15. August 2017
Polyester - Nein Danke! Als Ab-und-zu-Näherin vermeidet man diese Stoffe für die Herstellung von Kleidung wegen Schwitzgefahr und Geruchsbildung meistens, trotzdem sammelt sich unweigerlich der eine oder andere Schnipsel davon in der Stoffkiste an.
Da ich einmal in den glücklichen Umstand kam, in den Besitz eines Umzugskarton voller abgelegter Herrenkrawatten bevorzugt aus den 70er-Jahren zu gelangen, sitze ich auf einem großen Berg wunderschön(?) gemusteter Polyesterstöffchen, jedes gerade groß genug, um einen Bikini für kleinwüchsige Spanierinnen daraus zu schneidern.
Man kann daraus Beispielsweise Schlüsselbänder herstellen, oder aber die Eigenschaften des Materials für eine andere Upcycling-Idee einsetzen, nämlich die Herstellung von Stoffblüten.
Wunderschön als Brosche am Revers oder der Hutkrempe, aber auch geeignet als Armband, oder einer anderen Deko.
Die Eigenschaft von Polyester, in der Nähe einer offenen Flamme spontan zu schmelzen, ist für die Herstellung von Stoffblüten Voraussetzung. Durch den Schmelzvorgang wird der Stoff direkt versäubert, so dass er nicht ausfranst, gleichzeitig wölbt sich der Stoff etwas (je dünner der Stoff desto markanter die Wölbung).
Da ich meinen Shop-Kunden meist eine Kleinigkeit mit in das Päckchen lege, resultierte aus dem kleinen Blüten-Goodie einmal doch tatsächlich ein Auftrag für eine Massenbestellung. Glücklicherweise habe ich einfach mitfotografiert, so dass auch Du heute in den Genuss dieser schönen Upcycling-Idee kommst.
Damit Polyester-Stoffe aus ihrem tristen und verschmähten Dasein befreit werden und ein Leben voller Aufmerksamkeit und Komplimente führen!
(Du weißt nicht, ob Du einen Polyester-Stoff vor Dir hast?
Dann halte den Stoffrand kurz in eine Feuerzeugflamme. Polyester schmilzt mit einem schwarzen Rückstand. Andere Stoffe wie Seide und Viskose brennen mit offener Flamme und Aschebildung, schmelzen aber nicht, und sind daher für diese Upcycling-Idee ungeeignet).
Anleitung
Aus den Stoffen werden Kreise oder kreisähnliche Stücke in wenigstens 5 verschiedenen Größe ausgeschnitten.
Bitte nicht auf einen exakten Rand achten, das erledigt das Schmelzen von ganz alleine.
Der größte Kreis sollte einen Durchmesser von rund 10 - 12 cm haben, der kleinste 4 - 5 cm.
Damit die Blüten einen festen Sockel haben, werden aus Filz (Leder geht auch) etwas kleinere Kreise grob ausgeschnitten.
Jetzt kommt der einzige Arbeitsschritt, der etwas zeit in Anspruch nimmt: die geschnittenen Poyesterkreise werden mithilfe einer Flamme versäubert.
Das geht am besten mit einer brennende Kerze mit festem Stand. Die Stoffstückchen werden am Rand gepackt und der gegenüberliegende Rand an die Flamme gehalten. Dabei drehen, bis der Rand rundum eine dunkle Schmelzkante aufweist.
ACHTUNG BRANDGEFAHR: wenn Du merkst, dass dein Stoffstück zu brennen anfängt, sofort von der Flamme wegziehen und löschen (Flamme ausdrücken).
Da es an den Fingerkuppen auch mit der Zeit etwas heiß wird, sollte man öfter eine Pause einlegen.
Insgesamt auf eine aufgeräumte, brandfeste Arbeitsunterlage achten, Haare zurückbinden und Schal ablegen. Man hängt mit den Kopf recht dicht an der Flamme, bitte sämtliche Vorsichtsmaßnahmen zur Brandvermeidung berücksichtigen.
Nach dem Flämmen werden die gewölbten Stoffstückchen in eine farblich passende Anordnung sortiert.
Pro Blüte werden 8 - 10 Stofflagen benötigt.
Zuunterst wird ein großen "Blütenblatt" gelegt, und darauf immer kleiner werdende "Blütenblätter.
Dabei werden die einzelnen Stofflagen etwas gegeneinander verschoben, so dass die Stoffblüte unregelmäßig und organisch wirkt.
Ist die ideale Anordnung gefunden, wird die Blüte mittig mit einer Stecknadel auf einem Filzstück bis zur weiteren Verarbeitung fixiert.
So kann man sich das Ergebnis schon einmal anschauen und überlegen, welche Glasperlen sich farblich zum Vernähen eignen.
Mit einem doppelt gelegten Faden wird die Stoffblume nun von Hand zusammen genäht.
Man startet von unten in der Mitte der Blüte und fädelt von vorne jeweils eine Glasperle auf. Dann wird die Nadel wieder durch den Stoff gestochen und zurück auf die Unterseite geführt.
Insgesamt näht man einen kleinen Kreis mit rund 10 Stichen, so dass die Blütenblätter alle miteinander vernäht werden.
Zum Schluß wird der Faden auf der Rückseite mit mehreren Doppelknoten gesichert und abgeschnitten
Das Filzstück zur Stabilisierung wird nicht mit eingenäht, sondern später aufgeklebt.
So sehen die fertig genähten Blüten im Detail aus.
Wer eine Broschennadel anbringen möchte, kann diese mithilfe des Filzstücks auf die Rückseite kleben (mit Uhu Kraftkleber klebt sich Stoff und Filz, aber auch Leder ganz hervorragend). Das Filzstück sorgt dafür, dass die Blüte verfestigt wird und als Brosche flach bleibt.
Auch bei anderen Dekozwecke hilft das Filzstück, eine Befestigung zu anderen Untergründen herzustellen, ohne die Blüte in Mitleidenschaft zu ziehen.
So sehen die aus den anfangs gezeigten Stoffresten hergestellten Stoffblüten aus.
An einer Hutkrempe zeigen sich die Blütenbroschen von ihrer schönsten Seite!
Sicher fallen Dir noch -zig andere Möglichkeiten ein, solche Blüten dekorativ einzusetzen.
Probier es einfach einmal aus!
Für die hier angefertigte Sammelbestellung von 12 Blüten habe ich inkl. Stoff rein- und rausräumen 6 Stunden gebraucht und dabei meinen Polyester-Stoffvorrat dezimiert.
Was bei dieser Upcycling-Idee sehr schön ist, dass man Größe und Dimension der Blüte je nach Einsatzzwecke skalieren kann, und einem für romantische Blütendekorationen alle Möglichkeiten offen stehen.
Der Beitrag wird verlinkt beim Creadienstag, auf Dienstagsdinge und auf Handmade on Tuesday.
Blumige Grüße sendet Dir Edna Mo
PS: in meiner Rubrik "Upcycling" findest Du noch weitere Ideen, wie man alte Jeans und T-Shirts weiter verwenden oder durch Bedrucken und Bestempeln aufwerten kann.