10. Januar 2020
Ja, ich weiß. Kunstharz oder Resin ist als kreatives Material für Transparenz und eine glasähnliche, hochglänzende Optik bekannt. Auch ich habe jahrelang daran gearbeitet, mir all die handwerklichen Tricks beizubringen, die genau so ein Endergebnis erzeugen.
So, und jetzt lege ich mal den Rückwärtsgang ein und mache das Gegenteil. Denn Kunstharz ist als Werkstoff auch für viele andere dreidimensionale Anwendungen gut. Ich habe da ein paar Ideen in petto, die sich von der glatten und technischen Ästhetik entfernen werden, und mit diesem kleinen Blog-Tipp möchte ich diese Kehrtwende sanft einläuten.
In erster Linie ist das eine Geschmacksfrage: Struktur und irreguläre, organische Oberflächen sind zwischenzeitlich "en Vogue", was bedeuted, dass man als Betrachter eine raue Oberfläche nicht mehr wie bisher als "unfertig", sondern als "interessant" empfindet.
Der Trend, Accessoires mit möglichst vielen spannenden Oberflächenstrukturen zu kombinieren, ist nach wie vor ungebrochen. Beim Schmuck ist alles erlaubt, und der Mix aus Glatt und Rau, Glänzend und Matt sowie die Kombination verschiedenen Materialien ermöglicht eine Vielzahl neuer Stile.
Erst mal die Eingießränder glatt schleifen und glänzend polieren. Und dann alles wieder kaputt machen! Yeah!
Ich habe die hier gezeigten Armreifen mit transparentem Harz und glänzenden Silikonformen gegossen, die Eingießränder sauber bearbeitet, und bin ihnen dann mit einem Fräsaufsatz zu Leibe gerückt.
Kaum zu sehen, aber dieser Fräsaufsatz hat einen winzigen Kugelkopf.
Statt des Dremels habe ich den Nagelfräser als Werkzeug gewählt, da er deutlich langsamer dreht und sich damit besser führen lässt.
Damit ich die Bude nicht komplett mit dem krebserregenden Staub flute, habe ich mir eine Schleifkiste gebaut, in der ich diese dreckintensivern Tätigkeiten einigermaßen kontrolliert durchführen kann.
Hier ein älteres Fotos, bei dem ich die inneren Eingießränder von Armreifen mit dem Nagelfräser bearbeite.
Eine Art krakelierte Oberflächenstruktur zu erzeugen, die nicht nach "ich hab mal mit dem Nagelfräser herumexperiment" aussieht, sondern abstrakt und unregelmäßig ist.
Im Grunde ist das gefräste Muster eine Art diagonales Karomuster, das aufgrund der Aussetzer und Hüpfer, die der Fräskopf auf der glatten Oberfläche vollführt, automatisch unregelmäßig wird. Man muss sich so ein bißhen eingrooven, bis man Druck auf den Fräskopf und Zugrichtung mit dem Handstück einigermaßen kooridniert bekommt.
Leider braucht man ordentlich Ausdauer.
An der Armreif-Manschette habe ich nur gut 20 Minuten herumgewerkelt, die beiden schmalen Armreifen haben mich eine gute Stunde und eine ordentliche Verspannung in der Schulter gekostet.
Aber gut schaut das schon aus!
Besonders schön funktioniert die Struktur natürlich auf einer glatten und glänzenden Oberfläche.
Ah na, das ist echt höllisch anstrengend. Von den Armreifen wurden Silikonformen angefertigt, so dass zukünftig bereits strukturierte Armreifen gegossen werden können. Beziehungsweise: geklappt hat das bisher nur mit der Armreif-Manschette. Hier muss nachträglich nur noch der Eingießrand geglättet und dann kurz mit dem Fräsaufsatz kreuz und quer angehaucht werden.
Meine Versuche, vernünftige Silikonformen für die schmalen ovalen Armreifen anzufertigen, sind bislang gescheitert. Ich habe ja das hehre Ziel, nachträglich nur noch so wenig Fräsarbeit wie möglich zu leisten, und dafür eine zweiteilige Form ersonnen, die in einem Block gegossen und nachträglich aufgeschnitten wird. Ich habe mich beim Öffnen aber um wenige entscheidende Millimeter verschnitten, so dass die Harz-Replik völlig untauglich aus der Form kam. Da werde ich mir noch eine andere Herangehensweise überlegen.
Das hier war nur eine kleine Fingerübung. Ich hoffe, mich für meine Kollektionen in Spe in einer ganz andern Optik präsentieren zu können. Da der Weg von der Idee über das Modell, via der Silikon-Abformung bis zu einem Resin-Objekt bei mir immer rund ein Jahr dauert, were ich wohl erst zum Winter die ersten Exponate fertig haben. Bis dahin wird auch noch viel Glattes und Glänzendes auf dem Blog mit Euch geteilt werden.
Raue Grüße sendet Dir
Edna Mo