4. Dezember 2020
Neeeeeeeiiiin: das ist keine Anleitung, wie man einen Vogelfutterspender aus Kunstharz bauen kann.
Aber wenn man zu blöd ist, den richtigen Vogelfutterspender zu kaufen, dann kann man den falsch Erworbenen mit Kunstharz in etwas Funktionierendes verwandeln. Und darum gehts in diesem Bastelbeitrag: Tüftelkram!
Von Anfang an: ich bin also Neuling im Vogelfütternbusiness.
Versuche, Futter in flachen Schalen auf dem Balkon auszulegen, hat zu einer einseitigen Nachfrage von Tauben und Elstern geführt, kleinere Vögel haben sich jedoch nicht blicken lassen.
Mein zweiter Versuch, eine hängbare Futterstelle zu organisieren, führte zu einem Moment der totalen Reizüberflutung. Ich war schlicht erschlagen ob der gigantischen Ansammlung unterirdisch hässlicher Futterapparturen im Fachmarkt meines Vertrauens. Wie kann man derart viele derart häßliche Dinge herstellen?
Die nachfolgend gezeigte, zylindrische Ausführung beleidigte mein Auge noch am wenigsten. Erst zu Hause, fragte mein langsam wieder zur Durchblutung zurückfindende Gehirn, was ich mir wohl dabei gedacht habe, einen Futterspender zu wählen, der so gebaut ist, dass beim kleinsten Windhauch die Körner rausfallen. Im Garten wäre das weniger problematisch, auf dem Balkon aber schon.
Zum Tüfteln habe ich natürlich nicht die Körner rausgeholt, sondern die Öffnungen mit Paketband zugeklebt. Gott, manchmal bin ich einfach nur echt faul!
Statt sich auf den Rückweg zu machen, um mich erneut in die Qualen eines maskenerschwerten Einkaufsdramas zu stürzen, habe ich das getan, was wohl jeder passionierte Bastler tut: man tüftelt was zusammen.
Das liegt wohl in den Genen: mein Vater ist passionierter Holzbastler. Im heimischen Haushalt gibt es kein Gerät ohne eine eigens dafür gefräste Box, Nische, Lade, Podest oder Aufhängung. Mein Kinderzimmer hatte von ihm eigens in die Schräge angepasste faltbare Schranktüren. Wenn etwas kaputt ging, hat mein Vater es irgendwie repariert. Und so, wie mein Vater sicherlich einen zusammengezimmerten Holzteller unter den Futterspender geklebt hätte, so klar wurde mir, dass ich meinem genetischen Bastelauftrag folge und eine Auffangschale aus Kunstharz bauen und den Spender hineinkleben werde.
Man kommt eben nicht aus seinem Kokon.
Wer jetzt nicht in Kunstharz badet so wie ich, hätte wahrscheinlich eine Kunststoff-Auffangschale oder eine aus Glas mit zwei-Komponenten-Kleberunter den Spender geklebt. Hätte auch tadellos funktioniert. Das war mir dann doch "zu einfach".
Das technische Prinzip beruht darauf, dass Epoxidharz sich nicht mit Heißleim, Overheadfolie oder Paketband verbindet!
Man benötigt:
Auf die Overheadfolie zeichnet man mit Permanent Marker einen Kreis mit dem Durchmesser des späteren Tellers.
Aus dünnem, biegbarem Karton schneidet man lange Streifen mit etwa 4 cm Höhe.
Die Kartonstreifen werden beidseitg mit Paketband beklebt.
Man biegt die Kartonstreifen zu Ringen und befestigt sie mit Paketband. Der eine ist etwas kleiner, der andere etwas größer als der gezeichnete Durchmesser. Ineinenadergesteckt sollten sie einen Abstand von etwa 5 mm haben.
Aber dass muss nicht mathematisch genau sein, den Vögeln wird es nicht auffallen, denke ich.
Die Ringe werden mit Heißleim auf die Overheadfolie geklebt. Zuerst der kleinere Ring von der Innenseite, dann der größere von der Außenseite.
In die so geschaffene Gußform wird das gemischte Epoxidharz gegossen. Das Harz wird etwa 3 bis 4 cm hoch eingefüllt und sollte 24 Stunden härten.
Overhadfolie abziehen, Heißleimränder mit der Zange ablösen. Dank des Paketbands lassen sich die Kartonringe ganz einfach ablösen. und dann hat man
**Tadahhh***
einen transparenten Ring.
Der Eingießrand wurde dann noch auf der Schleifscheibe mit 180er Schleifpapier begradigt.
Könnte auch ein Armreif für ein Elefantenbaby sein: der Ring bildet den Rand der späteren Auffangschale.
Man benötigt wieder ein Stück Overheadfolie.
Darauf wird der Harzreifen von außen mit der Heißklebepistole angeleimt.
Harz mischen und eine etwa 3 mm starke Schicht in die Mitte des Rings gießen.
Mehr muss gar nicht sein, sonst wird die Konstruktion zu schwer.
24 Stunden härten lassen.
Danach lässt sich die Folie ohen jede Kraftanstrengung abziehen.
Der Heißleimrand war diesmal etwas widerspenstig.
Mit der Zange packen und abhebeln, dann löst sich die Leimwurst problemlos ab.
Wie sie sehen, sehen sie fast nichts. Aber ja, wer genau hinschaut wird feststellen, dass es sich nun um eine dünne Scheibe mit hochstehendem Rand handelt, die mirakulöserweise wie aus dem Nichts entstanden ist.
Wie gesagt, wer eine passende Glas- oder Kunststoffschale hat, ist ab diesem Punkt ebenfalls herzlich willkommen und darf mitlesen.
Spender mittig in Schale setzen.
Kusntharz mischen und eine 2 mm starke Schicht in die Schale gießen.
Darauf achten, dass ein dünner Harzfilm unter den Spender gelangt.
Auf einer ebenen Fläche 24 Stunden härten lassen.
Das wars auch schon mit der Magie.
Melde: Futterspender und Schale sind verbunden.
Körner dürfen jetzt ungehindert in die Schale rutschen.
Wenn ich es mir recht überlege, hätte mein Vater wahrscheinlich nicht nur eine Auffangschale an das Vogel-Restaurant angebaut, sondern auch eine finnische Dampfsauna und eine Minigolfanlage.
Mit so einer verglasten Außenveranda bin ich aber schon sehr zufrieden, jetzt müssen die Piepmätze nur noch kommen.
So, wenn Du jetzt noch weitere Tipps hast, um Vögel anzulocken (ungeschwefelte Rosinen und geschälte Erdnüsse unters Futter mischen, wurde mir schon zugeflüstert), dann freue ich mich über deinen Kommentar!
Transparent freischwebende Grüße sendet Dir
Edna Mo