21. Dezember 2015
Weiter gehts es heute mit Teil II mit den sachdienlichen Hinweisen zur Herstellung einer eigenen Silikonform für die Herstellung von Objekten aus Gussmasse.
Meine Objekte, die diesmal mit Silikon abgeformt werden sollen, sind Kieselsteine. Die dienen nicht für Schmuck, sondern gehören zu meinem Möbelknauf-Projekt. Die späteren Giessharz-Repliken werden also zu Schubladengriffen und Schranktürhaltern weiter verarbeitet.
Meine ersten Kieselstein-Giesslinge hatten eine matte Oberfläche. Knäufe mit Glanz sind aber viel schöner, so dass neue Silikonformen von Nöten sind, die diese Eigenschaft wiedergeben sollen.
Jetzt sind Kieselsteine aber per se nicht glänzend und meistens auch ziemlich zerfurcht und verkratzt. Insofern wurden die Original-Kiesel im Vorfeld bearbeitet, um den gewünschten Effekt einer gleichmäßigen und hochglänzenden Oberfläche mitzubringen.
Die Oberfläche der Naturkiesel habe ich in meinem Fall so verändert:
Im ersten Schritt werden die Kieselsteine in eine dünne Schicht ofenhärtende Modelliermasse eingewickelt und nach Vorschrift gebacken. Dadurch ergeben sich die lustigen Farben meiner Urformen, aber hauptsächlich werden dadurch die Kratzer und Furchen ausgeglichen.
Im zweiten Schritt habe ich die ummantelten Kieselsteine mit glänzendem Sprühlack lackiert. Dafür wurden die Kieselsteine auf kleine Knetsockel aufgebockt, um möglichst viel Oberfläche erreichen zu können.
Nach dem Trocknen wurden die Kiesel gewendet und wieder eingesprüht. Ich habe ungefähr 5 bis 7 Sprühgänge benötigt, um die Kiesel rundum tropfenfrei und hochglänzend zu bekommen.
Jetzt geht es um Silikontechnik. Bei Objekten, die oben und unten dünn und in der Mitte dick sind, spricht man von "Formen mit Hinterschneidungen".
Bei solchen Formen gibt es verschiedene Ansätze für die Herstellung eines Silikon-Negativs: beispielsweise kann man eine mehrteilige Silikonform aus hartem Silikon machen oder eine einteilige Form aus weichem Silikon.
Bei den mehrteiligen Silikonformen habe ich bisher keinen großen Erfolg gehabt. Mag daran liegen, dass meine zu duplizierenden Objekte meist sehr klein sind und die Nachbearbeitung daher mühselig. Nach vielen Misserfolgen habe ich mich für die einteilige Version entschieden und lebe damit, dass meine Lieblingsformen regelmäßig ersetzt werden müssen.
Einteilige Form bedeutet auch: die Form ist größer als das Loch, durch das sie aus der Form geholt wird. Das muss man sich so ähnlich wie bei einer Geburt vorstellen - da wird ein Baby auch durch einen Kanal rausgequetscht, der dafür eigentlich nur bedingt ausgelegt ist.
Um den ausgehärteten Giesßling aus dem Silikon rauszuquetschen, wählt man weiches Silikon mit Shore-Härte 10 - 15. Das weiche Silikon ist extrem dehnbar und reißt nicht ein, auch wenn man sehr große Dinge durch eine sehr kleine Öffnung presst.
Nachteil des weichen Silikons: die Formen sind nicht so langlebig und werden durch die Harze tendenziell angegriffen. Auf Dauer verlieren sie die Oberflächeneigenschaften oder - im schlimmsten Fall - verbinden sich inniglich mit dem Giessharz, so dass sowohl Silikonform wie auch Giessling "verloren" sind. Daher sollte man seine "Urformen" (in meinem Fall die Kieselsteine) also aufheben um gegebenenfalls eine zweite Silikonform machen zu können.
In diesem Fall hatte ich Glück: eine Verpackungsbox für Wattestäbchen ist ideal groß, um als Gießkasten zu dienen. Wie schon im ersten Post zur Herstellung einer einfachen Silikonform beschrieben, werden die Kieselsteine mit Doppelklebeband am Boden der Box befestigt. Da in der Verpackung merkwürdigerweise Locher im Boden waren, habe ich diese zusätzlich vorab noch mit Malerkrepp verschlossen.
Kieselsteine sind nicht gleichmäßig rund. Daher habe ich jeweils eine flache Stelle ausgesucht, um den Kiestelstein auf dem Tape festzudrücken. Wichtig ist, dass die Steine auf jeden Fall am Boden haften bleiben. Durch Rütteln und Schubsen kann man die Festigkeit überprüfen.
Zwischen den ausladensten Stellen der Steine und zum Rand hin sollte 7 - 10 mm Abstand eingehalten werden.
Ein Stein wollte partout nicht aufrecht bleiben. Ich wollte aber unbedingt diesen Stein mit der Wölbung nach oben abformen. Da hilft nur eins: einen kleinen Abstandhalter aus Draht bauen, der am Rand eingehängt wird. So wird verhindert, dass der Stein auf die Seite kippt und an der Seitenwand aufliegt.
Durch diesen Abstandhalter kann die Silikonform jedoch nicht in einem Guss angefertigt werden. Das ist nicht optimal, aber kein Beinbruch.
Wenn zwischen der ersten und der zweiten Schicht viel Zeit vergeht, kann im schlimmsten Fall dort eine Trennschicht entstehen. Staub und Flusen, die sich auf der Oberfläche ablagern verhindern, dass die nachfolgende Schicht sich mit der ersten Schicht Silikon verbindet. Die Folge davon: Die Silikonform trennt sich an dieser Stelle meist recht überraschend und oft im ungünstigsten Augenblick. Mir ist das bei einer Form für Armreifen einmal passiert. Die Form ließ sich nicht mehr optimal zusammensetzen und war damit für die Katz. Seitdem lasse ich maximal 24 Stunden zwischen den Schichten verstreichen.
Zur Thematik des Anmischens von Silikon und des Entlüftens von Luftblasen verweise ich an dieser Stelle noch mal auf den ersten Teil des Tutoials. Da der Abstandhalter nur lose eingehängt ist, verfahre ich hier äußerst vorsichtig. Auch bei nur ganz punktuell befestigten Objekten geht Sicherheit vor, da puste ich mir lieber die Lunge aus dem Leib als diese minimale Befestigung durch rabiates Rütteln zu lösen. Wer hat, sollte in solchen Fällen die Vakuumkammer einsetzen
Bei den Kieselsteinen geht es so weiter: Man giesst das angemischte Silikon nur so hoch ein, dass man unterhalb des Abstandshalters bleibt und lässt das Ergebnis so aushärten. Am nächsten Tag ist durch die erste Schicht festes Silikon der Abstandhalter überflüssig, der Stein bleibt aufrecht. Man entfernt den Draht und kann nun mit Silikon auffüllen, bis die gewünschte Materialdicke erreicht ist.
Nah dem Aushärten kommt das Auslösen. Bei einer Verpackung aus Kunststoff muss man die Verpackung dafür meistens nicht zerstören. Man löst durch wegdrücken die Innenseiten der Verpackung vom Silikon. Um den Klotz nun aus der Verpackung rauszukriegen, helfen die Löcher, die im Boden der Verpackung (schon herstellerseitig nur für diesen Zweck) angebrachten Löcher. Mit einem Esstäbchen, das ganz flach eingesteckt wird und etwas rütteln löst sich das Silikon vom Boden ab und der Silikonklotz kann rausgeholt werden.
Durch die Auflagepunkte der Kieselsteine haben sich automatisch Gießöffnungen ergeben.
Durch diese quetscht man jetzt (immer vorsichtig) die dicken Kiselsteine raus. Durch Druck von unten auf den Boden der Form kommen die Steine fast alleine aus der Form gehüpft.
Die Silikonränder sind an den Öffnungen meist sehr dünn und würden mit der Zeit einreißen. Daher schneide ich mit der Nagelschere die dünnen Fransen Silikon ab, bis die Ränder etwa 1 mm dick sind.
Die eigentliche Form ist jetzt im Silikon verborgen und von oben kaum mehr einsehbar. Das ist schon das einzige Problem bei einteiligen Formen.
Damit ihr euch jetzt vorstellen könnt, warum man in aller Welt denn jetzt unbedingt eine Silikonform für Kieslesteine braucht, zeige ich euch, wie die zweiten Prototypen der Möbelknäufe aussehen, die daraus entstanden sind.
Die Silikonform wird im ersten Schritt mit klarem Harz gefüllt, in das direkt flüssige Harzfarbe eingetropft wird. Dadurch entstehen klare Halb-Kieselsteine, in denen transparente Farbschlieren "gefangen" sind. Dies lässt man aushärten.
Im zweiten Schritt wird Harz mit weißen Pigmenten opak eingefärbt und aufgegossen. Für etwas mehr Farbeffekt wird ebenfalls transparente Harzfarbe auf das noch flüssige Harz aufgetropft.
Die Sockel der Steine werden dadurch weiß mit zusätzlichen Farbrändern. Den undurchsichtigen Sockel benötigt man, um die Schrauben für die Befestigung unbemerkt einsetzen zu können.
Wie man sehen kann, sind die Gießlinge ganz ulkig geformte Knubbel mit schön glänzender Oberfläche geworden.
Die Giessöffnung wird mit der Fräse begradigt. Dann werden mit der zylindrischen Fräse Löcher in die Rückseiten der Kiesel gesetzt. Sie sollen groß genug sein, um darin die Schraubenköpfe zu versenken. Mit zwei-Komponenten-Kleber werden die Schraubenköpfe in den Löcher fixiert. Für diesen Arbeitsschritt kommen wieder die Knetsockel zum Einsatz. So rollen die Kiesel nicht weg und man kann durch Hin-und-Herdrücken den Kiesel ganz gut ins Wasser legen ausrichten.
Am unteren Foto kann man sehr gut die beiden unterschiedlichen Farbschichten erkennen.
Und so sehen beispielsweise die fertig konfektionierte Kieselstein-Möbelknäufe aus! Jetzt fehlt mir nur noch ein Schrank zum Dranschrauben!
Es grüßt euch herzlich
Edna Mo