Was die Küche hergibt: Silikonformen

Unsereins zaubert sich in Sachen Silikonformen ja mächtig einen zurecht. Den geneigten Harzneuling mag das abschrecken, und Recht hat er. Für den Anfang geht es auch einfacher. Und da ich im Laufe der Zeit einige Exemplare angesammelt habe, widme ich der gemeinen Silikonform, wie sie in Haus, Hof und Küche Verwendung findet, heute eine eigene Stellungnahme.

Kann man damit harzen? Welche Ergebnisse sind zu erwarten? sind die Fragen denen ich heute mit guten Beispiel voran und auf den Grund gehen.

(M)eine Auswahl an im Handel erhältlichen Silikonformen: kleine Kuchen- oder Pralinenformen und Eiswürfelformen.

Bevor jetzt überall die Backabteilungen geplündert und erbeutete Formen munter eingeharzt werden, erhebe ich aus der Ferne kurz meinen wissenden Zeigefinger. Silikon ist nicht gleich Silikon. Weil es per se so festgelegt ist, dass Harz aus Silikon leicht auszulösen ist, mag man das für alle silikonähnlichen Stoffe gern verallgemeinern. Erste Tests mit kleinen Mengen werden empfohlen, denn es kann folgendes passieren:

- das Harz löst sich brutal schwer aus der Form. Am Ende wird man die Silikonform zerreißen, um an den Gießling zu kommen (weil es das ist, der magische Moment, den alle Harzer aufs neue herbeisehnen, das AUSLÖSEN......ah, pure Magie, wenn es denn funktioniert. Sonst totaler Frust.)

- das Harz greift das Silikon an. Das geht ungefähr fünf- bis sechsmal gut und beim siebten Mal ist es vorbei, dann haben sich Gießling und Form aneinandergefressen. Das erkennt man daran, dass die Form auf der Innenseite milchig und fest wird und bei zunehmender Benutzung schwer ablösbar ist und am Rand anfängt einzureißen.

Und was kann im besten Fall passieren? Die Form ist nicht nur super im Ablösen sondern auch innen hochglänzend. Das verspricht glatte und sogar hochglänzende Gießlinge auf der Unterseite (der späteren Vorderseite).

Tipps für den Silikonformkauf:

- nicht zu kostspielig, es besteht eine 50 : 50 Chance, dass es nicht klappt

- je verrückter, desto besser

- Material sollte sehr weich sein und die Form sollte sich komplett umstülpen lassen

- hochglänzende Innenflächen bevorzugen.

Silikonformauswahl: Rot - Robotereiswürfel, Braun - Muffin, Farblos - Kugel-Eiswürfel, Pink - Mini-Kuchen.

Silikonformauswahl: Rot - Robotereiswürfel, Braun - Muffin, Farblos - Kugel-Eiswürfel, Pink - Mini-Kuchen.

Meine Ausbeute im Check

Roboter-Eiswürfelform

Material: nicht wirklich weich, eher fest. Innen matt. Dafür superdrollige Form, muss man zur Berücksichtigung des Verrücktheitsfaktors einfach ausprobieren.

Mit Gips habe ich den schon ausgegossen, da sind immer die Hände, äh, Greifer abgebrochen.

Idee fürs Harzen: die Frontelemente farblich absetzen, den Korpus unifarben giessen. Wenn's klappt: klasse Schlüsselanhänger.

Kugel-Eiswürfelform

Dünnes, festes Material. Durch die dünne Wandstäke lässt sich die Form aber ausstülpen. Könnte innen glatt sein (schwer reinzukucken) - allerdings Riesenformen. What the hell soll man mit solchen Riesenklunkern anfangen?

Idee fürs Harzen: als Kunstgriff werde ich jeweils nur ein Drittel des Volumens gießen, das jeweils zweimal und die zwei halben dann zu einer abgeflachten ganzen Perle zusammensetzen.

Kleine Muffin-Formen

Seife habe ich damit gemacht, für Schmuckteile sind mir die Taler fast zu groß. Aber: weich, austülppbar und vor allem innen glänzend. Allerdings: durch die Seifenlauge haben sich matte Stellen ergeben. Da muss der Praxistest zeigen, wie gravierend der Glanz beeinträchtigt wird.

Mini-Kuchen-Formen

Diese Form ist ganz neu und war auch der Auslöser, den Silikonbestand auf seine Harztauglichkeit zu testen. Die machen einen super Eindruck: weich, ausstülpbar und glänzend. Ansatz zum Harzen: Ich werde auf einer schiefen Ebene arbeiten, so dass sich auf der Sichtseite dünne Streifen ergeben. Technischer Ansatz: Resteverwertung. Ich werde vorrangig die kleinen Restmengen verarbeiten, die am Ende irgendwie übrigbleiben, und wenn es nur drei Tröpfchen sind. Daraus ergibt sich ein wilder Farbmix, der spannend sei kann.

Also hinein ins experimentelle Farbfieber!

Schiefe Ebene für die kleinen Talerformen. Und die erste Schicht.
Schiefe Ebene für die kleinen Talerformen. Und die erste Schicht.

Schiefe Ebene für die kleinen Talerformen. Und die erste Schicht.

Die schiefe Ebene wird nach jedem Gießdurchgang etwas abgesenkt.

Pro Gießdurchgang werden sechs bis zehn Tropfen, auch verschieden farbig, eingetropft. Dabei entstehen Farbschlieren, aber auch Farbkanten im Wechsel. Da die Talerformen klein sind und jeweils nur winzige Mengen Harz pro Taler zum Einsatz kommen, breite ich mich langsam auch auf die anderen Formen aus.

Dritter und vierter Gießdurchgang.
Dritter und vierter Gießdurchgang.

Dritter und vierter Gießdurchgang.

Absenken zwischendurch nicht vergessen. Letzte Farbschicht, darauf klares Harz für eine gleichmäßige Dicke der Gießlinge.

Absenken zwischendurch nicht vergessen. Letzte Farbschicht, darauf klares Harz für eine gleichmäßige Dicke der Gießlinge.

Eins muss ich direkt mal loswerden: welcher Geisteskranke entscheidet denn bitte schön über die Farben von diesen Silikonformen? Die Muffinformen sind kackebraun - das ist ganz schön schwer, irgend eine transparente Farbe zu beurteilen, die man da milimeterdünn draufharzt.

Ähnliches gilt für das Pink: die Grundfarbe lenkt fürchterlich ab (mich zumindest), und ich muss mich doch sehr zusammenreißen, die Farbe nicht als Teil des Gießlings wahrzunehmen.

Roter Roboter: die erste Schicht Harz ist natürlich rot. Kamera ist außerstande, auf irgend etwas scharf zu stellen. Ab der zweiten Schicht (schwarz) klappt es allerdings prima mit der Dokumentation.

Beim Robo wurden die ersten zwei Farb-Durchgänge rot und schwarz ausgehärtet. Danach wurde nass-in-nass mit grauem, beigem und farblosem Harz gearbeitet, um einen "Used-Look" zu erzielen.
Beim Robo wurden die ersten zwei Farb-Durchgänge rot und schwarz ausgehärtet. Danach wurde nass-in-nass mit grauem, beigem und farblosem Harz gearbeitet, um einen "Used-Look" zu erzielen.
Beim Robo wurden die ersten zwei Farb-Durchgänge rot und schwarz ausgehärtet. Danach wurde nass-in-nass mit grauem, beigem und farblosem Harz gearbeitet, um einen "Used-Look" zu erzielen.
Beim Robo wurden die ersten zwei Farb-Durchgänge rot und schwarz ausgehärtet. Danach wurde nass-in-nass mit grauem, beigem und farblosem Harz gearbeitet, um einen "Used-Look" zu erzielen.

Beim Robo wurden die ersten zwei Farb-Durchgänge rot und schwarz ausgehärtet. Danach wurde nass-in-nass mit grauem, beigem und farblosem Harz gearbeitet, um einen "Used-Look" zu erzielen.

Da Lob ich mir die dicken Eiswürfel. Praktischerweise kann man durch die dünne und transparente Form zumindest von unten sehen, was man da oben eigentlich zusammenmischt.

Tipp für den Silikonformkauf:

- falls vorhanden, vom gleichen Modell die neutralere Farbe kaufen. Dein geschundenes Auge dankt es dir!

Damit man überhaupt etwas erkennen kann: die Kugel-Silikonform nach den zweiten Gießdurchgang von unten fotografiert.

Damit man überhaupt etwas erkennen kann: die Kugel-Silikonform nach den zweiten Gießdurchgang von unten fotografiert.

Bei den großen Talern muss man sehr dünn bleiben, damit das finale Stück noch einen Anflug von Eleganz hat. Also gibt es keine schiefe Ebene, sondern nur einen zwei bis drei Millimeter dünnen Gießling. Es sollen marmorierte Taler werden, die in einer Sitzung mit vier verschiedenen Farben nass-in-nass gegossen werden.

Fake-Horn Taler direkt nach dem Gießen und am nächsten Tag.
Fake-Horn Taler direkt nach dem Gießen und am nächsten Tag.

Fake-Horn Taler direkt nach dem Gießen und am nächsten Tag.

Die Ergebnisse

außer der klaren Silikonform für "Kugel-Eiswürfel" haben sich alle Silikonformen im Praxistest bewährt.

Erstere hat sich beim Auslösen als absolut hartnäckig erwiesen, so dass ich mir beim minutenlangen Abziehen der dünnen Silikonschicht zwar nicht die Form zerrissen, aber zumindest den Daumen gestaucht habe. Erschwerend kommt hinzu, dass die Farbschichten nicht so richtig ansprechend geraten sind. Mag an der Farbwahl, aber in Kombination auch an der Form liegen. Von den beiden Mankos abgesehen waren die Gießlinge hochglänzend und die Kanten wunderbar.

Wenig spektakulär, aber technisch OK.

Wenig spektakulär, aber technisch OK.

Die marmorierten Taler sind prima geworden, ließen sich gut auslösen und waren hochglänzend. Hätte Edna Mo Spielkind nicht unbedingt vorher Seife in der Silikonform reifen lassen, wären die Gießlinge auch makellos. So haben sich die durch Lauge bedingten matten Stellen ebenso in der Oberfläche der Gliesslinge abgedrückt.

Tipp für die Silikonbenutzung:

- wurde die Silikonform für einen Zweck benutzt, sollte man dabei auch dringend bleiben.

Ober- und Unterseite der marmorierten Taler. In der unteren Ansicht kann man vage die matten Aussetzer erkennen.
Ober- und Unterseite der marmorierten Taler. In der unteren Ansicht kann man vage die matten Aussetzer erkennen.
Ober- und Unterseite der marmorierten Taler. In der unteren Ansicht kann man vage die matten Aussetzer erkennen.

Ober- und Unterseite der marmorierten Taler. In der unteren Ansicht kann man vage die matten Aussetzer erkennen.

Sehr reizend ist der Roboter aus der roten Eiswürfelform geworden.

Zwar nicht glänzend, da die Form auf der Innenseite matt ist, ließ er sich trotz komplexer Hinterschneidungen erstaunlich problemlos auslösen und ist mit seinem frechen Grinsen einfach zum Wegschleppen knuddelig

Für Eiswürfel viel zu schade. Man möchte am Liebsten eine ganze Truppe in verschiedenen Farben machen.

Für Eiswürfel viel zu schade. Man möchte am Liebsten eine ganze Truppe in verschiedenen Farben machen.

Ausgezeichnet sind die Taler und Herzen aus der rosa kleine-Kuchen-Silikonform geworden.

Merkwürdigerweise die Herzen sogar noch spannender als die Taler. Die Silikonform ist makellos (brandneu!) und besticht auf der Unterseite durch eine gleichmäßige und hochglänzende Oberfläche. Auslösen war ebenfalls gar kein Problem. Obwohl ich aufgrund der schlichten Formgebung wenig erwartet habe, bin ich doch positiv überrascht, wie gut die „Resteverwertung-Gießtechnik“ geworden ist und wie schön die eigentliche Gießform damit aufgewertet wurde.

Bei den Herzen habe ich noch mehr nass-in-nass gearbeitet, die entstandenen Farbschlieren wirken irgendwie räumlich, als hätte man eine surrealistische Landschaft vor sich.

Meine Empfehlung für alle Gießneulinge: erst mal sehen, was die Küche hergibt. Mit den Silikonformen, die es in Kruscht- und Ramschläden oft auch schon für kleines Geld für den Backbedarf zu kaufen gibt, kann man richtig toll Ergebnisse zaubern.

Prädikat: Unbedingt ausprobieren.

Unterseite und makelloser Hochglanz bei den Mini-Kuchen-Formen.
Unterseite und makelloser Hochglanz bei den Mini-Kuchen-Formen.

Unterseite und makelloser Hochglanz bei den Mini-Kuchen-Formen.

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Edna Mo

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R
hallo, ich wäre überglücklich zu erfahren, wo man die bombensicheren formen kaufen kann, wo die teile glänzend und leicht rauskommen? <br /> danke 1000mal für den tip. ich hab schon überall den "formenblick". <br /> gruß Rita
Antworten
E
Jep, zwischenzeitlich habe ich damit auch gute Erfahrungen gemacht. Dank Dir, Peter, für den Hinweis!<br /> Herzlich grüßt Dich Edna Mo
P
wenn du viel zeit hast auf die lieferung zu warten kann ich aliexpress empfehlen :)
E
Hallo Rita,<br /> kuck mal überall da, wo man Küchenbedarf bekommt. Wahlweise im Kaufhaus, oder auch bei so Schnick-Schnack-Ketten wie Butlers, Xenos oder auch Strauß (Da habe ich mal eine ganz schöne Form gejagt: http://www.ednamo.com/2015/03/kauf-tipp-silikonform.html). Sogar bei Aldi gabs mal Pralinenförmchen, zur Weihnachtszeit. Echt anfassen hilft natürlich, um den Glanzeffekt auf der Innenseite gut beurteilen zu können. <br /> Aber auch das Internet ist voll! Unter dem Google-Stichwort Silikon-Backform oder Silikon-Pralinenform findet man jede Menge schicker Vorlagen. Bei Pralinenformen sind die Förmchem etwas kleiner und die Wahrscheinlichkeit auf Glanz größer (weil die Schokolade ja makellos aussehen soll), daher würde ich damit anfangen. Du wirst sehen, es gibt da draußen noch deutlich interessantere Formen, als ich sie im Einsatz habe. Taler und Herzen gehören zum Standard, aber Schiffchen, Kuben und Rauten sind auch schon sehr verbreitet (ich habe eben selber gegoogelt und hatte direkt Lust, Formen zu bestellen. Das Angebot ist ja zwischenzeitlich ein Traum.) Und einfach zum Auslösen sind die Pralinenformen in der Regel alle.<br /> Die rosafarbene Taler- und Herzchenform habe ich geschenkt bekommen, da habe ich keine genaue Quelle, aber sie stammt auch aus einem Küchenladen.<br /> <br /> Ich hoffe, ich konnte weiterhelfen. Viel Erfolg beim Recherchieren und deinen Ergebnissen!<br /> Liebe Grüße <br /> Edna<br /> <br /> PS weil diese Silikonformen eher dünnwandig sind, neigen sie zu kleinen Rissen, wenn scharfkantiges Silikon ausgelöst wird. Daher: Vorsicht beim Rausfummeln. Und: wahrscheinlich halten die Dinger nicht ewig.