6. Juni 2017
Seit meinem ersten Hautcreme-selbermachen-Erlebnis im September 2014 tüftel ich am idealen Rezept, dass mich vom Gesicht bis zu den Fußnägeln in eine geschmeidige Gesamterscheinung versetzt. Handelsprodukten kann ich seitdem wenig abgewinnen.
Da ist Zeug drin, dass ich aus verschiedenen Gründen nicht auf mein Gesicht klatschen mag. Vorrangig besteht eine handelsübliche Hautpflege aus Bestandteilen, die sie "funktional" und "begehrlich" machen: Duft, Farbe, Tonnen von Konservierungsmitteln, leichte Verstreichbarkeit auf der Haut, schnelles Einziehen, eine matte Oberfläche. Meist ist nur noch ein Minimum an tatsächlich hautpflegenden Bestandteilen enthalten.
Bei einer selbst gemachten Creme bestimme ich, was drin ist. Natürliche, unbedenkliche Bestandteile auf pflanzlicher Basis verschaffen mir einen maximalen Pflegeeffekt und ein gutes Hautgefühl. Dass ich für den Einkaufspreis einer exklusiven, veganen Bodybutter die 20-fache Menge eines vergleichbaren Produkts selber herstellen kann, ist für mich ein nicht unerhebliches Argument.
Es dauert eben nur seine Zeit, bis man sich das ideale Rezept für seine persönliche Lieblings- Creme erarbeitet hat.
Neulich waren meine Vorräte aus August 2016 dann doch einfach aufgebraucht und ich musste meinen Astralkörper notgedrungen mit einem Handelsprodukt salben.
Ich konnte förmlich zusehen, wie meine Haut an Armen und Beinen vertrocknete, in sich zusammenfiel, mit Hubbeln und Puckeln übersät wurde und zu Jucken anfing.
Zwei Wochen habe ich diesen Zustand ausgehalten und mich dann zur Creme-Herstellung an den Herd gestellt. Und endlich: welch Labsal, die Haut endlich wieder mit einer guten Pflege zu verwöhnen. Direkt vom Schneebesen auf trockene Knie und Ellebogen. Herrlich! Dass ich älter werde und die Haut eher zum Vertrocknen neigt, trägt zu dem Wunsch, reichhaltige Pflege anzuwenden, sicherlich bei.
Reichhaltig heißt bei mir, für eine Creme besonders hautpflegende Öle und nur mit einem reduzierten Wasseranteil herzustellen. In der Werbung für Kosmetik wird reichhaltig auch anders verwendet: mit besonders viel chemischen Inhaltsstoffe, die angeblich den Effekten der Hautalterung entgegenwirken.
Dass das totaler Quatsch ist, was die Werbung erzählt, muss ich Dir ja nicht erklären. Mir geht es auch nicht um Faltenreduzierung, sondern eher darum, ein entspanntes Hautgefühl zu haben, kein Spannen, kein Jucken, usw usf.
Schrittweise habe ich mich dem perfekten Rezept angenähert. Angefangen habe ich bei einer Öl / Wasser-Mischung von 1 / 2,25 und habe bei jedem neuen Herstellungsprozess den Wasseranteil reduziert.
Im aktuellen Rezept bin ich bei einem Mischungsverhältnis von etwa 1 : 1 und damit sehr zufrieden.
Beim letzten Rezept habe ich verschiedene Emulgatoren auspobiert.
Der Emulgator ist ein Mittel, dass Öl und Wasser hilft, sich miteinander zu verbinden. Ursprünglich habe ich mit Tegomuls gearbeitet, was eine sehr fluffige Konsistenz ergibt, aber bei höherem Öl/Fettanteil nicht mehr in der Lage ist, die Verbindung ordentlich herzustellen. Das bedeutet, dass das Wasser sich auslöst und sich mit der Zeit im Tiegel auf dem Boden absetzt. Dadurch wird die Creme pulvrig und fest und trocken, und lässt sich schlecht auf der Haut verstreichen.
Eine Erfahrung aus dem letzten Rezept war, dass Lanolin als Emulgator nicht nur den besten Pflegeeffekt mit sich bringt, sondern auch dafür sorgt, dass sich die Creme gut auftragen lässt. Nachteil: Glanzeffekt auf der Haut.
Um das zu optimieren, habe ich beim aktuellen Rezept Lanolin und Lamecreme in gleichen Teilen als Emulgator benutzt und das hat auf Anhieb gute Ergebnisse erzielt. Und weil ich kein Bienenwachs mehr hatte, habe ich es einfach weggelassen und stattdessen den Lanolin-Anteil erhöht.
Und das ist nun das aktuelle Hautcreme-Grundrezept.
Eine Anleitung, wie Creme hergestellt wird, findest Du hier.
1:1
Ö / W
80 g flüssige Bestandteile:
30 g Olivenöl, 30 g Mandel, 20 g Reiskeimöl
60 g feste Bestandteile:
20 g Sheabutter
20 g Lanolin (Emulgator und Konsistenzgeber)
20 g Lamecreme (Emulgator)
120 g Grünteeaufguß (Onti-Oxidant)
20 Tropfen Rokonsal zur Konservierung
Ätherische Öle zum Beduften: Teebaumöl (ich neige zu unreiner Haut), Maiglöckchen, Lavendel.
Das Rezept habe ich noch zweimal mit anderen Öl-Kombinationen variiert.
Nr. 4 b) Einmal ausschließlich mit 80 g Ölivenöl in den flüssigen Bestandteilen.
Olivenöl hat tolle hautpflegende Eigenschaften und ist vergleichsweise günstig.
Außerdem hatte ich noch den Rest eines Salbei-Kräuterauzugs, der endlich mal verarbeitet werden musste.
Nr. 4 c) Und einmal mit Ölen mit besonders rückfettenden und wasserhaushalt-regulierenden Eigenschaften, um die Creme vorrangig im Gesicht anzuwenden.
30 g Weizenkeimöl, 30 g Mandelöl, 20 g Soyaöl.
Da ich außerdem irgendwo ein Fläschchen mit Rosenwasser gefunden habe, wurde dies ergänzend zum Grüntee für den Wasseranteil genutzt. Es riecht wirklich sehr betörend.
Gegen den Glanz könnte ich in der nächsten Creme etwas Babypuder mit einarbeiten (leider führt das auch zu einer sandigen Konsistenz, was ich nicht so angenehm finde). Derzeit behelfe ich mich damit, dass ich das überschüssige Fett auf der T-Zone mit einem Kosmetiktuch abtupfe, als Mattierung reicht das schon aus.
Am Ende habe ich 1,5 Stunden Zeit für die Anfertigung der drei Cremsorten aufgewendet und rund 1,3 Kilo Creme hergestellt. Laut meinen Berechnungen müsste das (sofern ich keinen Bottich verschenke) wieder für rund 8 Monate Körperpflege ausreichen.
Da ich die Vorratsdosen immer im Kühlschrank aufbewahre und nur kleine Portionen für das Badezimmer abfülle, habe ich bisher auch keine Probleme mit ranziger oder verdorbener Hautcreme gehabt.
Das ist ja auch das Tolle am Selbermachen: ich bin mein eigenes Versuchskaninchen und kann die Wirkung meiner Creme im Langzeittest evaluieren.
Wenn Du Spaß am Selbermachen hast und an Körperpflege, probier die handgerührte Creme unbedingt aus. Das macht furchtbar Spaß, gute Laune und ein gutes Gewissen. Und jedes Eincremen ist ein Fest für die Sinne.
Mehr tolle kosmetische und unbedenkliche Selbermach-Ideen findest Du bei Heidi's Blog (Haarspülung für trockenes Haar) und eine tolle Sammlung von DIY-Rezepten bei Sunny's side of life.
Außerdem verlinke ich den Beitrag beim Creadienstag!
Seidig gesalbt grüßt Dich
Edna Mo