Eine technische Zeichnung "abzuarbeiten" klingt dagegen entsetzlich öde. Wenn sich vor Dir ein endloser Teppich aus gleichförmigen Arbeitsschritten ausbreitet, kann einem glatt die Lust vergehen. Aber: dafür winkt am Ende die Belohnung, etwas Grandioses erschaffen zu haben.
Verbrauchsmaterial wie Schutz-Handschuhe, Mischbecher und Holzstäbchen gehören zur Grundausstattung und werden nicht extra abgebildet. Ebenso Stoppuhr und Waage für das Anmischen des Kunstharzes.
Aus den beiden Vorgaben
habe ich zwei Ideen abgeleitet und skizziert.
Das warmtonigen Folidip wird ideal mit der transparenten Harzfarbe "Color'Resin gelb" kombiniert. Das erzeugt ein bernsteinfarbenes, aber dennoch transparentes Harz.
Nur Streifen sind mir zu langweilig, daher werden Kunstharzpunkte in verschiedenen Größen in den Armreif eingebettet (Punkte, meine aktuelle Nemesis). Statt die Punkte im Vorfeld zu "kleben", werden sie einfach auf die darunter liegende, bereits gehärtete Schicht aufgesetzt.
Erst mal werden Resin-Punkte hergestellt. Arbeitsintensiv sind leider die mit Metallfolie. Dazu verwende ich Schlagmetall oder dünne Metallfolie aus dem Bastelbedarf. Dieses filigrane Zeug klebt überall, nur nicht in der Form, und man muss es irgendwie gegen seinen Willen in eine kreisförmige Silikonform hineinbugsieren.
Bei meiner ersten Methode wird die Silikonform mit einem transparent auftrocknenden, wasserlöslichen Kleber (Ponal o.ä.) eingepinselt und dann die dünne Folien in kleine Stückchen gerissen und mit einem Q-Tip aufgestupft. Gefühlt dauert es ewig, bis man diese fluddelige Folie abgezupft und geglättet und passend positioniert hat, so dass die Innenseite der Silikonform bedeckt ist.
Die zweite Methode ist, die Metallfolie auf einer dünnen Schicht gehärtetes Harz aufzubringen. Statt Kleber kann man direkt mit flüssigem Harzgemisch die gehärtete Harzoberfläche benetzen. Dann Folie aufstupfen und direkt eine Endschicht transparentes Harzgemisch aufbringen
Auch wenn man wegen der ausgehärteten Harz-Grundschicht einen Tag länger Zeit benötigt: Dann wirkt die Oberfläche des Metallfolien-Punkts viel gleichmäßiger. Verarbeitet in einem Armreifen entfällt damit auch die Sorge, dass man man Schleifen der Oberfläche versehentlich die Metallfolie abtragen könnte.
Für alle, die sich jetzt einen detaillierte Anleitung zum Wiegen und Mischen von Folidip-Kunstharz wünschen, verweise ich auf den letzten DIY-Beitrag zu transparenten Anhängern, bei dem dies ausführlich dargestellt ist.
Jetzt kommt wieder so eine unentbehlriche Hilfskonstruktion:
Wie in aller Welt misst man in der Silikonform eine 1 cm starke Harzschicht?
Ich bastel mir dazu eine Art Tankanzeige mit einem Holzstäbchen. Am unteren Ende wird ein 1 cm langer Abschnitt markiert.
Das Stäbchen stecke ich in die Silikonform und gieße dann vorsichtig Harz ein. Anhand der Markierung kann man sehen, ob genug Harz in der Form ist. Falls man versehentlich zu viel eingegossen hat: mithilfe einer Plastikpipette kann man das Harz sehr gut im Millimeterbereich wieder absaugen.
Wie Sie sehen, sehen Sie wieder mal fast gar nichts. Wer jetzt nicht schon mal einen Armreifen aus Kunstharz hergestellt hat, wird wahrscheinlich nicht erkennen, um was es sich bei diesem Foto handelt. Ist doch klar: das Abmessen einer flüssigen Harzschicht!
Bei 5 Schichten und Einsatz an der Silikonform nach Stechuhr dauert es mit dem Folidip-Harz nur 5 winzigkleine Tage (!), bis man fertig ist. Aber das Ergebnis ist doch superklasse! Mit dem Abmessen der Streifenbreite hat es famos geklappt und der Kontrast von blickdichten Punkten und transparent-farbigen Streifen ist gut gelungen. Auch dass die gelbe Farbe teilweise die Punkte überlagert und die Punkt auch mal über die Farbschicht hinausstehen, gefällt mir sehr gut.
Transparenter Armreif mit blickdichten Punkten und Streifenmuster von Edna Mo. Hier: mit Folidip Kunstharz hergestellt.
Aber mir ist nicht nur dieses Streifen-plus-Punkte-Konzept eingefallen, sondern auch ein weitere Idee. Es gibt nämlich ein paar legendäre Armreifen von Stil- und Fashion-Ikon Iris Apfel, mit eingebetteten Kulleraugen. Diese Armreifen sind auf einem legendären, aber etwas älterem Foto von ihr zu sehen und seitdem grübel ich, wie diese Armreifen gemacht werden.
Seit Jahren habe ich schon einen Vorrat an Kulleraugen herumliegen und habe auf den richtigen Moment gewartet, Armreifen in dieser Optik nachzuahmen. Und das Folidip-Harz hat mich dazu inspiriert, diese Umsetzung in Angriff zu nehmen.
Passend dazu habe ich auch just eine geeignete Silikonform von einem flachen, breiten Vintage-Armreifen abgenommen. Auch wenn diese Form nicht Apfel-Original ist - Hauptsache Kulleraugen-Armreif! (Wie der zylindrische Original-Armreif mit Kulleraugen auf schwarzem Grund umgesetzt wird, weiß ich übrigens bis heute nicht!)
Das Lustige an Kulleraugen ist nicht nur ihr drolliges Aussehen, sondern auch die Tatsache, dass sie im Harz schwimmen. Es sind im Grunde luftgefüllte kleine Behälter. Das hat im Harz leider den Nachteil, dass die Kulleraugen immer nach oben steigen und wie die Titanic halb an der Oberfläche des Harz-Ozeans schaukeln, halb unter der Oberfläche verborgen sind.
Bei der Umsetzung gibt es dünne "Fixierungs-Schichten", die nur dazu da sind, um die Kulleraugen vom Davonschwimmen abzuhalten. Und Schichten, die dafür sorgen, dass die Kulleraugen vollständig von transparentem Harz umhüllt sind.
Hier das Konzept, die Skizze bezieht sich auf den Querschnitt durch den Armreif (versteht doch jeder, oder?):
Ich erspare Dir weitere Fotos davon, wie meine Gummihände im Schlitz der Silikonform festklemmen. Man muss sich das so vorstellen: mit zwei Handschuhfingern wird der Eingießspalt an der Silikonform aufgestemmt, dass die Kulleraugen in die Form hineinmanövriert werden können. Das geschieht am Besten mit einer langen, spitzen Pinzette.
Um Luftblasen zu vermeiden, tunke ich die Kulleraugen vorab in die transparente Harzmischung und versuche sie dann - derart mit Gleitmittel versehen - einzuführen und in der Silikonform zu arrangieren. Alles ist flutschig und glitschig und ziemlich unerquicklich. Aber irgendwann hat man die Augen irgendwie da reingequetscht.
Der knubbelige Armreif aus Folidip-Kunstharz mit Kulleraugen-Einbettung benötigt mehrere Schichten und damit 6 Tage Umsetzungszeit (ohne Endbearbeitung).
Armreifen in Schichten ist ein tolles Projekt, zu dem mir noch viele Ideen einfallen. Das Folidip-Harz ist dafür ideal, denn es ermöglicht, dass ein Armreif (bei stringenter Zeiteinteilung) wenigstens innerhalb von einer Woche fertig gegossen ist. Das war der erste Vorgeschmack, was man damit machen kann.
Übrigens: die Armreifen kommen nicht so aus der Form, wie sie auf dem Foto zu sehen sind. Neulich hatte ich dazu eine Mailanfrage von einer verdutzten Leserin, die sich wunderte, warum ihre eigenen Armreifen so einen unregelmäßigen Rand haben, die hier im Blog gezeigten aber nicht.
Na ja, meine Armreifen haben leider auch einen völlig unregelmäßig Rand, wenn sie aus der Form kommen. Nur werden sie dann stundenlang geschliffen und poliert und erst dann fotografiert.
In der Kombination ergeben Armreifen in Streifendesigns eine höllisch zeitintensive Schufterei und die ist so gar nicht geeignet, um mal kreativ aus dem Bauch heraus zu wörkeln. Aber die Ergebnisse sind besondere Unikate, die man so nicht an jeder Ecke zu Gesicht bekommt.
Lohnt sich also doch, oder?
Geflasht geschichtete Grüße sendet Dir
Edna Mo
PS: das Folidip-Harz lässt sich zwischenzeitlich (Stand Mai 2019) über die Webseite der Firma Epodex bestellen. Trotz Umbenennung handelt es sich um das gleiche Harzprodukt.