Kurze Philosophie über Haare

Auch wenn ich das Musical mag und besonders den Song über den Kopfbewuchs falschlaut mitsingen kann, will ich an dieser Stelle ein paar Gedanken über Körperflegeprodukte und im Speziellen über meine selbstgemachte Shampooseife verlieren. Nach dem ersten Aufschäumen (Konsistenz und Funktionalität waren gelungen) war ich doch einigermaßen erstaunt, dass es sich bei dem Schopf tatsächlich um mein Haar handeln sollte. Jahrzehntelang fuhren mir Friseue mit den Fingern durchs Haar wie durch einen welken Salatkopf und stöhnten dabei „Sie haben dünnes Haar“. So empfand ich das auch. Egal ob lang, ob kurz: es hing lustlos an mir herunter, eng am Kopf wie eine ausgeleierte Badekappe und war nur durch den Einsatz versteifender Produkte zu Form und Volumen zu bewegen.

Nun denn, alles war vorbei, als Ednas Seife kam und ging und ein völlig anderes Haargefühl zurückließ. Da habe ich dann doch etwas nachgegrübelt über Adjektive und Bewertungen zum Thema Haare und habe festgestellt: Wir werden alle betrogen, und zwar von der Haarpflegeindustrie. Im landläufigen Sinn sollen Haare schön sein: glänzen, seidig schimmern und Volumen haben. Aber auch “kräftig“ sein: sich bereitwillig und ohne Schaden in Form bringen lassen und stets so bleiben.

Ganz ehrlich: „kraftvolles“ Haar gibt es nicht. Das ist eine Werbefloskel. Aus eigener Kraft kann Haar nämlich rein gar nichts.

Wenn man es genau betrachtet, kann Haar sein: dick, drahtig, widerspenstig, wenn es sich um die „nicht-seidige“ Version handelt. Oder auch: fein und dünn. Und glänzen tut Haar normalerweise nur, wenn man ausreichend Fett aus den Kopfhautdrüsen mit der Bürste (100 Bürstenstriche war noch die Ansage unserer Großmütter, im Übrigen geht das nur mit Bürsten, die Borsten haben) feinst im ganzen Haar verteilt hatte. Oder nach einer Spülung mit Zitronenwasser (ebenfalls ein Tipp von Oma).

Also kurzum: wir shampoonieren uns das Haar mit tonnenweise unnützem Zeug, wie Glanzmacher und Weichmacher („seidig“). Dann sind die Haare regelrecht substanzlos. Und dann pappen wir die Stängelchen mit Conditioner und Festiger und Gel und Spray wieder zu, damit es die angestrebte Form und Struktur hat („kräftig“). Wir spinnen doch alle! Ich muss nicht erwähnen, dass mir bei jedem Friseurbesuch eine „Kur“ empfohlen wird, weil mein Haar „so dünn“ ist.

Nach Benutzen der Seife ist mein Haar komischerweise kräftig, plustert sich wie ein großer Helm um meinen Kopf und bleibt sogar über Nacht. Nein, glänzen tut es nicht. Es ist aber auch nicht fettig oder strähnig. Nein, ich tu da auch nichts rein, vielleicht am zweiten Tag eine Fingerspitze Gel, um den Pony in Richtung zu legen. Es ist mein Haar, welches die letzten Jahrzehnte im Weichmacher-Koma verbracht hat und nun wieder aufgetaucht ist. Ich bin völlig perplex, das das tatsächlich meine Haare sind.

... lass es fliegen im Wind, drin spielen ein Kind, mach daraus für die Laus ein zu Haus ...

... lass es fliegen im Wind, drin spielen ein Kind, mach daraus für die Laus ein zu Haus ...

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Edna Mo

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