14. Juli 2020
Was lange währt, wird gut, und was noch länger währt, wird besser. So oder so ähnlich muss man das wohl sehen, wenn man sich partout in den Kopf gesetzt hat, eine ganze Resin-Armreifenkollektion mit "schwebenden Punkten" zu machen. Alleine die Herstellung ist dank Kunstharz-Trocknungszeiten schon eine langwierige Angelegenheit.
Da werden zuerst Kunstharz-Punkte in passenden Farben gegossen, dann zum Leidwesen meiner Fingerkuppen dünn geschliffen und in kleinen Gruppen mit Kunstharz zusammengeklebt. Nach dem Härten werden diese Gruppen in die Silikonformen gefrickelt und alles mit transparentem Kunstharz übergossen. Nach dem Härten geht die eigentliche Arbeit los: die bei Einbettungen zwangsläufig an der Oberfläche auftretenden Luftblasen an der Oberfläche aufbohren und mit Kunstharz verfüllen. Erst dann kann man mit dem Schleifen der Oberfläche anfangen.
Ich musste mir im letzten Sommer eine Zwangspause verordnen und das Gießen der "Floating Dots" Kollektion einstellen, nachdem ich , wie es mir bei Kusntharz oft passiert, in einen regelrechten Dots-Rausch verfallen bin. Es wurde einfach zu viel Output! Es ist unmöglich, einen gigantischen Haufen Armreifen "mal eben so" wegzuschleifen.
Und so hat es rund ein Jahr gedauert, bis der Großteil der Armreifen geschliffen und poliert ist und damit fertig gestellt werden konnte. Immer mal wieder ein Armreif rundum bearbeiten - wie ein kleines Eichhörnchen habe ich emsig an meinem Vorrat gearbeitet.
Zeit für ein Selfie-Fotoshooting, bei dem sich einige Armreifen hemmungslos an meinen Armen stapeln dürfen.
Für das Shooting wurden alle Armreifen aus einer Farbwelt zusammengestellt, die aus Pink, Orange und Lila mit Glitter und -zig Farbvarianten besteht, und dir bei mir die interne Bezeichnung "Flip Flop Flamingo" trägt.
Denn Armreifen eignen sich besonders gut dafür, im Sommer an unbekleideten Armen ausgeführt zu werden. Flatterkleid, fancy Sandaletten, flotte Armreifen - fertig ist der perfekte Sommer-Look. Bei mir geht es bei Sommer-Looks auch immer um Farbe - Sommer macht mir gute Laune und ich möchte mit der Sonne um die Wette strahlen. Mit einem knallroten Kleid, orangefarbenen Latschen und lila Nagellack wurde das Flip Flop Flamingo-Thema perfekt aufgegriffen.
Die Floating Dots Kollektion unfasst eine ganze Bandbreite an Armreifen-Formen: breite, zylindrische Armreifen, breite und schmale Armspangen sowie flache, breite Armreifen. Die Innendurchmesser gehen von 6,3 bis 8 cm. Alle gezeigten Armreifen sind über meinen Etsy-Shop erhältlich, Detailaufnahmen und Maße sind dort ebenfalls hinterlegt.
Statt aber wie sonst indoor das Set aufzubauen, habe ich das gute Wetter genutzt und das Equipment kurzerhand in den Garten geschleppt. Die Sonne wollte ich schon gern als Lichtquelle nutzen, aber auf das ewige Grün im Hintergrund verzichten. So kam das Hintergrund-Stangen-System erstmalig outdoor zum Einsatz. Was der Fotograf Irving Penn mit seinem Fotoprojekt "worlds in a small room" auf die Beine gestellt hat, kann ja nicht so schwer sein.
Das Shooting wurde dann dank einsetzendem Wind viel mehr "Floating" als beabsichtigt. Der großflächige Hintergrundstoff mutierte zum Segel und hat sich einfach selbstständig gemacht. Ihn zu spannen und festzuklemmen hat die Sache eher verschlimmert. Auch die Beschwerungssäcke, die ich spontan aus dicken Büchern und Mülltüten improvisiert habe, um die Hintergrund-Stative zu beschweren, waren nur bedingt hilfreich.
Also was solls: wenn der Wind unbedingt mit aufs Foto will, dann her damit!
Das ich beim Auslösen manchesmal etwas griesgrämig kucke, liegt vielleicht daran, dass mir die Hintergrundstange (nur!) zweimal an den Kopf geknallt ist. Beweisfoto rechts. Irving Penn hat übrigens schlauerweise ein Zelt benutzt, das sicher etwas stabiler war, als meine pisseligen Stangen.
Aber wenn Du diesen Blog öfter besuchst, weist Du sehr gut, dass Selfie-Shootings unter erschwerten Bedingungen zu meinem liebsten Zeitvertreib gehören (neben Kunstharz gießen, versteht sich).
Ich bin ein großer Fan von Foto-Inszenierungen, und liebe es, das perfekte "so tun als ob" meisterlich auf die Spitze treiben. Ich liebe aber auch die gleichzeitige Demontage der Inszenierung und der Blick "hinter die Kulissen", denn das ergibt die eigentlich viel interessanteren Bilder. Reales und Fantasie - bzw. was man dafür halten möchte - liegen in der Fotografie dicht beieinander, ich mag es ungemein, mit diesen beiden Welten herumzuspielen.
Das "Floating im Wind" Shooting hat mir eine tolle Gelegenheit gegeben, visuelle Halbwahrheiten zu kombinieren und auch in der Bildbearbeitung verschiedene Blinkwinkel wunderschön verschmelzen zu lassen.
Viel Sonne und Wind und viele schöne (hoffentlich um jede Menge klimpernder Armreifen ergänzte) Sommer-Looks wünscht Dir
Edna Mo