6. Juli 2015
Vor über einem Jahr entstand nach zwei kläglich gescheiterten Anläufen meine erste Naturseife. Seitdem hat sich eine dicke Kladde an handgeschriebenen Notizen und Rezepte-Schmierzetteln angehäuft, die schon völlig verfleckt und abgegrabbelt ist, weil sie zu jedem Seifenkochen rausgeholt wird. Was mir fehlt, ist die nachträgliche "Bewertung". Viele Rezepte funktionieren aus den verschiedensten Gründen nicht, andere besonders gut. Gut wäre auch nach Monaten zu wissen, woran es im Detail gefehlt hat. Davon abgesehen ist es ist immer wieder ein Überraschung, wie die Seife nach der vierwöchigen Reifezeit tatsächlich funktioniert und welche Eigenschaften sie beim Waschen hat. Das habe ich leider bisher nicht dokumentiert und hole das an dieser Stelle nach.
Grundsätzlich
bin ich ein pragmatischer Typ und erwarte von einer Seife ein schönes Wasch-Erlebnis. Dazu gehört, dass sie gut schäumt, auch bei kaltem Wasser, und sich in der Hand gut anfühlt. Ein bißchen optische oder haptische Abwechslung finde ich auch sehr reizvoll. Wenn es duftet - toll. Aber ganz ehrlich: so intensiv wie industriell hergestellte oder auch Glycerinseife wird diese Naturseife niemals riechen.
Weniger aufregend finde ich den Ansatz, dass Seife wie Tortenstücke oder generell etwas Essbares aussehen soll, und auch den massiven Einsatz hochpreisiger Zutaten. Am Ende wäscht man sich damit seine klebrigen Achseln. Wenn das auf angenehme Weise geschieht - wunderbar.
Die Bibel fürs Seifenmachen mit genauen Schritt-für-Schritt-Anleitungen:
www.naturseife.com
Dort findet man auch einen Seifenrechner zur Ermittlung der richtigen Laugenmenge.
Los geht's mit den Rezepten:
1) Seifenkonfekt
Ist eine Abwandlung des klassischen 25 %-Rezepts (siehe Basisseife).
In diesem Fall habe ich eine Schicht kleingehackte dunkle Seife unter den mit roter lebensmittelfarbe gefärbten rosa Seifenleim gestreut. Eine weitere Möglichkeit, um verunglückte Seife unauffällig in gelungener unterzumogeln. (In diesem Fall war das Zufügen von zuviel Kakaopulver Schuld daran, dass sich die Seife beim Waschen unangenehm schleimig anfühlt. Urgs!).
Für die spannende Oberflächenstruktur habe ich Verpackungsmüll benutzt - also eine PET-Schale, in der Friséesalat verkauft wird. Da sich in vielen Verpackungsschalen tolle Strukturen und Muster verbergen, lohnt es sich, den Müll zu inspizieren, bevor er in die gelbe Tonne kommt - die nächste Seife dankt es Dir.
Bewertung: wie immer großartig, was Schaum, Festigkeit und Haptik angeht. Diesmal habe ich mit Ylang Ylang beduftet, was ganz gut so dieser merkwürdigen rosa Farbe passt.
Nachteil: durch die Wärme des Seifenleims hat sich die PET-Schale komplett verzogen. Eigentlich nicht weiter schlimm, nur die Seifenstücke haben recht krumme Außenkanten bekommen.
2) Basisseife
Je 25 % Kokosfett (Palmin), Margerine, Rapsöl und Olivenöl
Die Lauge wird angesetzt mit destilliertem Wasser und Milch, im Verhältnis 50 : 50
3) Shampooseife
Eine tolle Seife, in der alles verarbeitet werden kann, was der Kräutergarten hergibt. Fast alle Küchenkräuter haben einen klärenden Effekt auf die Kopfhaut und reinigen das Haar vorbildlich.
40 % Olivenöl (hier verwende ich gerne einen Kräuterauszug von frischem Thymian, Rosmarin oder auch Lorbeer)
20 % Rizinus, 15 % Distelöl, 15 % Kokosfett, 10 % Sheabutter,
Die Lauge wird angesetzt mit destilliertem Wasser, z.B. Brennesselaufguss oder Pfefferminztee.
Die Seife wird sehr fest und schäumt sehr gut. Insgesamt ist das eine tolle Seife, die ich für kurzes bis halblanges Haar uneingeschränkt empfehlen kann. Positiver Effekt ist das zusätzliche Volumen, da die Haare mehr Struktur und Stand bekommen. Da die Haare mehr verknoten als bei handelsüblichem Shampoo, ist die Seife allerdings nur bedingt für langes Haar zu empfehlen.
4) Orangenseife
50 % Margerine, 30 % Rapsöl, 20 % Distelöl
Dieses Rezept ist nicht zu empfehlen, es produziert krachharte, wenig schäumende Seife - der Margarineanteil ist zu hoch und hätte besser mit Olivenöl und Kokosfett ergänzt werden müssen. Wenn man es genau betrachtet, haben die gewählten Öle auch nur recht wenig hautpflegende Eigenschaften.
Um das zu verbessern wurde der ganze 1 kg Laib Seife nochmal kleingehackt und mit Olivenöl und Kokosfett wieder zusammengerührt. Der klumpige Seifenbrei wurde zum Aushärten in Muffinförmchen gefüllt. Daher kommen Form und Struktur der Seife, von Lebensmittelfarbe die freundliche Farbe.
Durch das nachträgliche Einschmelzen und Nachfetten wurden im Grunde keine wirklich besseren Eigenschaften erzielt, nur die Optik ist ganz spannend geworden.
Seit dieser misslungenen Seife mache ich nur noch das halbe Rezept. Ein halbes Kilo Unglück lässt sich leichter verkraften.
Silikontipp
Bitte die Silikonform nach dem Seifen nie wieder für Muffins verwenden, auch fürs Harzen sind einmal geseifte Silikonformen verloren - die Lauge macht die Oberfläche des Silikons matt.
1) Brennesselseife
50 % Margerine, 30 % Olivenöl, 20 % Walnussöl
Man sieht, parallel zur Orangenseife habe ich mich noch länger mit Rezepten mit hohem Margarineanteil beschäftigt. Hier ist die Seife von der Haptik zwar auch hart (Margarine!), allerdings machen sich hier die besseren Eigenschaften der Öle in Sachen Schaum positiv bemerkbar.
Für die Optik habe ich einen Ölauszug von getrockneten Brennesseln in Olivenöl eingesetzt, der 1/3 der Olivenölmenge ausmacht. Öl und Brennesseln habe ich dann einfach durch den Mixer gejagt und mit dem dunklen Ölbrei einen Teil des Seifenleims eingefärbt.
In die Seifenform kamen zuerst einige Pfefferkörner und darauf ein Teil des ungefärbten Seifenleims. Den gefärbten Seifenleim habe ich direkt aufgegossen.
Bewertung: das Rezept kann noch deutlich verbessert werden, da die Seife für meinen Geschmack doch recht hart ist. Aber die Optik ist mir zufällig toll gelungen.
2) Sheabutter-Seife (Eine Abwandlung der Basis-Seife)
25% Kokosfett, 25 % Kürbiskernöl, 25 % Wiesenkräuter-Rapsöl-Auszug, 25 % Sheabutter
Die Lauge wird angesetzt mit destilliertem Wasser und Milch, im Verhältnis 50 : 50.
Für meine Verhältnisse ist das eine hochpflegende Luxusseife, durch das wertvolle Kürbiskernöl und den hohen Anteil Sheabutter. Durch das Kürbiskernöl kommt die bräunliche Farbe zustande. Fühlt sich fest und weich an und wäscht mit feinporig-cremigem Schaum. Herrlich!
3) Kardamonseife
40 % Rapsöl, 30 % Margerine, 10 % Reiskeimöl, 5 % Distelöl, 5 % Walnußöl, 5 % Bienenwachs.
100 % Destilliertes Wasser, 100 g geschroteter Kardamon,
Das war eine der Seifen, die ich anfangs gar nicht mochte und dann furchtbar doll. Sie ist hart und der Kardamon ist wie Bimsstein. Schäumen tut sie eigentlich auch nicht besonders.
Allerdings: als Peelingseife zum Duschen ist die Seife toll. Wenn man für sich den richtigen Andruckpunkt gefunden hat, ist das Schrubbelerlebnis besser als eine Massage.
4) Zimtblütenseife (Eine Abwandlung der Basis-Seife)
Je 25 % Kokosfett (Palmin), Margerine, und Olivenöl.
Je 12,5 % Walnussöl und Rapsöl
Die Lauge wird angesetzt mit destilliertem Wasser, Milch und Sahne, im Verhältnis 50 : 25 : 25.
Im Rapsöl hatte ich für ein knappes halbes Jahr getrocknete Zimtblüten eingelegt. Öl-und Blütenmix habe ich dann gemixt und den Seifenleim damit komplett eingefärbt. Das hat die Seife so dunkel gemacht. Leider sind die Zimtblüten-Brocken viel weicher als der Kardamon, so dass es sich hier um eine viel zahmere Peelingseife handelt. Allerdings riecht sie wie ein Gewürzkuchen - lecker!
Im Übrigen habe ich auf der Oberseite der Seife noch ein bißchen gehackte dunkle missratene Seife untergemogelt.