4. November 2014
Das letzte Mal hat Petr Heber im Oktober seine unvergleichlichen Assemblagen in Düsseldorf ausgestellt. Danach ist der Meisterbastler in die schiere Unerreichbarkeit seiner böhmischen Heimat verschwunden und wird dort im Stillen und möglicherweise unbemerkt von der westlichen Welt sein wunderbares Werk weiterschaffen.
Das ist schade. Seine Holz- und Metallskulpturen sind nicht nur die Reinkarnation des Upcycling-Gedankens, die den vergessenen Dingen, die er irgendwo „aufstöbert“, neues Leben einhaucht. Denn sie sind außerdem handwerklich großartig umgesetzt. Der Mann biegt und bearbeitet Holz mit grobem Werkzeug. Er fräst und schweißt Metall. Er montiert, schraubt, beizt und bedruckt. Alle Exponate sind Ausdruck (s)einer bärigen, hemdsärmeligen, maskulinen Kraft, von Muskeln und Schweiß. Und dann kommt da noch dieses Schmunzeln, diese herrliche Respektlosigkeit, diese freche Einstellung, Dinge in einem neuen Zusammenhang zu betrachten. Das funktioniert wie der Pottersche Zauberspruch „Ridiculus“, bei dem der böse, große Spinnengeist plötzlich Rollschuhe verpasst bekommt und seine Beine sich verheddern. Und das macht Petr mit seinen Fundstücken wohl ganz genau so.
Deswegen nutze ich kurz vor dem Abbau die Gelegenheit für einen letzten Besuch und Fotos der aktuellen Exponate. Das Schöne bei den Hebers ist ihre Langzeitwirkung. Beim ersten Blick sieht man noch einen Türgriff, eine Latte mit Loch, ein Stück Tischbein. Beim zweiten Blick schmunzelt man. Wenn man geht, nimmt man dieses Detail im Kopf mit. Und das arbeitet dann irgendwie im Hinterkopf vor sich hin. Und wird plötzlich zu einem Bild oder Abbild eines Gedankens, den man schon lange im Kopf hat.
So ging es mir mit einigen Exponaten. Ich habe sie lange betrachtet, befühlt, berochen und angefasst. Ganz kann ich sie nicht gehen lassen. Dafür steckt zu viel von mir in diesen Dingen. Ich möchte mich erinnern und nutze diesen Eintrag für eine persönliche Retrospektive. Die darunter stehenden Titel, sofern gesetzt, sind daher auch meine eigenen.
Adieu, lieber Petr!