30. Mai 2017
Weiter geht es heute mit dem zweiten Teil der Modellieranleitung für witzige Möbelgriffe aus Kaltporzellan. Superb für Menschen wie mich, die sich gerne mal händisch an einem Klumpen Knete austoben möchten, um daraus etwas freches und gleichzeitig funktionales zu zaubern.
Im ersten Teil der auf insgesamt drei Kapitel angelegten Möbelknopfstory bin ich in der Formensprache noch etwas zurückhaltend gewesen und habe das Material noch einigermaßen vorsichtig erschlossen. Die heute gezeigten Möbelgriffe basieren auf einem ähnlichen Prinzip: zunächst wird ein Korpus erstellt und dieser nach dem Trocknen dekoriert. Nach den Knübbelchen haben heute Knetschnüre ihren magischen Auftritt und irgendwie sind daraus Möbelgriffe geworden, die an verschnörkelte Pralinés erinnern.
Schwierigkeitsgrad: einfach
Zeitaufwand für vier Knöpfe: Tag 1 = 30 Minuten, Tag 2 = 80 Minuten
Kreativpotential: hoch!
*Das gekennzeichnete Material wurde mir von der französischen Firma Colles et Couleurs Cléopatre bedingungslos zur Verfügung gestellt. Bei Interesse an deutschen Vertriebswegen schreib mich gerne per Mail an.
Ergonomisch ideal sind Möbelgriffe, die man mit der Hand umschließen oder mit Fingerspitzen hintergreifen kann. Daher starten die Pralinen-Griffe mit zwei neuen Grundkörper-Formen.
Form eins: der Zapfen
Du bereitest die Modelliermasse vor, wie im ersten Teil der Anleitung beschrieben. Du benötigst ca. ein Drittel einer Packung WePAM für einen Zapfengriff.
Aus der Kugel wird durch Rollen zwischen den beiden Handflächen eine zylindrische Form.
Diese wird oben und unten mit den Fingerspitzen etwas gestaucht.
Die Schraube wird mit Draht am Kopf umwickelt und seitlich in den Zylinder gedrückt und die Nahtstelle mit Modellierwerkzeug wieder zugezogen. Das ganze wird noch etwas in Form gedrückt und darf über Nacht trocknen.
Zum Trocknen empfiehlt es sich, den Griff abzustützen oder aufrecht stehend zu positionieren. So verhindert man, dass die Schraube schief eintrocknet.
Form zwei: der Kegel
Aus der Kugel-Grundform wird durch Aufdrücken auf eine Glasscheibe und hochzupfen des dir zugeneigten Teils ein Kegel modelliert. Durch rundum seitliches Drücken wird die Außenform gleichmäßig.
In den hochmodellierten "Zipfel" wird der Schraubenkopf eingedrückt und die Nahtstelle durch Verstreichen mit Modellierwerkezeug wieder verschlossen.
Durch seitliches Abheben wird der vorbereitete Kegel von der Glasscheibe abgelöst und wieder in Form gedrückt. So sieht der Griff dann von der Seite und von vorne aus.
Der Kegel wird auch (gestützt) über Nacht zum Trocknen gelegt.
Knetwürstchen machen klingt einfach. Ist es auch. Wenn man zweimal verkrumpelte Stränge ausgerollt hat, hat man beim Dritten Mal den Dreh garantiert raus.
Dafür wird die Glasscheibe gereinigt (am besten mit einem weißen Tuch abreiben, sonst hat man lustig farbige Fusseln in seinen Schnüren).
Aus einer kleinen Kugel wird durch Ausrollen in der Handfläche ein länglicher Strang.
Dieser wird durch gleichmäßiges Ausrollen auf der Glasscheibe ohne großen Druck zu einer dünnen Knetschnur. Ideal ist es, wenn man die Fingerspitzen beim Ausrollen langsam spreizt und wieder zusammenführt.
Für die Pralinendekoration benötigt man Stränge, die zwischen 10 und 20 cm lang sind.
Die Oberfläche des vorbereiteten Griffs wird mit Cleocol oder Holzleim eingerieben. Das der Leim schnell trocknet, empfiehlt es sich, immer partienweise vorzugehen oder regelmäßig nachzuleimen.
Und keine Bange: der milchige Leim trocknet unsichtbar auf!
Ein dünn ausgerollter Strang wird in einem Schnörkel auf die geleimte Oberfläche gelegt. Er haftet sofort an, lässt sich aber noch rund ein bis zwei Minuten verschieben, solange der Leim noch nicht gehärtet ist.
Der Kniff bei dem Dekor ist, dass das schnörkelige Muster fortlaufend um den Knopf und über die Kanten hinaus fortgeführt wird. Im Fall des kegelförmigen Griffs laufen die Enden der Knetschnüre auf die Unterseite weiter.
Mit Abstand zur ersten Schnur werden weitere Knetschnüre aufgelegt, die dem ursprünglichen Muster folgen.
Die Knetschnüre starten und enden jeweils auf der Unterseite des Griffs. Überstehendes Material wird mit dem Cutter abgeschnitten.
Während des Auflegens kann man den Griff hervorragend an der Schraube festhalten. Die Knetstränge sollten nicht angedrückt werden.
Mit der Spitze des Modellierwerkzeugs werden die Abstände der Knetstränge nachjustiert.
um das Dekor nicht zu zerdrücken werden die Griffe möglichst aufrecht stehend über Nacht getrocknet.
Da die Modelliermasse WePAM lufthärtend ist, wird sie durch Wasser und Feuchtigkeit wieder weich (zumindest oberflächlich). Um die Knöpfe für einen langen und glücklichen Gebrauch wasserfest zu fixieren, werden sie mit dem Lack Vernis Glassifikateur behandelt.
Bitte den Lack jeweils mit einer halben Stunde Abstand zweimal dünn mit dem Pinsel auftragen. Das gibt zusätzlich einen traumschönen Hochglanz.
Dieser Lack beruht auf Wasserbasis, verschließt aber die Oberfläche der Modellliermasse und sorgt für eine Versiegelung. So bleiben auch die weißen Elemente der Modelliermasse schön weiß.
Damit die Knöpfe eine ordentliche Auflagefläche haben, werden sie mit einer Unterlegscheibe ausgestattet.
Im dritten und letzten Teil der Griffe-Saga wird endlich mal so richtig modelliert. Du darfst also gespannt sein, wie man dieses Thema weiter und immer noch weiter interpretieren kann. Und ich hoffe, dass die Idee Dich zu eigenen Modellieraktivitäten inspiriert. Denn es geht nicht um Perfektion, sondern um den Spaß an ungewöhnlichen Formen und Erscheinungen.
Uns so schön sehen die Griffe beispielsweise an einem Schubladenschränkchen aus!
Diesen Beitrag verlinke ich nur zu gern beim Creadienstag und bei der Handmadekultur.
Lass es Dir griffig und geschnörkelt gut ergehen.
Viele Grüße sendet Dir
Edna Mo