29. Januar 2015
Das Einbetten ist der erste Haken, den das Medium Giessharz dem geneigten Bastler ins Fleisch schlägt. Damit fängt es fast immer an. Es ist, wenn man so will, eine fesselnde, machtvolle Tätigkeit.
Das Harz hält fest für ewig, eingebettete Objekte werden dem Strudel der Zeit entrissen und vor dem Verfall konserviert. Wenn man Dinge einbettet, ist man Gott. Aber auch Doktor Frankenstein, der dem Tod ein Schnippchen schlägt, man ist Jabba der Hutte, der Han Solo in Carbonid einsperrt.
Große Geister bestimmen, was für lange Zeit durch die Jahrhunderte schreitet. Und als derjenige, der Objekten mit Harz zu Leibe rückt, ist man das auch.
Rein praktisch betrachtet, hat das Einbetten seine eigenen Tücken. Da lösungsmittelhaltige Substanzen miteinander Karamba machen, sind Einbettungen von Veränderung bedroht. Das schmälert leider den Erfolg von Doktor Frankenstein, aber eigentlich wissen wir das ja bereits aus Literatur und Co., dass man, was das Eingreifen ins Zeitgefüge angeht, äußerst demütig sein sollte.
Kurze Grundregeln des Einbettens:
- Man arbeitet in Schichten, damit das eingebettete Objekt vollständig von Harz umschlossen ist. Es dauert also eine Zeit.
- Fast alles, was man einbetten möchte, ist zu groß für die Formen, die man zur Verfügung hat. Daher: je kleiner, desto besser.
- Hat das Objekt vorher gelebt? Dann sollte man es erst vollständig trocknen lassen und dann vorsichtig mit Klarlack einsprühen, bevor es eingeharzt wird. Ich übernehme keine Gewähr für alles, was größer als eine Stubenfliege ist.
- Das Erinnerungsstück ist unbekannter Herkunft und Materialität und außerdem unwiederbringlich? Dann empfehle ich erst, ein paar Erfahrungen zu sammeln, bevor das gute Stück endgültig aus dem Hier und Jetzt ins Harz verschwindet. Wenn es erst mal drin ist, gibt es KEIN ZURÜCK mehr.
Heute spinne ich eine Idee weiter, die ich im letzten Herbst angerissen habe. Mein Thema wird sein: Einbetten mit Farbeffekten.
Die lufttrocknende Modelliermasse WePAM eignet sich hervorragend zum Einbetten, weil sie sich mit dem Giessharz gut verträgt und keiner weiteren Veränderung unterworfen wird. Anders als z. B. Fimo, welches oft von eine Luftschicht umhüllt und dann silbrig farblos wird, behält das WePAM seine leuchtende Ausstrahlung. Außerdem sind kleine WePAM-Modelle sehr schnell trocken, so dass man zügig weitermachen kann.
Schritt eins:
Formen auswählen
Einbettungsobjekt / Form / Effekte überlegen
Und: die untere Schicht gießen
Die untere Schicht ist die Bühne, vor dem die Einbettung inszeniert wird. Ich arbeite in diesem Fall mit farbigen Räumen. Wer einen völlig klaren Gießling möchte, lässt Pigmente weg.
Die Höhe der Form und das Volumen des einzugießenden Objekts bestimmen die Dicke der ersten Schicht. Nach oben sollten noch ein Millimeter Platz sein
In meinem Fall habe ich verschiedene Formen in der Höhe von 0,6 bis 2,5 cm ausgewählt und starte in den flachen Formen mit einer sehr dünnen Schicht. Beim keilformigen Ring gieße ich zunächst den Keil aus.
Schritt zwei:
Aus dem WePAM modelliere ich winzig kleine Elemente und orientiere mich in der Größe am verfügbaren Platz in der Form. Nach oben wird der Gießling mit einer Endschicht geschlossen, die Objekte sollten also nicht oben aus der Form herausragen.
Für die sehr flache Form mache ich flache Punkte, für die etwas volumigeren Formen knete ich organische Formen, die an kleine Blüten und Äste erinnern.
Über Nacht Grundschicht und WePAM trocknen lassen. Auch beim WePAM ist es wichtig, dass es nur völlig durchgetrocknet eingeharzt wird.
Schritt drei:
Die Objekte werden dann auf der Grundschicht positioniert. Mit ein paar Tropfen klarem Harz werden die modellierten Elemente an den Grundschichten fixiert. Trocknen lassen.
Dieser Schritt ist insofern wichtig, weil kleine Elemente oft auch sehr leicht sind. Ohne Fixierung schwimmen die Elemente an die Oberfläche, wenn man die Form komplett mit Harz füllt.
Alternativ wartet man nicht auf die Aushärtung der Grundschicht. Bereits nach ein paar Stunden ist das Harz geliert, so dass die Elemente auf der noch klebrigen Oberfläche der Grundschicht haften.
Schritt vier:
Wer an einem klaren Gießling arbeitet, kann nun die Form komplett mit Harz füllen. Wer mag, legt eine Hostapanfolie auf, um die Oberfläche glatt zu gestalten. Mir passieren bei Hostapan zu viele Luftblasen, so dass ich das fast gar nicht benutze.
Für die von mir gewünschten Farbeffekte mische ich Gießharz mit Pigmenten und lasse verschiedenfarbige Tropfen um die eingebetteten Elemente ineinenader fließen. Hier nur tropfenweise arbeiten, die Objekte sollen nicht überspült werden.
Mir ist an dieser Stelle ein kleines Mißgeschick passiert. Bei der flachen Form wollte ich eine weiße Rückseite gießen, da die Grundschicht sehr dünn und damit transparent ist. Dafür habe ich den Gießling umgedreht und wieder in die Form gesteckt. Das weiße Harz hat sich eine kleine Öffnung gesucht und ist komplett auf die Unterseite geflossen.
Rück- und Vorderseite. Eigentlich ganz interessant, aber so hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt.
Ich nehme das Schicksal, wie es kommt und arbeite an dem Punkte-Gießling weiter, in dem ich die Rückseite nun aufgieße und im nächsten Schritt die Luftblase auf der Vorderseite mit klarem Harz fülle.
Bei den Ringen füge ich weitere Farbeffekte hinzu. Nur die beiden rechteckigen Formen gefallen mir schon so gut, dass ich abschließend klares Harz bis zur Oberkante der Form auffülle.
Man merkt schon, dass das Einbetten sein eigenes Tempo hat. Jede Form ist anders, so dass sich meine insgesamt sechs Kandidaten in unterschiedlichen Fertigungsstadien befinden.
Der Gießling mit den Punkten ist fertig, hat aber aufgrund des Drehens und Wendens seine Kantenschärfe verloren. Bei solchen Fällen hilft es, das Stück einmal komplett zu Schleifen und zu kucken, was dabei passiert.
Schritt fünf:
alles ist fertig gegossen. Ist die Form gut gelungen, reicht es, scharfe Kanten mit dem Cutter abzuschneiden. Ich ziehe das Schleifen vor und bearbeite die Eingieß-Öffnungen und den Punkte-Gießling rundum mit vier Sorten Schleifpapier und Polierpaste.
Der Punkte-Gießling ist aufgrund der dünnen Schicht leicht verzogen, so dass die weiße Deckschicht beim Schleifen sehr transparent wird und an einigen Stellen die eingebetteten Punkte durchblitzen. Diese "used-optik" gefällt mir schon sehr gut und tröstet mich etwas über die unvorhergesehene Entwicklung dieses Gießlings hinweg. Um den Gießling perfekt zu machen, möchte ich auf der Vorderseite noch einige winzige Luftblasen eliminieren. Hier wird es bis zum fertig konfektionierten Stück also noch etwas dauern.
Die beiden rechteckigen Gießlinge sind fertig und werden gebohrt und als zusammenhängender Kettenanhänger konfektioniert. Sehr schön ist bei den Einbettungen immer der Blick von der Seite, da durch die farbigen Schichten und die optische Kantenbrechung ein tolle Räumlichkeit entsteht.
Das Fazit zu diesen Einbettungen: Ich habe ganz vergessen, wie tüftelig die Einbettungen und zahlreich die Arbeitsschritte sind, um diese kleinteiligen Inszenierungen zu gestalten. Andererseits ist die Wirkung immer eine besondere und der Aufwand insgesamt lohnenswert.
(Fotos der fertigen Ringe und des Punkte-Gießlings werden noch eingestellt, sobald fertig.)